Ist eine steigende Inflationsrate das Zeichen einer gesunden Wirtschaft?

Ist-eine-steigende-Inflationsrate-das-Zeichen-einer-gesunden-WirtschaftDeflation, Inflation, Reflation und Krisentalk. Oft hören wir, dass eine steigende Inflationsrate gut für die Wirtschaft sei. Wie kann das sein, wenn man an solche Ereignisse wie das Jahr 1923 zurückdenkt? Damals schmiss die Weimarer Regierung die Notenpresse an und vermehrte fleißig ihr Geld, um die Wirtschaft anzukurbeln und ihre Kriegsschulden zu begleichen. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass eben diese Geldvermehrung keine Wunderwaffe war, um die Wirtschaft anzukurbeln. Auf die steigende Inflationsrate folgte der große Knall, ein Laib Brot kostete schließlich bis zu einer Million Reichsmark.

Inflation

Das Gespenst der Inflation geht auch heutzutage wieder um. Die EZB (Europäische Zentralbank) drückt die Zinsschraube immer weiter nach unten und versorgt die Wirtschaft durch wundersame Geldvermehrung mit billigen Finanzspritzen. Was genau bewirken Inflation und Deflation und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Eine Inflation herrscht immer dann vor, wenn Banken vermehrt ungedeckte Kredite vergeben oder die EZB die Märkte mit billigem Geld versorgt, um die Finanzmärkte bei Laune zu halten. Die Verwendung des Wortes „Blase“ im Zusammenhang mit dem Begriff „Inflation“ kommt aus der englischen Sprache. Dort bezeichnet das Wort „inflation“ auch den Vorgang des Aufblasens. Durch die Vergabe einer steigenden Anzahl ungedeckter Kredite, die die Kaufkraft im Binnenmarkt vergrößern sollen, entstehen immer mehr Schulden und eine sogenannte Blase, da die Kreditnehmer ihre Schulden irgendwann nicht mehr begleichen können. So eine Blase ist während der Finanzkrise ab 2008 auf dem Immobiliensektor entstanden. Immer mehr Kredite wurden für den Erwerb von Immobilien vergeben, immer mehr Immobilien wurden gebaut, die sich anschließend niemand mehr leisten konnte. Die Immobilienblase platze, es gab zu viele Immobilien, zu wenig Nachfrage und zu viele Schulden.

Deflation, Reflation und Hyperinflation

Deflation entsteht, wenn diese Blase platzt und die vorhandene Menge an Kreditnehmern und Schuldenbegleichung schrumpft. Liegt eine steigende Produktivitätsmenge vor, fallen die Güterpreise aufgrund des vermehrten Angebots bei gleichbleibender oder sinkender Nachfrage. Auch dieser Vorgang wird als Deflation bezeichnet, obwohl hier aufgrund der steigenden Menge an Produkten eher eine Inflation, also eine Vergrößerung der Umlaufmittel vorliegt. Reflation setzt einen dritten Kreislauf in Gang. Inflation führt über die Vergrößerung der Umlaufmittel zu einer künstlichen Blase, die irgendwann platzt, die vorhandenen Umlaufmittel wieder schrumpft und damit zur Deflation führt. An dieser Stelle setzt die Reflation ein, mit der die Notenbanken wiederum künstliche Blasen durch das Vergrößern der Geldumlaufmittel erzeugen, um eine so eine erneute Deflation zu verhindern. So geht das immer weiter, da die Notenbanken und die Politik eine Deflation, also die Verringerung der Umlaufmittel nicht akzeptieren, sie halten die Wirtschaft der einzelnen Länder künstlich am Leben. Irgendwann führt dieser Vorgang der blindwütigen Bekämpfung in eine Katastrophe wie zu Zeiten der Weimarer Republik im Jahr 1923, die eine Hyperinflation ausgelöste.

Deflation ist eine vorübergehende Entwicklung, die in Form einer sogenannten Preisbereinigung zu einer konstanten Ausgangssituation führt. Es sind keine künstlich geschaffenen Umlaufvermögen wie ungedeckte Kredite mehr vorhanden. Die Standardvolte lautet jedoch dahingehend, dass eine Wirtschaft gesund und stark ist, wenn die Inflationsrate niedrig ist. Fallen die Preise, wird dazu übergegangen, mehr Schulden zu machen, da ja angeblich genug Geld da ist, um sich das leisten zu können. Die Vertreter aus dem Lager der Keynesianer und Monetaristen in Nachfolge Milton Friedmans vertreten die These, dass die Notenbank in Folge einer fallenden Inflationsrate die Zinsen senken muss, um die Stabilität der Wirtschaft zu garantieren. Weniger Zinsen und fallende Preise verleiten jedoch dazu, wieder mehr Geld ausgeben, das man im Endeffekt nicht hat, man nimmt wieder mehr Kredite auf, kauft vermehrt Waren ein, macht mehr Schulden, was insgesamt wieder zu einer steigenden Inflationsrate und dem Platzen einer Blase führt.

Die Inflationsrate misst nicht das Wachstum der im Umlauf befindlichen Geldmenge, sondern deren Auswirkung, die Anhebung der Preise. Sie müsste demzufolge als Preissteigerungsrate bezeichnet werden. Es ist jedoch unmöglich, aus einer riesigen Anzahl von wiederholt steigenden Preisen einen Index zu ermitteln. Ein Problem aller Preisindizes in Zeiten der Produktivitätssteigerung ist der gleichzeitige Anstieg der Importe aus Ländern mit niedrigen Produktionskosten. Ein realistischer Vergleich der Geldwertstabilität ist hier nicht gegeben.

Stabile Preise und Geldwerte?

Geldwertstabilität und Preisstabilität ist nicht das gleiche, wie von vielen Ökonomen vielfach behauptet. Wäre Geld wirklich stabil, wäre auch seine vorhandene Menge begrenzt. Eine steigende Produktivität würde bei einem stabilen Geldwert gleichzeitig fallende Preise bedeuten. Dieses Resultat wäre die Idealsituation. Die Preise bleiben jedoch trotz steigender Produktivität konstant oder verteuern sich sogar, was wiederum ein Anzeichen für Inflation ist. Ist die Geldmenge stabil und konstant, ist eine Preisteuerung im Wirtschaftssektor nur dann möglich, wenn die Preise anderer Güter parallel dazu fallen, was einen irrationalen Überschwang erzeugen würde. Eine steigende Inflationsrate ist also nicht die Lösung für eine vorhandene Deflation. Beide Phänomene stehen in einer engen Beziehung zueinander. Die eine Tendenz ist ohne die andere nicht möglich. Die deflationären Tendenzen kehren nach einer steigenden Inflation immer wieder in Form fallender Preise zurück. Der Goldpreis fällt, die Ölpreise befinden sich im freien Fall, die Aktienkurse sinken, die Rohstoffpreise fallen auf breiter Front, die Nachrichten erzählen von steigender Arbeitslosigkeit, aber parallel dazu steigt ausgerechnet der US-Dollar und macht alles noch teurer.

Die Inflationisten betreten nun die Bühne und sagen: „Mehr Geld bitte“ und die Notenbanken schmeißen wieder ihre Notenpressen an und bekämpfen die so geschaffene Inflation mit noch mehr Inflation, also künstlicher Vergrößerung der vorhandenen Geldmenge, die irgendwann wieder zum Platzen einer Blase führen wird. Eine Deflation als Durchgangsstadium bewirkt eine Preisbereinigung und hält die Wirtschaft, die Geldmenge und die Preise stabil und ist das wahre Anzeichen wenn auch nicht einer gesunden, so doch einer stabilen Wirtschaft.

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