Dein Bus befindet sich in der Insolvenz

DeinBus

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„Junges Unternehmen mischt den Fernbusmarkt auf!“ Mit dieser Headline machte die DeinBus.de GmbH aus Friedrichshafen am Bodensee in einer Pressemitteilung aus Juni 2010 erstmals bundesweit auf sich aufmerksam. Begonnen wurde zunächst mit dem Angebot einer Bus-Mitfahrzentrale, und seit November 2011 wurde der Fernbuslinienverkehr in Deutschland sowie zu Nachbarländern hin wie Frankreich, Niederlande und Tschechien aufgenommen. Eine Unterlassungsklage der Deutschen Bahn AG wurde im April 2011 abgewiesen. Dreieinhalb Jahre später macht das Unternehmen erneut Schlagzeilen, dieses Mal mit „DeinBus befindet sich in der Insolvenz“.

Existenzgründung von innovativen Studenten

Ideenschmiede für das bundesweite Fernbusunternehmen war die Zeppelin Universität in Friedrichshafen. Drei Studenten entwickelten die Idee einer Bus-Mitfahrzentrale und gründeten die Yourbus GmbH. Der Busbetrieb lief erfolgreich an und entwickelt sich innerhalb kurzer Zeit zu einem beliebten Verkehrsmittel. Daran störte sich die Deutsche Bahn AG und klagte gegen das Startup-Unternehmen, jedoch ohne Erfolg. Das Landgericht Frankfurt am Main stellte in seinem Urteil fest, dass das Unternehmen wettbewerbskonform sei. Da die Klägerin auf eine Berufung verzichtete, wurde das Urteil rechtskräftig. DeinBus.de konnte ab jetzt ungestört seinen Geschäftsbetrieb ausüben und expandieren. Belohnt wurde das mutige Geschäftsmodell mit der 2010er Auszeichnung des Nachrichtenportals Deutsche Startups als das drittbeste Startup-Unternehmen.

Liberalisierung des Fernbusmarktes erweitert den Fernbusmarkt

Der Bekanntheitsgrad von DeinBus.de stieg unter anderem durch bundesweite Presseberichterstattungen. Das Streckennetz wurde nach der Rechtsklarheit ab Mitte 2011 kontinuierlich ausgebaut. Die Städte Düsseldorf, Köln und Frankfurt am Main waren regelmäßig mehrere Male wöchentlich das Ziel zu beiden Richtungen hin. Weitere Verbindungen innerhalb Deutschlands sowie in das angrenzende Ausland folgten. Die fortschreitende Gesetzgebung bis hin zur Liberalisierung des sogenannten innerdeutschen Fernbusverkehrs ab Januar 2013 wurde konsequent genutzt. Doch mit zunehmender Zeitdauer und der Marktöffnung wuchs auch die Konkurrenz. In einer Marktwirtschaft wie Deutschland ist es normal und gängige Praxis, dass, wie es heißt, jeder ein Stück vom großen Kuchen abhaben möchte. Der Markt an Fernreisen wurde zusehends größer, aber ebenso das Angebot der Anbieter. Zum Marktführer entwickelte sich die MFB, die MeinFernbus GmbH mit Sitz in Berlin bei einem Anteil von bundesweit deutlich über vierzig Prozent. Flixbus, ADAC Postbus, City2City oder Berlinlinienbus folgten mit teilweise deutlichem Abstand. DeinBus.de konnte da nicht mithalten und hat am 3. November beim zuständigen Amtsgericht einen Antrag auf Regelinsolvenz gestellt. Noch wenige Wochen vorher waren neue Fernbusziele ab Böblingen und ab Neu-Ulm in Betrieb genommen worden.

Betrieb wird fortgesetzt, Fahrscheine bleiben gültig

Der vorläufige Insolvenzverwalter der mittlerweile in Offenbach am Main ansässigen Firma beurteilt die Aussichten vorsichtig optimistisch, das Fernbusunternehmen erfolgreich durch das Insolvenzverfahren führen u können. Für die zwei Dutzend Mitarbeiter ist die Lohnfortzahlung bis auf Weiteres gesetzlich gesichert. Der Fernbusbetrieb läuft weiterhin uneingeschränkt, und alle Fahrscheine behalten ihre Gültigkeit. Das sind die Kernpunkte einer Pressemittelung vom 11. November. Einziger Grund der Insolvenz ist eine Überschuldung des Unternehmens. Die finanziellen Ressourcen und Reserven waren und sind einfach nicht ausreichend hoch, um mit der Konkurrenz mithalten zu können. Das steigende Angebot an Unternehmen hat die Preise deutlich gedrückt, sprich gesenkt. DeinBus.de musste mithalten, um konkurrenzfähig zu bleiben. Bei steigenden Ausgaben im laufenden Betrieb sowie durch notwendige Investitionen reduzierten sich die Einnahmen. Diese Situation war mangels finanzieller Reserven nicht aufzufangen. Verhandlungen zur Kooperation oder Fusion mit anderen Mitbewerbern verliefen erfolglos. Das Unternehmen wurde buchstäblich alleingelassen und musste wegen Zahlungsunfähigkeit die Insolvenz anmelden.

Zur Lösung gehört, wie es genannt wird, frisches Kapital. Ob das branchenfremd oder branchenintern möglich ist, wird zurzeit vom vorläufigen Insolvenzverwalter, gemeinsam mit der Geschäftsleitung von DeinBus.de, ausgelotet. Die Frage, welche von beiden die bessere Lösung ist, kann momentan noch nicht abschließend bewertet werden.

Feststeht, dass die Fernbusflotte von DeinBus.de auch bis auf Weiteres durch Deutschland rollen wird.

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