Ein Vergleich: Finetrading versus Factoring

Ein Vergleich - Finetrading versus FactoringFinanzierungsinstrumente gibt es viele, daher sollten Sie alle Alternativen auf den Prüfstand stellen. Factoring ist schon lange kein Nischenprodukt mehr und ein beliebtes Finanzierungsinstrument, das sich flexibel an die eigenen Unternehmensbedürfnisse anpassen lässt. Es gibt ein weiteres Finanzierungsmodell, dass sich hinter dem Factoring nicht verstecken muss: Finetrading. Diese Finanzierungsart bietet für alle Beteiligten enorme Vorteile. Als Einkäufer erhalten Sie ein Zahlungsziel von bis zu vier Monaten mit flexiblen Rückzahlungsmodalitäten, erhöhen Ihre Liquidität und verkürzen Ihre Bilanz. Ihr Lieferant vermeidet das Kreditausfallrisiko und bekommt sein Geld pünktlich ausbezahlt.

Finetrading: Der Ablauf

Auf den ersten Blick scheint es keinen Unterschied zum Factoring zu geben. Beide Finanzierungsinstrumente dienen den involvierten Parteien dazu, ihre Liquidität zu erhöhen, die Bilanz zu verkürzen und das Kreditausfallrisiko zu minimieren. Beide Finanzierungsarten erhöhen den Cash Flow und damit das Working Capital. Finetrading ist eine Einkaufsfinanzierung. Wie das Factoring ist sie eine bankenunabhängige Finanzierung von Unternehmen. Gegenstand von Finetrading sind wie beim Factoring die Debitorenrechnungen in Form von Ansprüchen aus Forderungen. Allerdings werden die Debitorenrechnungen beim Finetrading nicht im Paket als Forderungen veräußert wie beim Factoring. Der Finetrader tritt als Intermediär (Vermittler) zwischen Käufer und Lieferant auf. Er finanziert das ausgehandelte Geschäft vor, indem er durch Rechnungskauf als Debitor des Lieferanten in das Geschäft eintritt.

Er bezahlt die Rechnung des Lieferanten unmittelbar nach der Geschäftsabwicklung (Warenlieferung) und räumt dem Warenabnehmer (Käufer) ein verlängertes Zahlungsziel von 120 Tagen ein. Der Lieferant erhält das Geld aus seinen Rechnungsansprüchen gegen den Käufer umgehend durch Rechnungsverkauf an den Finetrader. Den unmittelbaren Liquiditätszufluss kann er sofort verwerten und in seine mittel- bis langfristige Finanzplanung einbeziehen. Zudem erreicht er durch diese verbesserte Liquiditätssituation eine Bilanzverkürzung. Der Finetrader berechnet für seine Dienstleistung eine individuelle von der Dauer und Nutzung abhängige Stundungsgebühr. Die Bonität (Rating) des Finetrading-Nutzers entscheidet über die Höhe der Stundungsgebühren.

Der Finetrader schaltet das Kreditausfallrisiko durch den Abschluss einer Warenkreditversicherung aus. Die Sicherheit der Transaktion ist demzufolge garantiert. Finetrading wird von Unternehmen angewendet, die Rohstoffe und Waren für ihre Leistungserbringung benötigen. Diese Rohstoffe und Waren müssen sie vorab einkaufen. Durch das Finetrading nehmen sie die Möglichkeit eines professionellen Outsourcings ihres Einkaufs in Anspruch. Dem Finetrader kommen zwei Rollen zu. Einerseits erwirbt er die Waren als Zwischenhändler im Namen des Käufers vom Lieferanten und andererseits tritt er als Kapitalgeber auf, da er das Warengeschäft vorfinanziert, bis der Käufer seine Verbindlichkeiten aus diesem Warengeschäft begleicht.

Finanziert werden ausschließlich Vermögensgegenstände, die nur kurzfristig in der Bilanz aktiviert werden und damit zum Umlaufvermögen gehören. Zu diesen Vermögenskosten gehören alle Vermögensbestandteile, die nur kurz im Unternehmen verbleiben wie Waren, Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, fertige und unfertige Erzeugnisse. Der Begriff Finetrading ist ein Wirtschaftsanglizismus und setzt sich zusammen aus den Wörtern „Finance“ und „Trading“, also „Finanzieren“ und „Handel“. Das Gerundium betont dabei besonders die bereits vollzogene Aktivität, den Handel, denn Käufer und Lieferant haben sich bereits auf den Vertragsabschluss geeinigt, wenn der Finetrader als dritte Partei als Warenabnehmer und Lieferant in das Geschäft eintritt und die Transaktion der gehandelten Ware ermöglicht. Nachdem sich alle Parteien über die Einschaltung eines Finetraders einig sind, läuft der Prozess in sechs Stufen ab:

1. Käufer und Lieferant verhandeln die dem Warengeschäft zugrundeliegenden Konditionen. Der Käufer erwirbt die Ware nach Rücksprache mit dem Finetrader.

2. Der Lieferant stellt die bestellte Ware durch Lieferung an den Käufer zur Verfügung.

3. Der Lieferant stellt seine Rechnung nicht an den Käufer der Ware, sondern an den Finetrader aus.

4. Der Finetrader begleicht die Rechnungssumme innerhalb des vereinbarten Zahlungsziels.

5. Der Finetrader stellt dem Warenkäufer eine Rechnung mit einem Zahlungsziel von 120 Tagen aus.

6. Der Abnehmer der Waren (Käufer) begleicht seine Verbindlichkeiten aus dieser Rechnung flexibel innerhalb des vorgegebenen Zahlungsziels.

Basel I und Basel II erschweren Unternehmen die Aufnahme von Krediten. Die restriktiven Bestimmungen erleichtern alternativen Kreditgebern den Zugang zum Finanzmarkt. Sie gewinnen mit ihrem Angebot bankenunabhängiger und alternativer Finanzierungsinstrumente zunehmend an Bedeutung für den Mittelstand. Finetrading richtet sich an den kleinen und gehobenen Mittelstand. Die Kreditlinien beginnen ab einem Einkaufsbedarf in Höhe von 100.000 Euro. Größere Einkaufslinien bewegen sich im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Die Finanzierung erfolgt in der Regel unterjährig revolvierend, das heißt, nach Begleichung der Verbindlichkeiten ist die Finanzierungslinie erneut einsetzbar. Die Einsatzzwecke sind breit gestreut und die Möglichkeiten vielfältig. Finetrading setzt dort an, wo Unternehmen Flexibilitätsdefizite in ihrem Wirtschaftszyklus ausmachen.

In diesen Fällen ist Finetrading sinnvoll:

1. Unternehmen, die dem Saisongeschäft unterliegen, können Spitzen ausgleichen und das benötigte Warenvolumen ordern, ohne die eigenen liquiden Mittel langfristig zu belasten.

2. Bevorratung von Rohstoffen, die auf den Märkten volatilen Einkaufspreisen unterliegen. Die Zahllast wird auf die nachfolgenden Monate mit Umsatzrückflüssen verteilt.

3. Unternehmen, die sich in einer Wachstumsphase befinden, benötigen schnell, unbürokratisch und flexibel Kapital. Durch Finetrading lassen sie sich kurzfristige Aufträge vorfinanzieren.

4. Unternehmen mit klassischen und langfristigen Kreditlinien bei ihrer Hausbank können mit Finetrading zusätzliche Linien realisieren, ohne weitere Sicherheiten stellen zu müssen.

5. Unternehmen können durch den Einsatz der Warenkreditversicherung ausreichend hohe Bestellvolumen realisieren, die ohne Finetrading so nicht möglich sind.

Abgrenzung zum Factoring

Finetrading ist als Finanzierungsmittel noch nicht so bekannt wie die etablierten Alternativen Factoring, Mezzanine, Leasing und Asset-Backed Security. Die Abgrenzung zum Factoring besteht darin, dass Finetrading den Wareneinkauf finanziert, der eine factorable Rechnung generiert. Im Wirtschaftszyklus setzt Finetrading einen Schritt früher an als Factoring. Während beim Factoring die Forderung erst nach Beendigung des Handelsgeschäfts veräußert wird, ist zum Zeitpunkt des Finetradings noch keine entstanden, da der Finetrader das Geschäft vorfinanziert und vor Warenlieferung und Rechnungsstellung in den Vertrag zwischen Lieferant und Warenabnehmer eintritt. Verkürzt gesagt übernimmt Finetrading die Vorfinanzierung von Warenbestellungen, während beim Factoring Forderungen nach Abwicklung des Handelsgeschäfts verkauft werden. Finetrading finanziert immer einen individuellen Geschäftsvorgang, während beim Factoring ein ganzes Paket Forderungen verschiedener Debitoren geschnürt und anschließend veräußert wird.

 

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