Standortfaktoren sind veränderbare lokale Merkmale eines Standortes, also beispielsweise eines Landes, einer Stadt oder auch eines konkreten Gewerbegebietes, an dem sich ein Unternehmen angesiedelt hat oder ansiedeln will.
Standortfaktoren. Harte Standortfaktoren sind genau abgrenzbar, messbar und damit besonders gut vergleichbar. So können Unternehmen bei der Entscheidung für oder gegen einen Standort die Steuer- und Abgabensysteme vergleichen und kalkulieren, wie sich eine bestimmte Standortentscheidung finanziell auf das Unternehmen auswirkt. Harte Standortfaktoren sind neben den Steuern und Abgaben auch die Infrastruktur wie Verkehrswege, Abfallbeseitigung oder die Kommunikationsnetze und darüber hinaus Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Zölle, die Verfügbarkeit und Höhe von Subventionen, Arbeitskosten, arbeitsrechtliche Vorgaben, Umweltschutzauflagen, Marktumfeld usw.
Weiche Standortfaktoren hingegen sind nicht exakt messbar. Zu ihnen zählen beispielsweise das politische Umfeld des Standortes mit Blick auf Rechtsstaatlichkeit, Korruption und Sicherheit, der Grad der Bürokratie, das Wirtschaftsklima und personenbezogene Faktoren wie Wohnmöglichkeiten für die Angestellten, das Bildungssystem oder die medizinische Versorgung.
Wenn ein Unternehmen eine Entscheidung für oder gegen einen Standort treffen will, dann wird es in der Regel eine Standortpolitik entwickeln, die einerseits Rahmenvorgaben macht und andererseits die verschiedenen harten und weichen Standortfaktoren nach Relevanz für das eigene Unternehmen gewichtet und dann eine Bewertung der einzelnen Faktoren vornimmt.
Eine übergeordnete Vorgabe könnte beispielsweise sein, sich im Zusammenhang mit der allgemeinen Unternehmenspolitik auf einen Produktionsstandort in Deutschland festzulegen, weil »Made in Germany« Teil der Markenbotschaft des Unternehmens ist. In diesem Fall würde eine Standortentscheidung zumindest auf Deutschland festgelegt, auch wenn die Bewertung der Standortfaktoren eigentlich für eine Produktion in einem anderen Land sprechen würde.
Die Gewichtung und Bewertung der übrigen Standortfaktoren ist dann direkt von der Art und Tätigkeit des Unternehmens abhängig. So werden für einen Einzelhändler Faktoren wie Laufkundschaft, Parkplatzsituation oder der direkte nachbarschaftliche Wettbewerb weit höher gewichtet sein als zum Beispiel für einen Autobauer, der seine Fabrik auch auf der grünen Wiese errichten könnte. Für Letzteren ist das steuerliche Umfeld, der Zugang zu Lieferanten oder geeignetem Fachpersonal wahrscheinlich weitaus relevanter.
Für andere Branchen müssen bestimmte Standortfaktoren zwingend erfüllt sein: Eine Reederei kann sich nicht im Gebirge ansiedeln, sondern braucht den Zugang zu Gewässern. Ein Internetdienstleister wird auf dem Land keinen günstigen Standort finden, weil er auf eine schnelle Internetanbindung angewiesen ist.
Die öffentliche Hand ist in den vergangenen Jahren mehr und mehr dazu übergegangen, einen Wettbewerb der Standorte zu akzeptieren und die Standortfaktoren im Rahmen der eigenen Zuständigkeit mit Blick auf andere Regionen zu beeinflussen. So orientierte der Bund bei zahlreichen Gesetzgebungsvorhaben darauf, die Körperschaftssteuer zu senken, Veräußerungsgewinne bei Kapitalgesellschaften steuerfrei zu stellen und die Arbeitskosten durch eine Deckelung der Lohnnebenkosten bei den Arbeitgeberzuschüssen zur Kranken- und Rentenversicherung zu senken.
Bundesländer und Kommunen investieren seit einigen Jahren intensiv in Standortmarketing und zentrale Anlaufstellen für potenzielle Investoren. Gleichzeitig werden auch hier politische Maßnahmen umgesetzt, die das Ziel haben, verschiedene Standortfaktoren günstig zu beeinflussen. In den Kommunen sind das vor allem Entbürokratisierungsmaßnahmen sowie der Hebesatz für die Gewerbesteuer, der sich kassenmäßig bei den Unternehmen direkt auswirkt. Darüber hinaus sind es vor allem die weichen Standortfaktoren, die auf der kommunalen Ebene steuerbar sind: Bildungs- und Kulturangebote, Herstellung von adäquatem Wohnumfeld, Einkaufsmöglichkeiten und dergleichen.