Russland: Der Weg zu Ihrem Geschäftsabschluss

Russland Der Weg zu Ihrem Geschäftsabschluss

Der Weg zum Geschäftsabschluss

Fällt Ihre Wahl auf Blumen zur Begrüßung für eine Dame, verzichten Sie auf die Farben Weiß und Gelb, denn die werden in Russland mit Trauer und Verlust verbunden. Die Nummer eins im Unternehmen ist immer der Chef, ohne ihn geht nichts. Während in Deutschland auch beauftragte Mitarbeiter wie Abteilungsleiter oder Sachbearbeiter aus dem Vertrieb Geschäftsverträge abschließen, passiert in Russland nichts, solange die Unterlagen nicht den Schreibtisch des Chefs passiert haben. Den Deutschen wird die Disziplin der Pünktlichkeit zugeschrieben. Nutzen Sie diesen Bonus und beweisen Sie Ihren Geschäftspartnern, dass es sich nicht nur um ein Klischee handelt. Erfüllen Sie unbedingt die Erwartungshaltung Ihres Gegenübers, denn ansonsten verlieren Sie schnell an Sympathie und Achtung. In Sachen Sprachen halten es viele Russen so wie die Amerikaner: entweder unsere Sprache oder keine. Obwohl viele Geschäftsleute Englisch oder sogar Deutsch sprechen, bleiben sie oft stur und sind nicht bereit, ihren Geschäftspartnern in dieser Hinsicht entgegenzukommen. Man nutzt dieses Verhalten auch als Machtdemonstration. Sorgen Sie vorher unbedingt für die Anwesenheit eines Dolmetschers oder fragen Sie nach, ob die russische Seite einen stellen wird.

Machtdemonstrationen

Auch in anderer Hinsicht demonstrieren die Russen gerne ihre Überlegenheit, oft nur als scheinbar unwichtige und zufällige Begleiterscheinung. Ein gutes Beispiel für dieses Verhalten ist der russische Präsident Vladimir Putin, der bei einer Unterredung mit unserer Kanzlerin Angela Merkel zwei seiner Dobermänner dabei hatte, obwohl er wusste, dass sich Merkel vor Hunden fürchtet. Ratsam ist, so ein Verhalten schweigend zu tolerieren und so zu tun, als würde man es nicht bemerken. Auch in Sachen Contenance kann es durchaus passieren, dass einer Ihrer russischen Geschäftspartner sich plötzlich recht temperamentvoll zeigt, laut wird oder wie einst Präsident Crustschow mit dem Schuh auf die Tischplatte haut. Dieses Auftreten wird oft gezielt herbeigeführt und ist eine Taktik, mit der er versucht, Sie aus Ihrer typisch deutschen Reserve herauszulocken. Bleiben Sie angesichts so eines Auftrittes gelassen und warten Sie ab, bis sich das Temperament Ihres russischen Gegenübers abgekühlt hat. Sollten Sie dennoch dagegen angehen wollen, treten Sie nicht belehrend, sondern deeskalierend auf, denn eine Diskussion bringt in so einer Situation nichts. „Knicken“ Sie bei Vertragsverhandlungen nicht zu schnell ein. Wenn Sie Zugeständnisse machen, betonen Sie, dass dieses Verhalten ausschließlich aus Respekt und Sympathie geschieht. Machen Sie es Ihren russischen Geschäftspartnern zu leicht, legen sie dieses Verhalten als Schwäche aus und verlieren schnell die Achtung vor Ihnen.

Tradition

Um das Wodka-Trinken und übermäßige Trinksprüche kommt fast kein ausländischer Geschäftspartner herum. Sie werden zelebriert und drehen sich um das Leben, den Erfolg, die Schönheit der Frauen und die Freundschaft. Loben Sie dabei Ihren Gastgeber, das wird immer gerne gesehen. Wenn möglich, lehnen Sie dieses feierliche Ritual nicht ab, da es für die Russen sehr wichtig ist. Sie haben jedoch die Möglichkeit, auf ein Nachschenken nach der ersten oder zweiten Runde zu verzichten, wenn Sie erklären, dass Sie Alkohol nicht vertragen.

Die neuen Russen

Es ist viel von den „Neuen Russen“ oder den „neureichen Russen“ die Rede. Statussymbole wie Schmuck und teure Designer-Kleidung scheinen diesem Klischee Rechnung zu tragen. Aber Vorsicht, wer die Russen deshalb unterschätzt, und meint, das Weltreich in Cowboymanier erobern zu können, liegt falsch, denn die russische Jugend und ein Großteil der Geschäftswelt sind modern, aufgeschlossen und leistungswillig. Dennoch ist das Land immer noch fest in Männerhand, auch wenn sich dies langsam ändert. Bei uns wird eine übermäßig galante Etikette gegenüber Frauen als Anachronismus empfunden, in Russland verweist dieses vermeintlich höfliche Verhalten die Frauen auf ihren zweiten Platz. Es gilt als unhöflich, Frauen nicht die Tür aufzuhalten, das Restaurant als erstes zu betreten, sie die Weinflasche öffnen oder die Rechnung bezahlen zu lassen. In Anwesenheit von Männern tragen selbst moderne Frauen keine schweren Taschen, zünden sich nicht selbst die Zigarette an oder ziehen sich nicht alleine den Mantel an. Dieses Verhalten stellt für den russischen Mann eine Beleidigung dar.

Weltoffenheit hat ihre Grenzen

Die moderne Weltoffenheit geht jedoch immer noch von großen Städten wie Moskau und St. Petersburg aus, auf dem Land scheint die Zeit oft in Sowjetzeiten stehen geblieben zu sein. Das Land hat elf Zeitzonen, alle Züge richten sich jedoch nach der Moskauer Zeitzone. Menschen, die Minderheiten-Gruppen angehören, sollten keine gesellschaftlich und politisch korrekte Haltung wie in Deutschland erwarten. Auch Menschen, die mit Vertretern von Minderheiten verheiratet sind, erfreuen sich nicht unbedingt großer Beliebtheit. Kenntnisse der russischen Literatur (Tolstoi, Dostojewski, Puschkin) werden dagegen mit Freude zur Kenntnis genommen und können Herzen und Türen öffnen.

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