Handwerksinnung

HandwerksinnungHandwerksbetriebe gehören zu den kleinsten Zellen leistungsstarker Wirtschaftsbetriebe in Deutschland und seinen Nachbarländern. Ihre Beschäftigtenzahl ist vom Einmannbetrieb bis zu mehreren einhundert Mitarbeitern breit gefächert. Entsprechend groß ist die Anzahl der in einer Region ansässigen Unternehmen. Jedes Einzelne von ihnen stellt zwar eine in sich geschlossene Einheit dar, die es mehr oder weniger erfolgreich und präsent am Markt platziert. Insgesamt ist ein einzelnes Unternehmen jedoch gegen politische Vorgaben, Marktregulierungen, Behinderungen in seiner Weiterentwicklung und in vielen anderen Dingen nahezu machtlos. Deshalb entstanden schon vor Hunderten Jahren die Zünfte, in denen sich die regional ansässigen Handwerker eines bestimmten Gewerkes zusammenschlossen. Sie bildeten eine gemeinsame Interessenvertretung, unterstützten sich gegenseitig und pflegten die Traditionen des Handwerks.
Aus diesen Zünften sind die Handwerksinnungen hervorgegangen. Ihre Entstehungsgeschichte führt in die Zeit der deutschen Reichsgründung 1871 zurück. Das Anliegen der Innungen ähnelt in vielen Dingen dem der früheren Zünfte. Es stellt sich jedoch auch den heutigen Anforderungen und deshalb sind seine Aufgaben wesentlich umfangreicher geworden.
Manche Gewerke wie beispielsweise das Zimmermannshandwerk sind derzeit aber auch bestrebt, ihre Zünfte als paralleles Angebot zur Innung wieder aufzubauen.

Die Struktur einer Handwerksinnung

Handwerksinnungen werden regional gegründet. Dies kann eine Großstadt oder ein Landkreis sein und die jeweilige Innung stellt allen in dieser Region vertretenen Handwerksunternehmen eines bestimmten Gewerkes die Mitgliedschaft in der Innung frei. Derzeit existieren in Deutschland circa 7.000 Innungen und dies zeigt, wie regional spezifisch in den jeweiligen Interessen dieses Netz aufgebaut worden ist.
Jede Handwerksinnung ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, die der Rechtsaufsicht der Handwerkskammer untersteht. Alle Innungen eines Handwerkskammerbezirkes bilden insgesamt die Kreishandwerkerschaft. Die Mitgliedschaft in der Handwerksinnung ist freiwillig. Jeder Unternehmer, der Innungsmitglied ist, sollte sich jedoch aktiv an der Lösung der Aufgaben der Innung beteiligen.
Jede Handwerksinnung wählt einen Vorstand, dessen Vorsitzender der Innungsobermeister ist. Meist nimmt diese Funktion ein Unternehmer ein, der schon seit vielen Jahren in seiner Region präsent ist. Sein Vertreter ist der stellvertretende Innungsobermeister. Eine gewichtige Rolle spielt außerdem der Beauftragte für Bildung, der früher als Lehrlingswart bezeichnet wurde.
Die Innung gründet mehrere Ausschüsse wie beispielsweise den Gesellenprüfungsausschuss und den Berufsbildungsausschuss.
In manchen Bundesländern haben sich die Handwerksinnungen eines festgelegten Gewerkes zu Landesinnungsverbänden mit dem Landesinnungsmeister an der Spitze zusammengeschlossen. Ihre übergreifende Organisation stellen der Bundesinnungsverband und die Zentralfachverbände dar.

Welche Aufgaben erfüllen die Handwerksinnungen?

Das Handwerk insgesamt hat eine Jahrhunderte alte Tradition, die sich vor allem auf den Dienst am Kunden, auf Qualitätsarbeit, Pünktlichkeit und Berufsehre konzentriert. Sie schließt aber auch die gegenseitige Unterstützung der Innungsbetriebe mit ein. Die Bewahrung dieser Tradition und deren ständige Anpassung an die derzeitige Marktsituation bildet den Kernpunkt der Aufgaben einer Innung. Viele Streitigkeiten beispielsweise bei der Auftragsvergabe können Innungsbetriebe im gegenseitigen Gespräch beilegen. Die Handwerksinnung ist aber auch Ansprechpartner, die den kameradschaftlichen und fairen Umgang der Meister, Gesellen und Lehrlinge im Blick behält und gegebenenfalls schlichtend eingreift.
Die Innungsmitglieder beteiligen sich aktiv an der Regelung und Kontrolle der Lehrlingsausbildung nach § 33 der Handwerksordnung. Sie sind die Praktiker, die beurteilen können, wie die duale Ausbildung im täglichen Berufsleben auf der Baustelle und in der Werkstatt umgesetzt werden kann.
Jedes Handwerk entwickelt sich ständig weiter, indem neue Materialien, Werkzeuge und Techniken eingebracht werden. Die Handwerksinnung beteiligen sich an der Förderung des handwerklichen Könnens ihrer Mitglieder. Dazu organisiert sie Fachseminare, Lehrgänge, Schulungen über Produktneuheiten und viele andere Dinge. Einen großen Stellenwert nehmen dabei außerdem Weiterbildungen ein, die sich auf die Arbeitssicherheit und die Einhaltung sicherheitsrelevanter DIN-Normen beziehen.
In den geschützten Meisterberufen wie Elektriker, Heizungsmonteur, Gasinstallateur und in anderen sind die Innungsobermeister dazu berufen, die fachlich vorgeschriebene Werkstattausrüstung jedes zertifizierten Handwerksunternehmens zu überprüfen.
Die Handwerksinnung beteiligt sich aktiv an der Erstellung von Gutachten und der Klärung von Streitigkeiten zwischen den Unternehmen und ihren Auftraggebern. Viele Auftraggeber vergeben ihre Leistungen ausschließlich an Innungsbetriebe.

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