Generation Relax: Lebensqualität vor Karriere - Die Folgen für die Gesellschaft

Generation-Relax-Lebensqualitaet-vor-Karriere---Die-Folgen-fuer-die-Gesellschaft„Karriere muss nicht sein“

Privates Glück ist jungen Talenten wichtiger als das Streben nach Reichtum und anderen materiellen Wohltaten. Die Sorge vor der immanenten Arbeitslosigkeit beherrschte noch vor wenigen Jahren das Denken der jungen Arbeitnehmergeneration. Arbeit wurde als notwendiges Übel gesehen, das dem Tagesablauf der Menschen einen Sinn und Regelmäßigkeit gibt. Ohne Arbeit, die ein gewisses Maß an Ordnung in das Leben bringt, ist der Mensch nichts. Die Deutschen postulierten ein Hohelied auf Arbeit als Menschenrecht. Die Generation Relax hat sich mittlerweile eines Besseren besonnen. Zuviel Arbeit macht krank. Ein Arbeitnehmer, der zu viel arbeitet, vergisst darüber, dass er zusätzlichen ein Mensch mit persönlichen Bedürfnissen ist. Er strebt nach Glück, nach einer Familie, nach Freunden und Erlebnissen, die ihn neben der Arbeit kulturell und emotional bereichern. Die Generation Relax setzt Lebensqualität vor Karriere und bezeichnet einen Mensch, der ausschließlich für die Arbeit lebt, als ein von „vielen wichtigen Lebensbedingungen abgeschnittenes Mangelwesen“. Internationale Headhunter wissen: „Karriere machen ist nicht mehr en vogue“. Durchgeführte Umfragen unter den fünfhundert größten deutschen Unternehmen bringen erstaunliche Ergebnisse hervor. Siebzig Prozent der befragten Personalchefs gibt zu, dass der Führungsnachwuchs nur noch selten bereit ist, sein Privatleben dem Berufsleben und einer Karriere unterzuordnen. Ihre privaten Lebensziele sind jungen Arbeitnehmern wichtiger als hochgesteckte Karriereziele. Top-Manager ziehen mit und geben zu, alleine der Spitzenjob mit allen finanziellen und materiellen Annehmlichkeiten macht nicht mehr unbedingt die Freude an der Tätigkeit aus. Vielmehr sind sie daran interessiert, sich kreativ in ihren Job einzubringen, ihre Stärken und individuellen Talente auszuleben. Sie streben danach, Führungsverantwortung und Privatleben miteinander zu vereinbaren. Sie sind nicht mehr in dem Maße wie in vergangenen Zeiten bereit, ihr Privatleben der Karriere zu opfern. Derzeit beanspruchen Spitzenjobs sechzig Prozent und mehr Lebenszeit. Diese Situation soll sich ändern und auf höchstens 52 Prozent sinken.

Ist der einsame Wolf an der Spitze der Mann von vorgestern?

Gibt es keine harten Hunde mehr, die von sich und ihrer Arbeitsumgebung das Maximum an Leistung fordern? Ist die junge Generation zu verwöhnt, führen demnächst Weicheier unsere Weltkonzerne? Die Einstellung zur Arbeitsmoral ändert sich zunehmend, es gilt nicht mehr als „No-Go“, neben der Arbeit Lebensqualität und persönliches Glück zu fordern. Die deutsche Managermentalität hat sich seit dem Krieg grundlegend geändert. Nach Kriegsende und während der Zeit des Wirtschaftswunders herrschte Aufbruch- und Aufbaustimmung. Wer hart arbeitete und das Arbeitsleben über sein persönliches Glück stellte, war in der Lage, für sich und seine Familie materiellen Wohlstand zu sichern. Die heutige Generation setzt andere Prioritäten in einer Welt mit komplexen Ansprüchen, weg von dem rigiden Arbeitsstil der Vergangenheit. Eine weltweit durchgeführte Sozialstudie (Telefónica) bestätigt diese Einstellung. Die persönliche Lebensplanung rangiert deutlich über den Ansprüchen, eine mit finanziellen und materiellen Anreizen verbundene Karriere zu machen. Die Generation Relax ist in Deutschland mit Abstand am meisten vertreten. Was sich nach Klischee anhört, ist der jungen Generation bitterernst. Vier Prozent der befragten jungen Leute geben an, in ferner Zukunft reich werden zu wollen. 84 Prozent sprechen sich für die Realisierung ihres privaten Glücks aus.

Wünsch Dir was?

Was sich stark nach den naiven Wünschen von Studenten anhört, die noch nicht mit der Realität des Berufslebens vertraut sind, kommt verstärkt in der Arbeitswelt an. Vielleicht gibt es Menschen, die keine dringenden materiellen Ziele haben. Vielleicht ist derjenige, der nicht nach Reichtum strebt, bereits reich. Wie auch immer, die Generation Relax ist nicht ungewöhnlich, da sie aus den Töchtern und Söhnen eines wirtschaftlich starken und reichen Landes besteht. Sie sind in materiellen Wohlstand hineingeboren und haben Entbehrungen nicht kennengelernt. Neben dem Streben nach dem persönlichen Glück steht vor allem die Familie hoch im Kurs. Die junge Generation verzeichnet nur noch wenig Rebellen, Mutter und Vater dienen vermehrt als Vorbilder. Die durchgeführten Umfragen bringen ein weiteres erstaunliches Ergebnis zu Tage: Der Beamte im Staatsdienst erfreut sich wieder mehr Beliebtheit. Wurde er noch vor wenigen Jahren als „Schreibtischhengst“, „Papiertiger“ und „Sesselpupser“ verspottet, der Dienst nach Vorschrift ohne eigene Talente verrichtet, ist er unter der jungen Generation begehrter denn je. Ein Drittel der Befragten gab an, die Zukunft im Staatsdienst sei ein erstrebenswertes Berufsziel. Sicherheit und finanzielle Wohltaten mit einer geregelten Arbeitszeit ohne viel Einsatz und Raum für das Privatleben sind en vogue. Der Trend entwickelt sich weg vom Absolutismus der Karriere und Arbeit. Die Bereitschaft, Überstunden zu leisten, sinkt. Sabbaticals, Aufenthalte im Ausland, der Wunsch nach dem Homeoffice und flexible Arbeitszeiten liegen hoch im Trend.

Von nichts kommt nichts, oder?

Die oben genannten Umfrageergebnisse unter deutschen Top-Unternehmen, Personalleitern und Unternehmensberatern sind durchaus keine Randerscheinungen. Dies ist Fachleuten zufolge der neue deutsche Stil, der sich an dem lässigen kalifornischen Arbeitsstil orientiert. Der harte Industriestil ist die Arbeitswelt von gestern. Gerne verzichten Mitarbeiter zugunsten von privaten Prioritäten auf eine Beförderung, die zwar verstärkte Karrierechancen bietet, das Privat- und Familienleben jedoch schnell ins Abseits katapultiert. Siemens kommt den neuen Wünschen seiner Belegschaft in vielerlei Hinsicht entgegen. Das Unternehmen wendet ein „Modell der flexiblen Arbeitszeit und die Einführung der Vertrauensarbeitszeit“ an. Es bietet seinen Mitarbeitern „eigeninitiativ die Möglichkeiten, Arbeitsspitzen aus einem Zeitraum unmittelbar durch Zeitausgleich einer anderen Zeit zu kompensieren.“

Arbeit verändert ihren Charakter nicht grundlegend

Weitere Top-Konzerne wie Daimler und die Deutsche Bank folgen der neuen Arbeitsmoral. Dies heißt jedoch nicht, dass die Generation Relax mit wenig Arbeit viel erreicht. Eine Revolution in den klassischen Zweigen der deutschen Wirtschaft findet nicht statt. Nach wie vor gilt das Sprichwort „ohne Fleiß kein Preis“. Deutsche Unternehmen haben die Zeichen der modernen Zeit erkannt und setzen auf die psychische und physische Erhaltung der Arbeitskraft. Diese Ziele erreichen Unternehmen nicht, indem sie ihre Top-Führungskräfte und verdiente Mitarbeiter auf lange Sicht verschleißen und ihr Wissen in Rente schicken, wenn es nicht mehr geht. Der Arbeitsmarkt nimmt lediglich Anpassungen an neue Gegebenheiten vor. Mitarbeiter legen sich nicht mehr in jede Kurve, in die sie der Zeitgeist hineinmanövriert.

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