Der Factoring-Markt wächst beständig. Im Jahr 2003 wurden gerade mal 35.082 Millionen Umsatz in diesem Bereich gemacht, 2010 waren es schon 129.425 Millionen. Und ein Ende ist nicht in Sicht, immerhin besagte der Umsatz im vergangenen Jahr rekordverdächtige 244.300 Millionen Euro. Aber was bedeutet dies eigentlich für die Unternehmen und worauf sollten Unternehmen achten?
Die Umsatzzahlen präsentieren sich zuverlässig auf einer deutlich nach oben weisenden Geraden. Das bedeutet natürlich nicht allein, dass die Zahl der Factoring-Aufträge steigt, sondern auch die Menge des Geldes, welches auf diesem Weg umgesetzt wird. Wie deutlich die Summe steigt, offenbart ein Vergleich der Jahre 2014 bis 2018:
Neben den Zahlen ist die Zahl der eigentlichen Factoring-Kunden ebenfalls von Interesse. Diese hat noch gewaltigere Sprünge gemacht:
Diese Zahlen beweisen, dass nicht allein die Factoring-Summen stiegen, sondern vielmehr die Anzahl der Unternehmen, die das Factoring für sich nutzten, deutlich gestiegen ist.
Bei diesem Finanzierungsmodell steigert ein Unternehmen seine Liquidität, indem es eigene Forderung an den Factoring-Anbieter verkauft. Das bietet Vorteile:
Es gibt zwei verschiedene Modelle, die als »echtes Factoring« und »stilles Factoring« bezeichnet werden. Das ursprüngliche Factoring im Überblick:
Welche Gebühren bei diesem Modell anfallen, hängt vom Factoring-Anbieter selbst ab.
Neben diesem Modell, welches durchaus als »offen« bezeichnet werden kann, gibt es zahlreiche andere Factoringleistungen, die oft als »stilles Factoring« bezeichnet werden. Bei der ursprünglichen Variante weiß der Endkunde von der Forderungsabtretung, da er die Rechnungssumme direkt an den Factor überweisen muss. Dieses Modell ist vielen Unternehmen unangenehm, da manchmal befürchtet wird, der Kunde könnte eine finanzielle Schieflage eines Unternehmens vermuten. Gerade bei kleineren Mittelstandsunternehmen könnte diese Vermutung durchaus negative Auswirkungen haben, wenn sie weitergetragen wird. Daher kommt das stille Factoring ins Spiel:
Eine weitere Form des Factorings, die zwar von vielen Factoringanbietern geboten wird, aber eher unter die Vorfinanzierung bzw. das Finetrading zählt, ist die Warenvorfinanzierung. Der Factor kauft in diesem Fall keine Rechnung eines Unternehmens ab, sondern geht für dieses in Vorkasse, wenn es Waren über Dritte einkauft. Da der Factoringanbieter die Ware sogleich beim Lieferanten bezahlt, kommt der Skonto zur Geltung, dessen Höhe schließlich die Gebühr des Factors ist. Im Verhältnis Unternehmen und Factor wird die Rückzahlung der
vorfinanzierten Summe beschlossen, wobei die Frist häufig mehrere Monate dauert. Auch hier ist das Unternehmen sogleich liquide, kann Waren günstig erwerben, bleibt handlungsfähig, muss jedoch nach Fristablauf die vorfinanzierte Summe an den Factor abgeben.
Die Zahl der Factoringanbieter ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, sodass Unternehmen die Angebote gut miteinander vergleichen können. Zusätzlich gibt es heute ein passendes Vergleichsportal, mit dem sich die Anbieter genauer unter die Lupe nehmen lassen. Einfaches Factoring, richtete sich bei Angeboten einst eher an Großbetriebe mit entsprechenden Rechnungen, können heute auch kleine Betriebe die Dienste in Anspruch nehmen. Ein wenig anders verhält sich dies beim Finetrading, da hier in der Regel Mindestbeträge im deutlich 5- bis 6-stelligen Rahmen erwartet werden.
Die verschiedenen Arten des Factorings sind gute Hilfestellungen für Unternehmen und Betriebe, um weiterhin liquide zu bleiben, obgleich die Zahlungsfristen an ihre Kunden noch weiterlaufen. Gerade Anschaffungen können durch den sofortigen Gelderhalt weiterhin angestrebt werden, ohne dass auf Forderungsausgleiche gewartet werden muss. Welches Factoring für einen Betrieb infrage kommt, muss selbst entschieden werden. Es mag sinnvoller sein, als Kleinbetrieb auf dem Land die stille Variante zu wählen, während für Unternehmen, die im B2B-Bereich tätig sind, auch das offene Factoring mühelos genutzt werden kann. Im rein geschäftlichen Bereich ist die Akzeptanz und natürlich das nötige Hintergrundwissen wesentlich größer, während Privatpersonen beim Hinweis auf eine Rechnungsabtretung rasch falsche Schlüsse ziehen können.