Welche Anforderungen und Herausforderungen bringt die Industrie 4.0 mit sich?

Industrie 4.0

Die Digitalisierung hat unsere Lebenswelt in einem Tempo verändert, das im Laufe unserer Geschichte noch nie erreicht wurde. Selbst die Geschwindigkeit, mit der die eigentliche Industrielle Revolution vor rund 200 Jahren eingeleitet wurde, mutet im Vergleich dazu bedächtig an.

In der Wirtschaft ist die Entwicklung überall spürbar. Fabriken und Lagerhallen wandeln sich in Smart Factories und auch in Büros und im Dienstleistungssektor nimmt das digitale Denken Gestalt an.

Was versteht man unter Industrie 4.0?

Der Begriff Industrie 4.0 ist eine Erfindung der Forschungsunion Wirtschaft – Wissenschaft, die zwischen 2006 und 2013 als Denkfabrik für die Bundesregierung wirkte. Der Terminus ist inzwischen auch im Ausland populär. Die Wissenschaftler nahmen die Digitalisierung von Produktion und Fertigung – die Industrie 4.0 – sowie die Auswirkungen auf die Arbeitswelt unter die Lupe. Sie identifizierten den digitalen Wandel in der Wirtschaft als vierte industrielle Revolution mit dem Internet als Leittechnologie. Auf diese Weise lassen sich die gegenwärtigen Veränderungen mit den bisherigen Entwicklungsschüben in der Wirtschaftsgeschichte seit dem Beginn der Industrialisierung vergleichen:

  • Industrie 1.0 – Dampfmaschine, mechanischer Webstuhl
  • Industrie 2.0 – Fließband, Elektrizität
  • Industrie 3.0 – Computer, Robotik
  • Industrie 4.0 – Internet, KI

In gewisser Weise erinnert das Modell an den Kondratieff-Zyklus, nach dem wir uns gegenwärtig in der 6. Langen Welle befinden. Auch Kondratieff hatte jedem Entwicklungsschub bestimmte Leittechnologien gegenübergestellt.

Anforderungen für die Mitarbeiter

Die Anforderungen für die Mitarbeiter steigen. Während einerseits repetitive Arbeitsabläufe zunehmend für den Menschen wegfallen, die jetzt von intelligenten Maschinen verrichtet werden, gewinnen andererseits komplexe und originelle Abläufe in Unternehmen an Bedeutung dazu. Aufgrund der schnelllebigen Veränderungen wird der Wert des lebenslangen Lernens für Beschäftigte immer wichtiger.

Die wichtigsten Veränderungen für die Mitarbeiter beziehen sich auf folgende Anforderungen:

Zusammenarbeit mit Robotern

Bereits in der Industrie 3.0 zogen Roboter und mechanische Elemente zunehmend in den Arbeitsalltag ein. Neu ist, dass sich diese in der Industrie 4.0 wechselseitig steuern können und außerdem durch die Fortschritte in der KI an Flexibilität dazugewinnen. Auf diese Weise sind Roboter in der Arbeitswelt fest in ein internes Netzwerk integriert und zur selbstständigen Arbeit fähig. Menschliche Mitarbeiter erlernen den Umgang und die Zusammenarbeit mit ihnen und entwickeln auch ein Verständnis für die allgegenwärtige Digitalisierung, die mit intelligenten Algorithmen den Produktionsprozess entlang der Warenkette perfektioniert.

Mehr Wissen und Fähigkeiten

In der digitalen Arbeitswelt ist alles mit allem verbunden. Beschäftigte werden zunehmend dazu angehalten, ihre Kompetenzen zu erweitern und die Fähigkeit zum vernetzten, interdisziplinären Denken zu erweitern. Der ideale Mitarbeiter der Industrie 4.0 versteht die Zusammenhänge, was ihn dazu befähigt, bei Bedarf situationsgerecht einzugreifen. Diese Anforderung geht weit über den Aktionsradius der einst so geschätzten IT-Spezialisten hinaus.

Neues Denken ist angesagt

Eng mit dem neuen vernetzten Denken ist das systemische Denken verbunden, welches das alte produktzentrierte Denken immer mehr ablöst, sodass einzelne Probleme immer im Zusammenhang betrachtet und gelöst werden müssen. Die fortschreitende Technologisierung und die günstigeren Herstellungsverfahren haben die Basis dafür geschaffen, dass die Erwartungen von Kunden immer anspruchsvoller werden.

Mit Massenware sind sie nicht mehr zufrieden, stattdessen rangiert das Unikat in der Beliebtheitsliste weit oben. Immer stärker werden Kunden in den Produktionsprozess einbezogen und können im Sinne der Losgröße 1 ihr Produkt nach individuellen Vorgaben gestalten.

Neue Berufsfelder entstehen

Die Dominanz des Internets im täglichen Leben geht mit dem Entstehen neuer Berufsfelder einher, die mit Dienstleistungen rund ums World Wide Web verbunden sind. Dies betrifft Programmierer, Datenanalysten und Grafiker ebenso wie SEO-Agenturen und Coaches, die bei der Realisierung persönlicher Träume helfen.

Zugleich schreitet das Informationszeitalter mit dem Siegeszug des Dienstleistungssektors weiter voran, was zu einer Vielzahl neuer Berufe im tertiären Sektor führt. Da die Digitalisierung in fast jedes Berufsfeld eindringt, steigen zugleich die Anforderungen. So wurde aus dem Kfz-Mechaniker der Kfz-Mechatroniker und der Niedergang der Hauptschule erklärt sich dadurch, dass für die meisten Berufe inzwischen mindestens die Mittlere Reife verlangt wird.

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