Vorsicht bei Stellenanzeigen von Strukturbetrieben

Vorsicht bei Stellenanzeigen von StrukturbetriebenDiese Anzeigen verwenden ausgefeilte psychologische Tricks und wenden sich insbesondere an Menschen, die finanziell nicht auf Rosen gebettet sind. Sie lesen solche Aussagen wie „Heute noch Harz IV-Empfänger, morgen schon Millionär“ oder „5.000 Euro monatlich möglich ohne Arbeitseinsatz“. Träumen ist erlaubt, dabei sollte es dann aber auch bleiben. Ignorieren Sie solche Anzeigen und fragen Sie sich, wie realistisch diese Versprechen sind. Sind Sie in der Lage, mit einem seriösen Job ohne viel Arbeitseinsatz 5.000 Euro zu verdienen? Wohl eher nicht. Welcher Job bietet Ihnen so große Chancen, dass Sie innerhalb einer kurzen Zeit vom Harz IV-Empfänger zum Millionär aufsteigen? Wenn Sie nicht die Aussicht haben, einen reichen Onkel zu beerben, verabschieden Sie sich von dem Traum, eines Tages Millionär zu sein, erst recht dann, wenn Sie für dieses Vermögen nicht einmal arbeiten müssen. Denken Sie daran, dass Ihnen niemand etwas schenkt, schon gar nicht ein Vermögen ohne Gegenleistung.

Denken Sie ernsthaft darüber nach, warum diese Anzeigen immer in Anzeigenblättern auftauchen und nicht in den seriösen Jobbörsen großer Tageszeitungen. Auffällig ist, dass diese Anzeigen zwar viel Elan darauf verwenden, ihren Lesern ein großes Vermögen zu versprechen, jedoch keine Informationen zu der angebotenen Stelle geben. In allgemeinen Aussagen wie „Verkauf hochwertiger Produkte“ oder „Vertriebstätigkeit“ und „leicht erlernbare Tätigkeit“ erschöpfen sich die Angaben. Die neuen Mitarbeiter brauchen keinerlei Vorkenntnisse, denn Einarbeitung erfolgt vor Ort. Der Ton ist übertrieben locker und freundlich. Jeder seriöser Arbeitgeber gibt ausführliche Informationen zu seiner Stellenausschreibung und hat Ansprüche an seine zukünftigen Mitarbeiter. Hinter diesen Anzeigen verstecken illegale Strukturvertriebe und Schneeballsysteme. Drückerkolonnen machen die Teilnehmer abhängig und zwingen sie zu aggressiven und kriminellen Verkaufsmethoden, um den Unterhalt ihrer Schnellballsysteme zu finanzieren.

Die klassischen Drückerkolonnen wickeln Haustürgeschäfte ab und versuchen, Zeitschriften-Abos, Angebote von wenig bekannten Energieanbietern und Mitgliedschaften in wohltätigen Vereinen und Verbänden zu verkaufen. Auch in seriösen Branchen wie Finanzdienstleistungen und Versicherungen gibt es schwarze Schafe, die sich dieser aggressiven Verkaufsmethoden bedienen. Strukturvertriebe mit Schnellballsystemen sind aufgebaut wie eine Pyramide. Die Aufgabe der neuen Teilnehmer besteht ausschließlich darin, soviel neue Kunden, Mitglieder und Auftraggeber zu akquirieren wie möglich, gerne auch im Familien- und Bekanntenkreis.

Ist dieser Familien- und Freundeskreis erschöpft, müssen die Drücker sehen, dass sie weitere Aufträge an Land ziehen. Fremde reagieren misstrauischer als Menschen aus dem unmittelbaren sozialen Umfeld. Diese illegalen Strukturvertriebe sind mittlerweile weitgehend bekannt. Spätestens jetzt wird es für die Drücker der unteren Hierarchieebenen immer schwieriger, Aufträge zu platzieren. Von Ihrem Akquisitionserfolg hängt letztendlich auch ihr Verdienst ab. Reich werden nur die diejenigen, die diese kriminellen Machenschaften organisieren.

Oft stecken hinter solchen Schneeballsystemen keine werthaltigen Dienstleistungen oder Produkte, die normalerweise auf dem seriösen Wirtschaftsmarkt angeboten werden. Diese Strukturvertriebe, auch Pyramidenmodelle genannt, funktionieren ausschließlich durch die Anwerbung einer regelmäßig wachsenden Teilnehmerzahl. Für jeden neu geworbenen Teilnehmer erhält der Anwerber ein Kopfgeld, das der neue „Mitarbeiter“ zu bezahlen hat. Dieser wirbt nun seinerseits neue Mitglieder und erhält gleichfalls eine Werbeprämie. Die einzelnen Teilnehmer erzielen ausschließlich durch die Anwerbung neuer Mitglieder ihre Gewinne, die neben der Kopfprämie oft auch große Geldbeträge in das Schneeballsystem investieren. Das Geld fließt von den Teilnehmern der unteren Hierarchieebene zu denen der oberen Stufen des Pyramidensystems, also von unten nach oben. Diese Pyramidensysteme sind auf unbegrenztes Wachstum unter begrenzten Rahmenbedingungen aufgebaut und daher instabil. Eine Zeit lang geht es gut, bis der Kollaps nach etwa zwei bis drei Jahren eintritt, weil die kriminellen Machenschaften aufgedeckt werden oder sich keine zahlungskräftigen Teilnehmer mehr anwerben lassen.

Die Teilnahmegebühren von Neukunden finanzieren die Erfolgsprämien jetziger „Vertriebs-Mitarbeiter“. Mit diesen Einzahlungen werden Kunden und Teilnehmer der oberen Hierarchiestufen finanziert. Sind diese zufrieden, sind sie bereit zu neuen Einzahlungen, von denen sie wiederum profitieren, denn sie sind daran interessiert, das für sie lukrative System aufrecht zu erhalten. Auf allen Ebenen werden Neuinvestoren im großen Stil angeworben, denn nur so wird das System vor dem Kollaps bewahrt. Bleibt der Nachschub aus, droht der Zusammenbruch.

Fazit

Illegale Strukturvertriebe, Schneeball- Pyramidensysteme sind gut durchdacht, wachsen langsam und kollabieren am Ende umso schneller durch staatlichen Eingriff oder Erkenntnisgewinn kritischer Zeitgenossen, die nicht auf diese Betrügereien hereinfallen. Bei den Strukturvertrieben und Pyramidenmodellen stehen die Kunden mit den „Mitarbeitern“ des Vertriebs in Kontakt, während bei den Schneeballsystemen die Urheber meistens verschleiert werden. Werthaltige Produkte und Dienstleistungen sind nicht vorhanden.

Im Laufe der Zeit wird es für die „Vertriebler“ der einzelnen Stufen immer schwieriger, Neukunden anzuwerben, die das System jedoch zur Aufrechterhaltung braucht. Die Verdienste und Geldeinzahlungen sinken und parallel dazu steigt die Anzahl der Mitglieder, die nicht mehr in der Lage sind, ihren Anteil zu amortisieren. Auch die zuvor erfolgreichen Mitglieder wenden sich ab und wechseln das System. Es folgt der zwangsweise Kollaps, da die Zahl der Teilnehmer und ihre Investitionen exponentiell wachsen müssen, um das System aufrecht zu erhalten, was in einer Welt der begrenzten Ressourcen jedoch nicht möglich ist.

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