Chancen und Risiken beim Crowdfunding

Chancen-und-Risiken-beim-CrowdfundingCrowdfunding ist die Finanzierung junger Geschäftsideen durch die anonyme Masse von Kleinstinvestoren im Internet. Ist das Crowdfunding eine echte Chance für Kleinstinvestoren oder sind sie schutzlos der Willkür der Kapitalmärkte ausgesetzt? Die kleinen Sparer werden Mikroinvestoren genannt, da sie ab einem Anlagebetrag von fünf Euro dabei sind. Crowdfunding ist in Deutschland eine feste Größenordnung auf dem alternativen Kapitalmarkt geworden. Mehr als 100 Neugründer haben sich über diesen neuen Investitionstrend das benötigte Kapital für ihre Geschäftsideen beschafft. Ein Abwärtstrend ist nicht zu beobachten. Microinvestoren sehen Crowdfunding als ihre große Chance, die träumen davon, bei der nächsten großen Idee dabei zu sein. Kurz gesagt, sie träumen von dem nächsten Facebook.

„Haste mal 'nen Euro?“

Crowdfunding verzeichnet einen Zuwachs in Höhe von 200 Prozent. Die Vermittlungsplattformen für Crowdfunding funktionieren ähnlich wie eine Facebook-Seite. Jungunternehmer haben Gelegenheit, sich und ihre Ideen ausführlich zu präsentieren, inklusive Businessplan, Video und Lebenslauf. Sie hoffen, dass der Schwarm im Netz von ihren Ideen genauso begeistert ist wie sie. Bewegte sich diese Art der Finanzierung lange Zeit als Nischenprodukt auf dem alternativen Kapitalmarkt, so wird Crowdfunding langsam erwachsen. Selbst Zweifler sind nicht mehr in der Lage, diese Art der Kapitalbeschaffung zu belächeln, denn immerhin haben Jungunternehmer bereits 28 Millionen Euro realisiert. Die Crowdfunding-Szene ist bisher weitgehend unreguliert. Diese Tatsache gedenkt die Politik jetzt zu ändern, umso größer die Empörung ihrer Anhänger. Die Bundesregierung hat einen neuen Gesetzesentwurf vorgelegt, der nicht auf viel Gegenliebe stößt. Die Crowdfunding-Szene lebt davon, dass sie nicht so reguliert ist wie der reguläre Kapitalmarkt. Die zweitgrößte deutsche Vermittlungsplattform Companisto hat dem Gesetzentwurf nach einer ersten Durchsicht die rote Karte gezeigt. Die Politik bedrohe mit ihrem Eingreifen das Fortbestehen von Microinvesting in Deutschland. Der Gesetzesentwurf stehe in einem krassen Gegensatz zum Ziel der Regierung, mehr Wagniskapital für deutsche Unternehmer zu mobilisieren.

Companisto hält zusammen mit Seedmatch 90 Prozent Marktanteil unter den Vermittlungsplattformen für Crowdfunding. Seedmatch gibt auf seiner Homepageseite unverblümt zu, dass Crowdfunder eher mit dem Verlust ihres eingesetzten Kapitals als mit einer Rendite rechnen müssen. Jeder Microinvestor sollte seine Investitionen sinnvoll und mit Umsicht tätigen und nicht auf eine unwahrscheinliche Rendite im dreistelligen Prozentbereich schielen. Kleinsparer müssen sich auf einen Totalverlust gefasst machen und sich eingestehen, dass sie wahrscheinlich nicht bei der nächsten bahnbrechenden globalen Geschäftsidee dabei sein werden. Jeder Kleinstinvestor sollte das Geld investieren, das er für den Erhalt seines Lebensstandards nicht benötigt. Investitionen dürfen den Lebensstandard nicht gefährden.

Crowdfunding ist eine hochriskante Anlageform, die mit ein paar Mausklicks unkompliziert abgeschlossen wird. Seedmatch und Companisto verzeichneten in den vergangenen zwölf Monaten sieben Ausfälle. Diese Ausfälle sind nicht mit den Ausfällen zu vergleichen, die die große Finanzkrise seit dem Jahr 2008 zu verantworten haben. Diesen jungen Unternehmen ist das Kapital ausgegangen, sie konnten ihre Geschäftsidee nicht am Markt platzieren und haben ihre Zielvorgaben nicht erreicht. Experten von Seedmatch gehen von einer Ausfallrate in Höhe von 20 bis 25 Prozent innerhalb der nächsten vier Jahre aus. Noch lassen sich keine abschließenden Prognosen erstellen, da viele Finanzierungen durch die Crowd (Masse) erst wenige Wochen zurückliegen. Nach dem Willen des Gesetzgebers müssen Startups, die mehr als eine Million Euro beschaffen wollen, Informationsunterlagen erstellen und bei der Finanzaufsicht BaFin hinterlegen. Bisher bewegte sich ein kleiner Teil der crowdfinanzierten Gründer-Unternehmen oberhalb dieser Grenze. Startups, die sich unterhalb dieser Kapitalgrenze bewegen, müssen eine Informationsübersicht mit den involvierten Chancen und Risiken bei der BaFin hinterlegen. Diese Regulierung sehen Fachleute aus der Szene nicht gerne, da die Erstellung von Informationsmaterial die Schwarmfinanzierung verteuert. Abhängig von dem Finanzierungsvolumen liegen die Kosten bei 10 Prozent. Die Branche muss sich mangelnde Transparenz vorwerfen lassen. Anleger hätten kaum Möglichkeiten, die Chancen und Risiken seriös einzuschätzen. Mit dem „speziellen Finanzierungsvehikel des partiarischen Nachrangdarlehns“ (§ 488 BGB) werde eine Gesetzeslücke ausgenutzt.

Risikoverträgliche Kapitaleinlage

Der Alptraum der „Schwarmszene“ ist die Idee der Bundesregierung, dass Investoren die mehr als 250 Euro investieren, künftig das Informationsblatt ausdrucken, unterzeichnen und auf dem klassischen Postweg an die Plattform zurückschicken. Diese Vorschrift bezeichnet Bernhard Rohleder vom Hightech-Verband Bitkom als „Denken im Sparbuchformat und dem Einsammeln von Altpapierbergen“. Deutschland werde auf diesem Wege nicht zum digitalen Wachstumsland. Crowdfunding und Crowdinvesting unterscheiden sich. Beim Crowdfunding wissen die Investoren, dass sie ihr Geld wahrscheinlich nicht wiedersehen, da sie in kulturelle oder karitative Projekte investieren. Beim Crowdinvesting steht die Rendite im Vordergrund.

Chancen und Risiken:

Beim Crowdinvesting ist die Möglichkeit eines Totalverlusts hoch. Um optimale Chancen zu verwirklichen, sollten Microinvestoren in mehrere Unternehmen auf verschiedenen Crowdfunding-Plattformen investieren. Diese Vorgehensweise ermöglicht eine breite Risikostreuung (Risikospread). Als Richtgröße werden zehn verschiedene Projekte angesehen. Der Vorteil bei dieser Investmentart liegt in den kleinen Anlagebeträgen, die es Kleinsparern mit wenig Kapital ermöglicht, als Investor tätig zu werden. Wer sich über diese Finanzierungsart und das hinter dem geförderten Projekt stehende Unternehmen informiert hat, kann auch als Anfänger einsteigen.

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