Wie Fonds ganz legal Unternehmen übernehmen

Wie-Fonds-ganz-legal-Unternehmen-uebernehmenGeben sich Investoren und Finanzjongleure nicht damit zufrieden, in die Brieftaschen reicher Menschen zu greifen, sondern in die Kassen großer Unternehmen, die sie dafür auch noch bezahlen müssen, nennt man dieses zweifelhafte Geschäftsmodell „leveraged buyout“. Mit dieser Strategie haben Fonds die Möglichkeit, Unternehmen legal zu übernehmen, auch wenn sie sich in einer rechtlichen Grauzone bewegen. Investoren zahlen Beträge in einen Private Equity Fund ein, der ihr Geld anlegt. Gleichzeitig nehmen die Fonds ein Vielfaches des eingezahlten Kapitals an Krediten auf. Auf diese Weise verwalten sie oft mehr als eine Milliarde Dollar und verfügen über einen unermesslichen Hebel (leverage). Ausgestattet mit dieser „Kriegskasse“ machen sich die Fonds, die in Deutschland auch gerne Heuschrecken genannt werden, daran, Unternehmen zu erwerben (buyout). Eine andere Möglichkeit besteht darin, alle unterbewerteten Aktien einer börsennotierten Gesellschaft zu erwerben. Auf diese Weise werden die Fonds zu anteiligen oder alleinigen neuen Besitzern der von ihnen übernommenen Unternehmen. Diese Geschäftspolitik erscheint nicht weiter amoralisch, Firmenübernahmen sind schließlich nicht anormal.

Alles ist möglich

Der Kniff besteht jedoch darin, dass der Fonds die Kredite, die er zur Übernahme des Unternehmens aufgenommen hat, selbigem aufbürdet. Das übernommene Unternehmen haftet nun als Sicherheit für die Bedienung der Kredite. Das Unternehmen kauft sich praktisch selbst, verschuldet sich dabei maßlos und muss für die hohen Zins- und Tilgungsbeträge aufkommen. Das „Witzige“ dabei ist jedoch, dass es zudem noch hohe „Beraterhonorare“ an die Fondsmanager entrichten muss. Diese finanzielle Belastung ist durchaus so gewollt, denn nun filetiert der Fonds das belastete Unternehmen, strukturiert es oder stellt es auf neue Produkte um. Dieser Prozess dauert solange, bis das „neue“ Unternehmen eine hohe Gewinnmarge, also einen für die Investoren günstigen Wiederverkaufspreis erzielt. Die Manager gehen dabei wenig zimperlich vor, viele Jobs fallen weg und die verbleibenden Mitarbeiter werden unter extremen Leistungsdruck gesetzt. Die Private Equity-Gesellschaft handelt ausschließlich im eigenen Interesse, die Rendite für die Fondsmanager und eine ausgeglichene Bilanz sind das oberste Ziel. Das Interesse des Unternehmens, der Arbeitnehmer und der Erhalt von Arbeitsplätzen in der Region sind für die Fondsbetreiber und die Investoren uninteressant. Nur mit einer sauberen Bilanz mit einwandfreien Zahlen lässt sich das Unternehmen gut verkaufen. Der Markt muss dem Unternehmen eine wirtschaftlich positive Zukunft bescheinigen, damit sich Fondsbetreiber und Investoren auf der Gewinnerseite befinden. Die Zeche zahlen die Betroffenen vor Ort mit sinkenden Löhnen, niedrigeren Sozialstandards, Standortschließungen, Verlegung des Unternehmens ins Ausland und Arbeitsplatzverlust.

Geht nicht gibt es nicht

Komplett vor die „Wand gefahren“ wird ein Unternehmen immer dann, wenn die Fondsmanager nur auf kurzfristigen Gewinn aus sind. Viele deutsche Traditionsunternehmen sind bereits von global agierenden „Fonds-Heuschrecken“ übernommen worden. Die Private Equity-Gesellschaften bürden diesen Unternehmen große Teile des Übernahmepreises als Schulden auf, genehmigen sich selbst jedoch Sonderdividenden und „Beratungshonorare“ in Millionenhöhe, während die Unternehmen selbst immer mehr in eine immense Verlustzone schlittern. Investitionen sind angesichts dieser Schuldenlast nicht mehr möglich, die Fondsmanager saugen auch noch den letzten Blutstropfen aus ihrem Opfer heraus. Sind die Gewinnmöglichkeiten ausgeschöpft, werden die Unternehmen veräußert. Trotz der Verschuldung finden sich immer noch Investoren, die bereit sind, diese maroden Unternehmen zu übernehmen, weil sie selbst Strategien entwickelt haben, wie man sie wieder auf Vordermann bringt und Gewinn erzielt. Der Finanzmarkt und die Finanzjongleure machen alles möglich, geht nicht, gibt es nicht. Die Kapitalseite verdient fast immer in mehrfacher Hinsicht. Durch Gebühren bei späteren Börsengängen, durch Kreditzinsen und Aktienrenditen. Die Investoren der Fonds sind in vielen Fällen Banken, Pensionskassen, Versicherungen und Stiftungen, die für ihre Investitionen nicht selten zweistellige Renditen einfahren.

Die Fondsbetreiber selbst stehen am besten dar. Sie berechnen den Fondsinvestoren 1,5 Prozent der von ihnen investierten Kapitalsumme und kassieren von den übernommenen Unternehmen zudem noch „Beraterhonorare“. Damit ist ihre Gewinnmarge jedoch noch nicht erschöpft und der Geldsegen noch nicht beendet. Nach dem Verkauf des entsprechenden Objektes erhalten die Fondsbetreiber 20 Prozent des Gewinns als branchenüblichen Anteil. Ihre Einnahmen werden als langfristige Veräußerungsgewinne angesetzt und in den USA, dem Sitz der meisten Fonds und Private Equity Gesellschaften, mit niedrigen 15 Prozent versteuert. Die reguläre Einkommenssteuer beträgt 35 Prozent. Die Gewinne der Private Equity-Manager werden auf diese Weise de facto durch die US-Regierung staatlich subventioniert. Die Fondsbetreiber werden mit diesem schnellen Geld rasch zu vielfachen Millionären und zahlen im Gesamtverhältnis weniger Einkommenssteuer als ihr Gärtner oder ihre Putzfrau.

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