Die deutsche Wirtschaft hat eine auch im internationalen Vergleich imposante Basis von Firmen, die statistisch als kleinere oder mittlere Unternehmen eingestuft werden. Das renommierte Institut für Mittelstandsforschung (IFM) in Mannheim schätzt den Einfluss der sogenannten KMU auf die Volkswirtschaft hierzulande auf rund 80 Prozent. Dieser beeindruckend große Anteil hat historische Gründe - nach dem Zweiten Weltkrieg wurden deutscher Unternehmensgeist und Innovationsfreudigkeit häufig in Familienunternehmen demonstriert. Die demografische Entwicklung führt nun dazu, dass viele dieser an sich profitablen Unternehmen die Nachfolgefrage nicht natürlich klären können. Manchmal gibt es gar keinen Nachwuchs, der das Geschäft der Eltern übernehmen könnte. Manchmal sind die Kinder nicht bereit, das Risiko und die Arbeitsbelastung eines Firmenchefs gegen die klarer definierte Stellung eines Angestellten oder Beamten in ihrem eigenen Leben einzutauschen. Selbst Übernahmelösungen an Manager oder Vorarbeiter scheitert oft an finanziellen oder individuellen Vorstellungen. Das IFM geht von mehr als 10.000 Unternehmen aus dem Bereich KMU aus, die jährlich aus Altersgründen an Externe veräußert werden sollen. Andere Quellen sprechen sogar von 40.000 solchen Möglichkeiten in Deutschland allein im Jahr 2018. Für Gründer, die nicht den Anspruch haben, ihr eigenes Unternehmen von Null aufzubauen, ergeben sich darauf mannigfaltige Möglichkeiten.
Fachleute unterscheiden bei dem anvisierten Kauf eines Unternehmens drei verschiedene Gruppen. Besonders interessant sind "übergabereife Unternehmen", bei denen die Geschäftsführer beziehungsweise Eigentümer kurz vor dem Eintritt ins Rentenalter stehen und der Umsatz und Gewinn deutlich mehr Ertrag versprechen als ein durchschnittliches Jahresgehalt von rund 60.000 Euro. "Übernahmewürdig" sind demnach Unternehmen, die in ihren Kennzahlen etwa mit einem normalen Angestelltenverhältnis konkurrieren können und Entwicklungspotenzial bieten. Wenn aber bereits der Nettoumsatz klein ist - beispielsweise bei einem inhabergeführten lokalen Geschäft - sprechen die Experten von "nicht übergabewürdig". Diese grobe Einteilung hilft Kaufinteressierten, keine Zeit und Energie auf Angebote zu verschwenden, deren realistische Perspektive eher in der Liquidierung aus Altersgründen liegt. Man beachte auch, dass beispielsweise Kosten wie die anstehende Renovierung von asbestbelastetem Eigentum in Gärtnereien oder schwer kalkulierbare Faktoren wie ein überalterter Kundenstamm kaum auf Anhieb in einer Firmenpräsentation zu erkennen sind. Wie man an den Unternehmensverkauf seriös herangeht - dazu finden sich im Internet praxisbezogene Informationen, die detailliert die Käufersicht beleuchten. Es geht schließlich um eine große Investition, mit der man sich üblicherweise auf Jahre hin festlegt - spontane Entscheidungen sind nicht empfehlenswert.
In Zeiten des angeblich allwissenden Internets ist eine Überlegung wichtig, um überhaupt die übernahmereifen Unternehmen zu finden, mit denen nachhaltiger Profit auch in der Zukunft realistisch ist. Die eingangs beschriebene Gründergeneration, die jetzt ihr Lebenswerk veräußern möchte, ist bei Weitem nicht so online-affin wie die Käufergeneration. Es hängt Stolz zusammen mit dem selbst aufgebauten Unternehmen, welches über Jahrzehnte das Einkommen garantiert hat. Viele der übernahmereifen Firmen sind nach wie vor gar nicht im Internet vertreten oder nur mit einer spartanischen Webseite. Dementsprechend gehen die Verkaufsgedanken gar nicht online, sondern werden zunächst allenfalls in der örtlichen Handelskammer oder im Berufsverband geäußert. Es lohnt sich, solche Kanäle aktiv zu befragen, vor allem dann, wenn man klar vor Augen hat, in welche Branche und welche Region investiert werden soll. Die Zukunftsmöglichkeiten, die eine konsequente Online-Vermarktung einer Firma nach der Übernahme bietet, sind Profitchancen, die bei der Verhandlung über den Kaufpreis und -modalitäten gar nicht offen erwähnt werden müssen. Meist ist es für den Verkäufer viel wichtiger, seine Firma mit ihren Angestellten und Kunden in guten Händen zu wissen. Deshalb gilt: Eine profitable Firma zu erwerben, die aus Altersgründen angeboten wird, ist vergleichbar mit dem Kauf eines gepflegten Gebrauchtwagens oder einer Immobilie, die aus familiären Umständen auf den Markt kommt. Sorgfältig prüfen und dann handelseinig werden ist der Schlüssel zum Erfolg.