Club of Rome - Die Grenzen des Wachstums

Club-of-Rome-Die-Grenzen-des-WachstumsDer Club of Rome wurde im Jahr 1972 als nicht kommerzielle Organisation mit dem Ziel des globalen Gedankenaustausches zu verschiedenen internationalen politischen Themen gegründet. Diese politischen Themen sind eng mit den dringenden Fragen der globalen Wirtschaft und der damit einhergehenden liberalisierten Märkte verbunden. Die Politik eines Landes bestimmt auch immer die jeweilige wirtschaftliche Ordnung. Diese Tatsache bewies der Club of Rome bereits in seinem Entstehungsjahr, als er seine während des 3. St. Gallen Symposiums vorgestellte Studie „Die Grenzen des Wachstums (Originaltitel: The Limits of Growth) vorstellte. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Liberalisierung der globalen Wirtschaft stellte die Studie fest, „dass das aktuelle individuelle lokale Handeln aller globale Auswirkungen hat, die jedoch nicht dem Zeithorizont und Handlungsraum des Einzelnen entsprechen.“ Der Club of Rome gab diese Studie mit finanzieller Unterstützung der Volkswagenstiftung (eine Million DM) in Auftrag. Das Institut für Systemdynamik legte seinen Forschungen ein Weltmodell zugrunde, dass fünf Tendenzen globaler Wirkung untersuchte: Bevölkerungswachstum, Industrialisierung, Ausbeutung von Rohstoffreserven, Unterernährung und Zerstörung von Lebensraum. Die Forscher setzten Szenarien mit unterschiedlich vorhandenen Rohstoffreserven und verschiedenen Effizienzmodellen landwirtschaftlicher Produktion an. Weitere Berechnungen erfolgten mit den Modellen zur Geburtenkontrolle und Umweltschutz, wobei die Forscher auch hier von jeweils verschiedenen Berechnungsmodellen ausgingen.

Die Studie ist als Buchform in verschiedenen Auflagen erschienen. Bis heute sind über 30 Millionen Exemplare über den Ladentisch gegangen, ein Indiz dafür, dass dieses Thema in unserer Zeit aktueller denn je ist. 1973 wurde der Club of Rome für seine Studie mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Schon vor vierzig Jahren kamen die Forscher des international aufgestellten Projektteams zu dem Schluss, dass die absoluten globalen Wachstumsgrenzen innerhalb der nächsten einhundert Jahre erreicht werden, sollte die aktuelle Zunahme der Industrialisierung, der Weltbevölkerung, der Nahrungsmittelproduktion, der Umweltverschmutzung und der Ausbeutung natürlicher Rohstoffressourcen unverändert anhalten. Dabei entwickeln die fünf Tendenzen globaler Wirkung interdisziplinäre Synergieeffekte, das heißt, sie ergänzen sich zwangsweise gegenseitig. Die Entwicklung der Industrialisierung hat in den letzten 200 Jahren automatisch ein Wachstum der Bevölkerungszahl mit sich gebracht, da durch die modernen Errungenschaften wie Elektrizität, verbesserte Infrastruktur, vereinfachte Arbeitsbedingungen, bessere medizinische Versorgung und noch vieler weiterer Annehmlichkeiten die Sterblichkeit der Bevölkerung abgenommen hat, während die Geburtenrate und die Lebenserwartung auf der anderen Seite zunahmen. Mit der Steigerung der Bevölkerungszahl müssen gleichzeitig die Wirtschaftsleistung und die Produktivität zunehmen, um alle Menschen auf der Erde langfristig zu ernähren. Um diese Voraussetzung zu schaffen, brauchen Menschen und Wirtschaft immer mehr Rohstoffressourcen, deren Abbau unweigerlich eine immer höhere Umweltverschmutzung mit sich bringt. Damit wirkt sich der Anstieg der Bevölkerungsanzahl automatisch auf die Rohstoffproduktion aus.

Unverantwortlicher Unsinn?

Die Studie stellt weiterhin fest, „dass diese wirtschaftsfördernden Aspekte des Bevölkerungswachstums bei einer Grenzüberschreitung des Wachstumspotentials in das genaue Gegenteil umschlagen, da die Kapitalabnutzung größer ist als die Investitionsrate.“ Vereinfacht gesagt heißt das, die Kosten der Rohstoffgewinnung sind größer als der daraus gezogene Ertrag. In diesem Fall würde die Rate des Bevölkerungswachstums das Industriekapital negativ beeinträchtigen. Die Studie wurde jedoch nicht nur positiv aufgenommen, sondern löste angesichts ihrer „Katastrophenszenarien“, die Newsweek in ihrem Leitartikel vom 13. März 1972 als unverantwortlichen Unfug bezeichnete, heftige Diskussionen aus. Newsweek bezeichnete die Studie als von subjektiv geprägten Zukunftsvisionen durchdachte Propaganda. Andere Kritiker betonten, die Studie würde den technologischen Fortschritt, der in der von ihr berechneten Zeitschiene sicherlich eintreten würde, nicht berücksichtigen. Besonders umstritten war die Studie hinsichtlich der nicht regenerierbaren Rohstoffe wie Kupfer, Zink und Uran, die innerhalb der angelegten Zeitschiene von einhundert Jahren selbst bei regelmäßigen Preiserhöhungen knapp werden könnten.

Zwanzig Jahre danach

Im Jahr 1992 folgte eine Nachfolgestudie unter dem Titel „Die neuen Grenzen des Wachstums“, in die aktuelle Erkenntnisse wie größere Rohstoffvorkommen und eine verbesserte Datensituation einflossen. Zwanzig Jahre zuvor konnten die Forscher die Klimaentwicklung durch Treibhausgase aufgrund des technischen Fortschritts noch nicht vorhersehen. So wurde das Thema Umweltverschmutzung an die aktuellen Verhältnisse angepasst. Auch die einzelnen Kapitel der neuen Studie endeten überwiegend mit „Grenzüberschreitung und Zusammenbruch“. Dennoch machten die Forscher Hoffnung auf ein Licht am Ende des Tunnels, indem sie verkündeten, ein Gleichgewichtszustand sei durch Produktionsbeschränkung, Geburtenkontrolle, Ressourcenschonung, Technologien zur Emissionsbekämpfung und Erosionsverhütung zu erreichen.

Dreißig Jahre später

Im Jahr 2004 folgte das „30-Jahre-Update“, wieder auf der Grundlage der aktuellen Datensituation. Dieses Update beschäftigt sich mit dem Überschreiten der Wachstumsgrenzen in dem Zeitraum von 2002 bis 2100. Darin sagen die Forscher einen Kollaps (overshoot and collapse) voraus, sollte die Weltordnung mit ihrem Modell „business as usual“ weitermachen. Wenig ermutigend ist die Vision, dass diese Tendenz selbst bei einem engagierten Umsetzen von Effizienz- und Umweltstandards nicht umkehrbar sein wird. Ausschließlich eine überdurchschnittlich ambitionierte Mischung aus Konsumeinschränkung, Geburtenkontrolle, Reduktion des Schadstoffausstoßes, drastischem Herunterfahren der Ausbeutung natürlicher Rohstoffe und einer großen Anzahl weiterer Maßnahmen ist in der Lage, eine nachhaltige Weltbevölkerung und ausgewogene Lebensbedingungen zu ergeben, wenn man von der heutigen Bevölkerungsanzahl in Höhe von acht Milliarden Menschen ausgeht.

„Already beyond“ – Zeit zur Umkehr

Zehn Jahre später erfolgte eine erneute Aktualisierung mit der 40-Jahresprognose bis zum Jahr 2052. Hier wurde allerdings keine erneute Studie in Buchform herausgegeben, sondern Nachwuchswissenschaftler trafen sich auf einem wiederum durch die Volkswagenstiftung finanziertem Symposium, um die aktuellen Wirtschaftsfragen auf der Grundlage neuester Erkenntnisse zu diskutieren.

Fazit

Die Urstudie „Die Grenzen des Wachstums“ steht in einer langen Tradition wachstumskritischer Veröffentlichungen. Bereits die Bibel sprach sich gegen jede Art der Gier und kapitalistischen Wirtschaftswachstums aus. Das bekannteste Verbot und die stärkste Kritik ist das Zinsverbot. Bereits Han Fei-Tzu wusste ca. 500 v. Chr.:„Die Menschen meinen, fünf Söhne seien nicht zu viel und jeder Sohn habe fünf Söhne; wenn der Großvater stirbt hat er fünfundzwanzig Nachkommen. Deshalb gibt es immer mehr Menschen und ihr Reichtum schwindet dahin; sie arbeiten hart um geringen Lohn.“

Aristoteles schloss sich dieser Kritik 322 v. Chr. an: „Die meisten Leute meinen, ein Staat, der die Menschen glücklich machen könne, müsse groß sein; aber selbst wenn sie recht haben sollten, wissen sie doch nicht, was eigentlich Groß und Klein bei Staaten bedeuten soll... Auch für die Größe von Staaten gibt es eine Grenze, so wie für jedes andere Ding, für Pflanzen, Tiere und für Handwerkzeuge; denn diese Dinge verlieren ihre natürliche Wirksamkeit, wenn sie zu groß oder zu klein sind; entweder gehen sie völlig ihrer Eigenart verlustig oder sie werden zerstört.“

Zu guter Letzt sei noch Thomas Robert Maltus mit seinem Aufsatz „The Principle of Population“ genannt, der bereits im Jahre 1798 vor der Bevölkerungsfalle warnte. „Technischer Fortschritt, der zu einer effizienteren Nutzung von Rohstoffen führt, kann dennoch zu einem Mehrverbrauch dieser Rohstoffe führen“. (William Stanley Jevons)

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