Gründen "auf dem Land" - Chancen & Herausforderungen

Produktportfolio von Gastfreund ©Gastfreund GmbH

Von 0 auf 2000 Kunden in drei Jahren – Die Erfolgsstory des Allgäuer Start-ups Gastfreund

Das Allgäu, bekannt für seine wunderbare alpine Landschaft, saftige Wiesen und die gute Luft, ist ganzjährig ein beliebtes Urlaubsziel. Weniger bekannt ist das Allgäu für seine Gründerszene, auch wenn sie in den letzten Jahren stetig wächst. Denn auch hier gibt es Netzwerke und Initiativen, die dazu ermutigen sich auf dem Land eine Existenz zu schaffen. Es muss nicht immer Berlin sein. Urbanes Flair oder Bauernhof? - das möchte man als Städter leicht herablassend anmerken, doch statt sich an Klischees zu halten, lohnt sich ein genauer Blick auf das ländliche Setting und ein offenes Mindset. Metropolen würde man dies ohne Zögern entgegenbringen.

Statt sich mit Vorurteilen und vermeintlichen Defiziten zu beschäftigen, geht es bei der Entscheidung zur Gründung im ländlichen Raum darum, einfach die Ärmel hochzukrempeln und zu machen. Ist ein urbanes Umfeld wirklich entscheidend für erfolgreiches Gründen?

Ein Beispiel für ein klares „Nein“ auf diese Frage liefert die Firma Gastfreund. Das drei Jahre junge Unternehmen kann eine erfolgreiche Gründerstory vorweisen, welche auf dem Land begann und sich heute in fünf Ländern fortsetzt. Mit einer innovativen Idee hat sich das Start-up zum erfolgreichen Unternehmen etabliert, das mittlerweile weit über das Allgäu hinaus zahlreichen Regionen in Deutschland, Italien, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz aktiv ist.

Zu Beginn von Gastfreund stand die Idee, Hotellerie und Tourismus fit für die moderne Gästekommunikation zu machen. Mithilfe eines digitalen Medium, das Gastgebern eine zielgerichtete Kommunikation mit seinen Gästen ermöglicht und diesen gleichzeitig alle wichtigen Informationen bereitstellt. Die daraus entstandene App - eine digitale Hotelmappe mit integriertem Reiseführer - sorgt für modernen Informationsfluss und zusätzliche Kontaktpunkte zwischen Gastgeber und Urlauber.

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Vom ersten Konzept im Jahr 2013 bis zur Entwicklung des Prototyps verging rund ein Jahr, bis die Gastfreund GmbH mit einem kleinen Team und der digitalen Hotelmappe am Markt starten konnte.

Drei Jahre nach der Gründung ist Gastfreund größter Anbieter von digitalen Hotelmappen mit integrierten Reiseführern im deutschsprachigen Raum. Mit im Boot sind nun 57 Mitarbeiter, davon 44 in Vollzeit sowie zwei weitere Produkte: ein Infoscreen-System für Monitore und Fernseher und ein webbasiertes Tool zur Erstellung einer Hotelzeitung.

Erfolgsbarometer sind die über 2.000 Kunden, die das junge Unternehmen mit einer Nutzungsgebühr für seine technischen Angebote finanzieren.

Digitale Gästemappe, Hotelzeitung, Infoscreen-System ©Gastfreund GmbH

Digitale Gästemappe, Hotelzeitung, Infoscreen-System ©Gastfreund GmbH

Herausforderungen & Chancen, die Gründern auf dem Land begegnen

Unabhängig vom Ort gibt es für Start-ups ähnliche Herausforderungen, um sich am Markt zu behaupten. Dazu gehört die Investorensuche, erfolgreiches Netzwerken, gute Mitarbeiter einzustellen und zu halten, das eigene Produkt bekannt zu machen und es vor allem zu verkaufen.

Dabei gilt: direkt an die Sache herangehen, Chancen fokussieren und auch mal wagen zu scheitern. Die eigenen Ziele immer noch höher stecken und die Optimierung vorantreiben - das ist Daily Business für Gründer.

Start-up & Finanzen

Aller Anfang ist schwer. Ohne Investor wird es ein junges Unternehmen kaum schaffen am Markt groß zu werden. Die Angebote zur Vernetzung von Investoren und Gründern sind auf dem Land meist rar. Doch die Gründer von Gastfreund hatten Glück: Bei einer von der Hochschule Kempten initiierten Gründerlounge haben sie ihren späteren Businessangel und Mitgründer kennengelernt. Solche Chancen sind unbedingt notwendig – auch abseits von namhaften Start-up-Hotspots und Großstädten müssen Kreativität und Gründungskultur gefördert werden. In ländlichen Regionen und überall dort, wo es Hochschulen gibt.

Ländliches Netzwerken

Auf dem Land ist es für junge Gründer oftmals leichter aus der Anonymität heraus zu treten und den Kontakt zum lokalen Netzwerk mit Kommunalpolitik, Bewohnern und vorhandenen Unternehmen zu knüpfen, weil man nicht einer unter vielen ist. Klar, Konkurrenz belebt das Geschäft. Andererseits sticht man mit seiner Idee schneller heraus und kann noch freie Nischen am Markt für sich nutzen. Man kennt sich einfach auf dem Land. Und so führt das kleinere Umfeld zur Vernetzung und Unterstützung untereinander. Förderlich sind auch Initiativen wie die Kemptner Gründervilla oder Gründerstammtische, um gemeinsam den eigenen Standort zu stärken und die lokale Wirtschaft anzutreiben. Nicht umsonst gilt die Entwicklung von Gastfreund als die Gründerstory schlechthin der Hochschule Kempten.

Kreative Köpfe, gutes Team

Eine große Herausforderung im ländlichen Raum ist das Finden qualifizierter Mitarbeiter. Junge, gut ausgebildete Menschen, das „humane Kapital“ der Region. Häufig ziehen diese nach ihrer Ausbildung oder dem Studium in eine Großstadt, weil sie einen modernen Arbeitsplatz suchen oder dort bereits studiert, Kontakte geknüpft haben und bleiben wollen. Dieser Landflucht entgegen zu wirken, das sollte Ziel eines ländlichen Wirtschaftsstandortes sein.

Ohne Unterstützung von außen muss sich ein Start-up auf dem Land darauf einstellen, dass die Suche von neuen Mitarbeitern gerne länger dauert. Auch Gastfreund ist aufgrund der stetigen Expansion auf neue und gut ausgebildete Mitarbeiter angewiesen: vom Online-Redakteur, über den Vollblut-Vertriebler bis zum Senior PHP-Developer sind hier die unterschiedlichsten Berufe gefragt. Deshalb setzt Gastfreund auf eine gute Vorplanung und kreative Anwerbung von neuem Personal: Ein Job-Video für potentielle Bewerber.

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Zur „attraktiv für Mitarbeiter“- Strategie zählt auch ein freundliches und persönliches Miteinander. Spaß an der Arbeit und Leidenschaft gehören bei Gastfreund dazu. Ein ständiger Austausch untereinander und ein guter Teamspirit sorgen dafür, dass das junge Unternehmen so dynamisch wächst. Ein Team, das sich jeden Tag gerne für die Idee einsetzt, fördert die Entwicklung eines Start-ups ungemein.

Zudem bietet das Landleben beste, sogenannte weiche Standortfaktoren für Mitarbeiter. Das Leben im urbanen Raum ist anstrengend und teuer. Aber dort arbeiten, wo andere Urlaub machen – das hat einen unmittelbaren Einfluss auf die Lebensqualität und die eigene Zufriedenheit. Auch die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit ist auf dem Land begünstigt.

Leben im Allgäu ©Gastfreund GmbH, Ivan Selak

Leben im Allgäu ©Gastfreund GmbH, Ivan Selak

Vertrieb und Marketing auf dem Land

Wie bewerbe ich mein Produkt und wie verkaufe ich es? Steht erstmals der Prototyp des Produkts, dann heißt es: Feedback einholen, reagieren und testen. Am besten funktioniert das, wenn man direkt am Markt mit potentiellen Kunden an der Weiterentwicklung arbeitet. Nur so kann man die Idee an die Wünsche der Kunden anpassen und bleibt immer up to date. Das kann auf dem Land aufgrund der persönlicheren Ebene, der „Jeder-kennt-Jeden“-Mentalität, oft leichter fallen.

Nach demselben Prinzip entwickelt sich auch Gastfreund ununterbrochen weiter. Die einzelnen Produkte werden stets optimiert, die Produktpalette erweitert und an die Bedürfnisse von Hotellerie und Tourismus angepasst.

Wichtig für den erfolgreichen Vertrieb sind Mitarbeiter, die mit vollem Herz dabei sind und dem Produkt, der Firma sowie den Kollegen vertrauen – ein gutes Team eben. Nur so kann letztendlich der Vertriebler mit voller Überzeugung an den potentiellen Kunden herantreten und ihn überzeugen. Dabei ist der direkte Kundenkontakt im telefonischen Gespräch, per Mail sowie face-to-face unabdingbar.

In Zeiten der Digitalisierung und des Internets ist mittlerweile das Online-Marketing definitiv eines der wichtigsten Marketing-Instrumente, um das Unternehmen publik zu machen. Hier spielt es wohl keine Rolle, ob man seinen Sitz auf dem Land oder in der Stadt hat – schnelles Internet ist zur heutigen Zeit schließlich weit verbreitet. Anders schaut es allerdings aus, wenn es sich um die klassische Zusammenarbeit mit Kunden und im Falle von Gastfreund auch um Tourismusverbände handelt. Um einen direkten Kontakt zu Kunden gewährleisten zu können, hat das junge Unternehmen beispielsweise ein Kontaktbüro in Bozen eröffnet sowie Vertriebler und Partner direkt in den Zielregionen positioniert. Startups, die ihren Hauptsitz auf dem Land haben, können so ihre persönliche Betreuung und Reichweite erweitern.

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