Wenn in Deutschland die Rede von den Gehältern und Löhnen ist oder wenn es einen neuen Streik in einer der Branchen gibt, geht es meistens um einen neuen Tarifvertrag. Mit seiner Tariffreiheit und den Branchenverbänden hat sich zusammen mit den Gewerkschaften eine interessante Basis für wiederkehrende Verhandlungen rund um die Löhne und Benefits für die Mitarbeiter entwickelt. Ein Tarifvertrag hat aber in der Regel nicht nur etwas mit dem Gehalt zu tun, sondern auch mit den Bedingungen bei der Arbeit, den Arbeitszeiten und natürlich mit den Zahlen der Urlaubstage. Es sind vor allem die verschiedenen Parteien, die in diesem Zusammenhang immer wieder für Warnstreiks oder Arbeitsniederlegungen sorgen.
Etwa 50% der Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten in einer Firma, die in irgendeiner Form an einen Tarifvertrag gebunden ist. Darüber hinaus gibt es noch viele Firmen, die zwar nicht im Tarifvertrag enthalten sind, sich aber an den Löhnen dieser Verträge orientieren. Ein Vertrag wird in diesem Fall zwischen zwei Vertragsparteien geschlossen - in diesem Fall zum Beispiel zwischen Arbeitgebern und den Gewerkschaften. Natürlich können auch die Branchenverbände eine entsprechende Rolle bei den Verhandlungen spielen - inzwischen werden auch das Internet und die Medien genutzt, wenn es wieder einmal in die Verhandlungen für einen neuen Tarifvertrag geht. Dieser ist dann über einige Jahre bindend, ehe es eine neue Entwicklung der Löhne geben muss und diese zum Beispiel mit der Hilfe vom Tarifvertrag an die Rate der Inflation und die Ausfälle der Jahre, in denen der Vertrag aktiv war, angepasst werden. Der Staat spielt dabei natürlich auch eine entsprechende Rolle. Durch die Tarifautonomie mischt er sich nicht in das Verfahren ein, sondern gibt den verschiedenen Branchen höchstens durch einen Mindestlohn eine Untergrenze vor, wie hoch das Gehalt in einer Branche sein muss. So ist es zum Beispiel bei den aktuellen Plänen der Bundesregierung der Fall. Was gibt es beim Tarifvertrag und bei den Verhandlungen noch zu beachten?
Das Tarifrecht, die Tarifautonomie und das Streikrecht sind also wichtige Bestandteile der Arbeitnehmerrechte in Deutschland. Dabei sollte man einmal einen Blick darauf werfen - Tarifverträge sind nicht nur für die betroffenen Personen eine wichtige Orientierung.
Der Tarifvertrag ist nicht nur für die Gewerkschaften, die Arbeitgeberverbände oder die Arbeitnehmer von Interesse. In vielen Fällen geben sie einen interessanten Einblick in die wirtschaftliche Lage des Landes. Geht es der Wirtschaft gut, fordern die Arbeitnehmer in der Regel eine deutliche Erhöhung der eigenen Bezüge und eine Verbesserung der allgemeinen Leistungen, die sie durch die Arbeitgeber erhalten. Umgekehrt hat man aber auch schon gesehen, dass in schwierigen Zeiten darauf verzichtet wurde, eine Erhöhung vorzunehmen und einfach am Status quo festzuhalten. Daher hat es in Deutschland, in den letzten Jahren, auch kaum einen großen Streik gegeben. Dadurch, dass der Staat mit diesen Verhandlungen nur sehr wenig zu tun hat - höchstens im Bereich der öffentlich Beschäftigten - müssen die Verbände und die Interessensgruppen ihre Verträge nämlich in Hinblick auf das Wohl aller aushandeln, was so meist auch von Unternehmen übernommen wird, die nicht in der Tarifgruppe sind.