Legal Tech: Bei Flugausfall nicht mit der Airline streiten

Flugticket Corona Rechte

Wer kennt es nicht: Nach einem massiv verspäteten Flug kommt zum Ärger noch der Aufwand um die Entschädigungen hinzu. Die Fluggesellschaften blockieren gerne und lassen Entschädigungsanträge von Kunden in lange Warteschleifen laufen.

Gibt es überhaupt eine Entschädigung, wird diese in Gutscheinen ausgezahlt. Damit wollen Legal-Tech-Unternehmen Schluss machen. Fluggäste sollen ihr Recht – und ihr Geld – dadurch schneller und sicherer erhalten.

Fluggastrechte: Theorie und Praxis

Das Geschäftsmodell von Legal-Tech-Unternehmen wie der Potsdamer Flightright GmbH will eine Lücke zwischen Theorie und Praxis in der Fluggastentschädigung schließen. Die Theorie ist einfach: Es gibt EU-weite Fluggastrechte, die Kunden von Fluggesellschaften bestimmte Rechte zugestehen. Insbesondere sehen diese Rechte vor, bei Verspätungen den Ticketpreis ganz oder teilweise zurückzuerhalten.

Rechte durchsetzen

Was in der Theorie sehr einfach klingt, ist in der Praxis nicht immer leicht durchzusetzen. Die Fluggesellschaften kalkulieren knallhart: Nicht jeder, der einen Anspruch besitzt, wird diesen auch geltend machen, – schon gar nicht durch einen Gang vor Gericht.

Deshalb verschleppen die zuständigen Abteilungen die Entschädigung der Fluggäste gerne. Dann dauert es Monate, bis es eine Entschädigung gibt, – nachdem Fluggäste mitunter häufig Dokumente nachsenden, Erklärungen unterschreiben oder anderweitig mit der Materie beschäftigt bleiben müssen.

Das Kalkül ist klar: Nur ein geringer Prozentsatz der geschädigten Fluggäste geht bis zur letzten Instanz und fordert sein Recht nachdrücklich ein. Dies gilt erst recht, wenn sich die Entschädigung auf einen relativ kleinen Betrag beläuft. Unter Berücksichtigung möglicher Gerichtskosten müssen Fluggäste dann sogar befürchten, bei Misserfolg draufzuzahlen.

Forderung per Inkasso eintreiben lassen

Diese Schwachstelle bildet den Markt für Start-ups, die ihre Kunden vor allem über das Internet akquirieren. Das Angebot: Noch am Flughafen oder jederzeit online wird die Forderung gegen die Fluggesellschaft abgetreten oder ein spezialisiertes Unternehmen mit der Abwicklung beauftragt.

In einem Eilverfahren wird dabei innerhalb von Minuten überprüft, ob ein Anspruch besteht. Ist dies der Fall, übernehmen die Inkasso-Anbieter den Fall und setzen die Forderung gegen die Fluggesellschaft durch.

Im Detail sind hier unterschiedliche Geschäftsmodelle denkbar. So können Fluggäste die Forderung gegen die Fluggesellschaft an die Legal-Tech-Unternehmen verkaufen. Ebenso ist es möglich, dass die Unternehmen das juristische Mandat für die Fluggäste übernehmen und auf Basis eines Erfolgshonorars arbeiten.

Keine Kosten und Risiken für Fluggäste

Um die Hürden für Fluggäste so gering wie möglich zu halten, setzen Unternehmen wie Flightright auf transparente Kostenmodelle. Flightright etwa verspricht: Zahlt die Airline innerhalb von sieben Tagen die zustehende Erstattung, fallen überhaupt keine Gebühren oder Provisionen an. Erst danach gibt es – ausschließlich im Erfolgsfall – eine Provision von in der Regel 20-30 % (allerdings zuzüglich Mehrwertsteuer).

Das Prinzip von Legal-Tech ist an Unternehmen aus den Bereichen FinTech, InsureTech oder RegTech angelehnt. Es geht darum, aufwändige und zeitraubende Vorgänge zu standardisieren und zu digitalisieren. So arbeiten auch die Fluggastentschädiger. Fluggäste können ihren Anspruch online prüfen und auch alle notwendigen Formulare am Bildschirm bzw. Smartphone ausfüllen.

Das Konzept kommt bei Kunden offenbar gut an. Flightright teilt auf seiner Homepage mit, bislang mehr als 350 Millionen EUR an Entschädigungen für die eigenen Kunden durchgesetzt zu haben.

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