Hypothekenmarkt aktuell – Trends in Deutschland und der Schweiz

Hypothekenmarkt

Die vergangenen Monate und Jahre waren geprägt von Veränderungen, die vor allem eins mit sich brachten: Unsicherheit. Zuerst die Coronapandemie, dann der Krieg in der Ukraine – das hat die Geldpolitik in Europa in Frage gestellt und die Befürchtung aufgebracht, dass sich dadurch auch auf dem Hypothekenmarkt einiges ändern wird. Doch wie sehen diese möglichen Änderungen im DACH-Raum, genauer gesagt in der Schweiz und in Deutschland, konkret aus? Welche Befürchtungen sind bereits eingetreten und welche Auswirkungen hat dies auf die Verbraucher?

Hypothekenmarkt – klare Richtung in der Schweiz

Nach über sechs Jahren hat die Europäische Zentralbank die Leitzinsen erstmals wieder angehoben. Zum 27. Juli 2022 stieg der Leitzins um 0,5 Prozentpunkte. Zum 14. September stieg der wichtigste Leitzins auf 1,25 Prozent, im Oktober auf 2,0 Prozent und im Februar 2023 auf 3,0 Prozent. Eine weitere Erhöhung für den März ist vorgesehen. Aus diesem Grund steigen allgemein die Zinsen für Tagesgeld und Festgeld, aber auch Ratenkredite und Bauzinsen sind betroffen.

Im Jahr 2022 endete in der Schweiz die Zeit der Negativzinsen. Hier erhöhte die Nationalbank den Leitzins in drei Schritten auf 1,0 Prozent. Damit ist auch die Phase der günstigen Immobilienfinanzierung vorüber. Die Hypothekarzinsen haben sich im vergangenen Jahr deutlich erhöht: auf rund 3,0 Prozent für eine zehnjährige Festhypothek. Prognosen besagen, dass die Hypothekarzinsen in diesem Jahr noch weiter in die Höhe klettern werden.

Für Bauherren und Immobilienkäufer in der Schweiz bedeutet das: Eine genaue Zinsberechnung vor der Entscheidung für eine Immobilie ist wichtiger denn je. Nur so können Kreditnehmer sehen, wie groß das Haus sein kann, dass sie sich leisten können. Ein Zinsvergleich lohnt sich. Denn wer umfassend vergleicht, kann im Idealfall über die Jahre eine Menge Kreditkosten sparen.

Immobilienpreise bleiben stabil

Zudem kommt ein weiterer Faktor für Immobilienkäufe in der Schweiz hinzu. Denn trotz steigender Zinsen bleiben die Immobilienpreise abhängig von der Region stabil oder steigen weiter in die Höhe. Da die Nachfrage nach Wohneigentum ungebrochen wächst, ist auch in näherer Zukunft nicht mit sinkenden Immobilienpreisen zu rechnen. Experten erklären sich das ungebrochene Interesse am Eigentumserwerb damit, dass die Menschen gerade in unsicheren Zeiten lieber im Eigenheim wohnen. Die Arbeit im Homeoffice etabliert seit der Pandemie immer mehr. Mehr Menschen arbeiten von zu Hause aus und wünschen sich schon aus diesem Grund mehr Platz. Außerdem werden sie durch die Remote-Arbeit in die Lage versetzt, sich auch außerhalb der städtischen Zentren niederzulassen.

Aufgrund der stark gestiegenen Festzinsen lässt sich in der Schweiz ein weiterer Trend verzeichnen. Waren bis vor kurzem vor allem Festhypotheken gefragt, wählen nun wieder mehr Menschen flexible Hypotheken wie Geldmarkt-Hypotheken oder sie kombinieren verschiedene Hypothekarmodelle.

Immobilienfinanzierung in Deutschland aktuell

Bereits zu Beginn des Jahres 2022 stiegen die Bauzinsen in Deutschland sprunghaft an. Im Laufe des Jahres kletterten sie auf eine Höhe von etwa 4 Prozent. Während die Immobilienzinsen im Januar 2023 zunächst um etwa 0,5 Prozentpunkte sanken, erreichten sie Anfang Februar schon wieder fast die 4-Prozent-Hürde. Konkret bedeutet dies, dass Immobilienkäufer aktuell für eine Standardfinanzierung mit einer Kreditsumme in Höhe von 80 Prozent des Immobilienwerts und einer Zinsbindung von zehn Jahren etwa 3,8 Prozent effektiven Jahreszins zahlen. Damit kostet in Deutschland ein Kredit meist mehr als in der Schweiz.

Zinsen steigen – Preise sinken

Allerdings ist in Deutschland auf dem Immobilienmarkt ein Trend zu beobachten, der potentiellen Hauskäufern zu Gute kommt. Denn in Deutschland sank mit steigenden Zinsen die Nachfrage an Immobilien und damit gingen in vielen Gegenden auch die Immobilienpreise zurück.

So ist zwar die Finanzierung einer Immobilie in Deutschland teurer geworden, doch für Immobilienkäufer lohnt es sich, Kaufpreise entsprechend zu verhandeln. Manch einer kann sich trotz höherer Kreditkosten ein Grundstück, ein Haus oder eine Eigentumswohnung leisten. Zudem lohnt es sich, auf mehr Eigenkapital zu setzen, da eine Vollfinanzierung nun weniger attraktiv ist.

Kürzere Zinsbindung wieder gefragt

Während in den letzten Jahren gerne Kredite mit langen Zinsbindungen abgeschlossen wurden, nehmen mehr Menschen Immobilienkredite mit kürzeren Zinsbindungen zwischen fünf und zehn Jahren auf, da diese noch relativ günstig sind. Es besteht die Hoffnung, dass sich die EZB an den USA orientiert. Dort wird für 2024 schon wieder mit einer Senkung der Zinsen gerechnet.

Übrigens: Zwar sind die Zinsen für Immobilienkredite in Deutschland so hoch wie in den vergangenen zehn Jahren nicht mehr, doch selbst bei Zinssätzen mit einer 4 vor dem Komma ist man noch weit von den historischen Höchstsätzen der Immobilienzinsen in Deutschland entfernt. Um das Zinsniveau besser einordnen zu können, muss bedacht werden, dass sich die Zinsen zur Immobilienfinanzierung aktuell etwa auf dem Niveau von 2012 bewegen. Man muss also selbst abwägen, ob der Zeitpunkt günstig ist oder ob man noch etwas warten möchte.

 

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