Im Regelfall lassen sich Existenzgründer in zwei Gruppen differenzieren: Entweder sie verfügen über eine vermeintlich gute Idee, welche Sie mit einem eigenen Unternehmen zum Leben erwecken möchten. Oder der Wunsch der eigenen Selbstständigkeit steht an erster Stelle und erst darauf folgt die Suche nach einer passenden Geschäftsidee. Im Regelfall hat die erste der beiden Gruppen die höheren Erfolgschancen.
Doch vorweg, eine gute Idee allein ist zwar Grundbestandteil eines Geschäftskonzepts, jedoch bei Weitem kein Garant für eine erfolgreiche Gründung. Viele hervorragende Ideen sind nicht an ihrer selbst gescheitert, sondern an den mangelhaften Voraussetzungen ihrer geschäftlichen Umsetzungen. Ein Geschäftsmodell bzw. Geschäftskonzept bedarf mehr als einer Idee, eines Produktes oder einer Dienstleistung. Gründer müssen wesentliche Bestandteile der Strukturen und Prozesse ihres Unternehmens definieren, kalkulieren und umsetzen, bevor sie mit ihrer Unternehmung auf dem Markt agieren
Wie gelingt dieser Transfer einer Geschäftsidee in ein Geschäftskonzept? Hierfür müssen drei essentielle Fragen beantwortet werden:
1. Welchen Nutzen stifte ich für meine Kunden?
Nur wer wirklich versteht, was sein Kunde benötigt, kann Leistungen bieten, welche von diesem dauerhaft nachgefragt werden. Wichtig ist hierbei die Erkenntnis, dass Menschen in vielen Fällen nicht das Produkt oder die Dienstleistung selbst benötigen, sondern die Lösung eines Problems: Der Kunde möchte keinen Hammer, er möchte einen Nagel in der Wand. Er benötigt keine Navigations-App auf dem Smartphone, sondern den schnellsten Weg vom Hotel zum Flughafen. Gründer, die solch ein Problem schneller, günstiger oder besser lösen können, setzen einen entscheidenden Grundstein für einen dauerhaften Geschäftserfolg.
2. Welche Ressourcen, Prozesse und Partner benötige ich für meine Leistungserstellung?
Diese Frage umfasst viel mehr, als vielen Unternehmensgründern zunächst bewusst ist.
Neben der direkten Leistungserstellung des Unternehmens, den sogenannten Geschäftsprozessen, bspw. der Fertigung von Möbeln aus nachhaltigen Materialien, benötigt jedes Unternehmen eine Reihe von Unterstützungsprozessen, wie bspw. der Buchhaltung oder dem Einkauf. Diese müssen für einen erfolgreichen Geschäftsbetrieb effizient ablaufen, werden aber vom Kunden nicht direkt finanziell honoriert. Hart ausgedrückt: Es interessiert Ihre Kunden nicht, welchen Aufwand Sie für die Materialbeschaffung haben oder wie Sie Ihren Abrechnungsprozess gestalten, er bezahlt für seine abgenommene Leistung. Trotzdem müssen Sie auch die Unterstützungsprozesse möglichst schnell und fehlerfrei beherrschen, damit diese nicht zum Stolperstein Ihres neu gegründeten Unternehmens werden.
Selbst Gründer, welche viele Prozesse des Unternehmens selbst in die Hand nehmen können, benötigt an der einen oder anderen Stelle externe Partner. Neben den "üblichen Verdächtigen", wie Investoren, Banken, Steuerberatern oder Wirtschaftsprüfern greifen Unternehmer auch auf Webseiten-Designer, Vertriebspartner, Personaldienstleister oder Strategieberater zu. Die Wahl des richtigen Partners kann Ihrem Unternehmen einen enormen Mehrwert stiften. Im Umkehrschluss kann ein falscher Partner für wichtige Geschäftsprozesse jedoch auch einen enormen Schaden anrichten. Sie sollten sich daher schon im Aufbau Ihres Geschäftskonzepts darüber im klaren sein, welche Partner sie zwingend benötigen und wer hierfür in Betracht kommen könnte.
3. Womit verdiene ich mein Geld?
Diese Frage klingt abermals simpel, lässt sich aber - insbesondere hinsichtlich der heutigen technischen Möglichkeiten - gar nicht so einfach beantworten. War es in der Vergangenheit üblich, dass der Kunde den Unternehmer direkt für seine Leistung bezahlt, gibt es heute eine Vielzahl an alternativen Modellen hinsichtlich der Generierung Ihres Cashflows. Dies könnte bspw. bei einer Website der Verkauf von Werbeflächen sein, der Verkauf einer App über die jeweiligen Appstores oder viele weitere innovative Ideen, abseits der direkten Bezahlung einer Leistung durch den Kunden. Auch traditionelle Branchen wie bspw. das Handwerk erhalten über entsprechende Web-Portale neue Möglichkeiten, ihre Leistungen zu vermarkten und zu verkaufen. Hierbei müssen Sie die Frage beantworten, welche Möglichkeiten Sie nutzen, wer an welcher Stelle für ihre Leistungen bezahlen soll, und wie Sie die entsprechenden Prozesse gestalten.
Wenn Sie diese drei Fragen beantworten können, ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft als Unternehmer getätigt. Transferiert in einen aussagekräftigen Business Plan können Sie hierdurch Banken, Partnern und weiteren Interessenten ein Geschäftskonzept aufzeigen, welches inzwischen weit mehr ist, als "nur" eine gute Idee.