Ein Start-up oder ein Existenzgründer mit einer guten Geschäftsidee kann sich häufig schnell am Markt durchsetzen. Vor allem, wenn das neue Produkt eine Marktlücke füllt, finden sich schnell Käufer und der Umsatz steigt. Mit steigenden Umsatzzahlen wächst aber auch der Kapitalbedarf. Das Unternehmen muss die Produktion steigern, neue Mitarbeiter einstellen und größere Geschäftsräume oder Produktionshallen mieten oder kaufen. Für diese Investitionen benötigt die Firma Kapital. Je schneller und einfacher frisches Geld zur Verfügung steht, umso besser kann das Unternehmen wachsen. Da es für neu gegründete Unternehmen schwierig ist, ein Bankdarlehen zu erhalten, bietet sich der Verkauf offener Forderungen als Alternative an.
Häufig bitten Käufer um ein Zahlungsziel, wenn sie Waren oder Dienstleistungen auf Rechnung kaufen. Um den Kunden nicht zu verlieren und den Umsatz zu steigern, gehen die meisten Unternehmen auf den Wunsch nach einer späteren Bezahlung ein. Das bedeutet aber, dass der Verkäufer einen bis drei Monate auf sein Geld warten muss. Die Beträge stehen also nicht direkt zur Verfügung, um neue Rohstoffe einzukaufen oder die eigenen Rechnungen zu bezahlen. Hier setzt der Forderungsverkauf an, der auf Englisch auch als Factoring bezeichnet wird. Unternehmen können die offenen Forderungen an ein Factoringunternehmen verkaufen. Der Factor zahlt sofort etwa 80 % der Rechnungssumme an den Verkäufer aus, der auch als Kreditor bezeichnet wird. Um offene Forderungen an einen Factor verkaufen zu können, muss ein Betrieb einige Voraussetzungen erfüllen. Auch die Kunden des Unternehmens, Debitoren genannt, werden vor Abschluss eines Factoringvertrages überprüft.
Damit ein Kreditor einen Factoringvertrag abschließen kann, müssen sowohl das eigene Unternehmen als auch die Kunden über eine gute Bonität verfügen. Die Überprüfung der wirtschaftlichen Verhältnisse übernimmt der Factor. Nach Abschluss des Vertrages ist die regelmäßige Bonitätsprüfung der Debitoren ebenfalls Bestandteil der Vereinbarung über den Forderungsverkauf.
Weitere Voraussetzungen für Factoring sind:
Wenn Sie mit einem Factor einen Vertrag über den Verkauf offener Forderungen abgeschlossen haben, reichen Sie die Rechnungen mit Zahlungsziel nach der Ausstellung beim Factor ein. Die Einreichung erfolgt in der Regel online. Der Factor bestätigt den Empfang und prüft die Rechnung. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, sind 80 % der Rechnungssumme schon nach 48 Stunden auf Ihrem Geschäftskonto. Die Restsumme erhalten Sie bei Fälligkeit der Rechnung. Der Factor berechnet die Zinsen und Kosten für die Finanzierung und stellt sie Ihnen monatlich in Rechnung.
Die Kosten für den Verkauf offener Forderungen setzen sich zusammen aus der Factoringgebühr, den Prüfkosten für die Bonitätsprüfung und den Zinsen für die Vorfinanzierung. Der Factor handelt mit Ihnen individuelle Gebühren aus, die von folgenden Faktoren abhängen:
Factoring sorgt nicht nur für ausreichende Liquidität, sondern bietet Ihrem Unternehmen weitere Vorteile. Sie entscheiden selbst, ob Sie alle offenen Forderungen oder nur die Rechnungen bestimmter Debitoren an den Factor verkaufen. So können Sie den Zahlungsfluss und die Kosten für die Finanzierung nach Bedarf steuern. Da Sie sich aus eigenen Mitteln finanzieren, muss das Geld nicht zurückgezahlt werden. Im Gegensatz zu einem Bankdarlehen oder einem Kontokorrentkredit sparen Sie Zinsen und stärken gleichzeitig Ihr Eigenkapital. Dadurch verkürzt sich die Bilanz und die Bonität Ihres Unternehmens steigt. Das erleichtert die Verhandlungen mit Lieferanten, die Ihnen bessere Konditionen anbieten. Sie können die Lieferantenrechnungen sofort bezahlen und dabei Skonto ausnutzen.
Auf Wunsch übernimmt das Factoringunternehmen die komplette Debitorenbuchhaltung inklusive Mahnwesen und Inkasso. Wenn der Factor außerdem das Delkredererisiko trägt, müssen Sie keinen Zahlungsausfall befürchten. Diese Maßnahmen steigern die Liquidität Ihres Unternehmens. Sie können das gesparte Geld nutzen, um den Umsatz zu steigern und Ihr Unternehmen zu vergrößern.