Jedes Unternehmen, gleich welcher Größe, verfügt über materielle Vermögenswerte. Dies sind all die Dinge, die körperlich-physisch greifbar vorhanden sind. Bereits der erste Computer von Existenzgründer/innen ist ein materieller Vermögenswert, der in die Bilanz des Jungunternehmens eingeht. All diese Vermögenswerte materiellen Ursprungs können abgeschrieben, verkauft oder neu gekauft werden. Sie stellen sofort handelbares Kapital dar und gestalten das Betriebsvermögen flexibel.
Es gibt darüber hinaus immaterielle Vermögenswerte in jedem Unternehmen. Auch wenn sie aus kaufmännischer Sicht nicht als Solche behandelt werden – bereits die Ausbildung und der bisherige berufliche Werdegang mit der Aneignung von Erfahrungen und Fertigkeiten sind eigentlich immaterielle Vermögenswerte. Sie dienen der Entwicklung des Unternehmens, denn jeder Firmeninhaber nutzt sein angeeignetes Wissen. Anerkannte Vermögenswerte immaterieller Herkunft indessen sind all die körperlich-physisch nicht greifbaren Dinge, die dennoch einen finanziellen Wert darstellen. Ein typisches Beispiel ist das Urheberrecht eines Autors oder eines Musikers. Jeder von ihnen erzielt seinen Gewinn aus dem Verkauf seines Werkes. Er gibt aber auch sein Urheberrecht nicht aus der Hand. Es sichert ihm die alleinige Verbreitung dieses Werkes und ist demzufolge ebenfalls Kapital, welches in die Betriebsbilanz einfließt. Die Art immaterieller Vermögenswerte ist vielfältig und sie richtet sich nicht zuletzt danach, mit welchem Leistungsangebot das Unternehmen am Markt agiert.
Die Geschichte kennt viele Beispiele, mit denen Erfindergeister ein neues Produkt entwickelt haben und aus dessen erfolgreicher Marktplatzierung ein Unternehmen mit Weltmarktstellung entwickelt haben. Sie haben sich rechtzeitig das alleinige Recht an ihrer Vermarktung gesichert und es zum Patent angemeldet. Der Erfolg von Patenten wird häufig unterschätzt und nicht unbedingt muss ihnen ein technisch-wissenschaftliches Genie zugrunde liegen. Jede Geschäftsidee, die durch spezifische Verfeinerung ihr Alleinstellungsmerkmal erhalten hat, kann dazu geeignet sein. Es muss sich nur in der Praxis besonders bewährt haben und langfristig anwendbar sein. Eine Internetrecherche kann beispielsweise zum Patent eines anfänglichen kleinen Hausmeister- und Pflegedienstes führen, dessen Existenzgründerin ihr Firmenkonzept zur Perfektion entwickelt hat. Sie hat sich diese Perfektion mit einem Patent schützen lassen und darf als Einzige dieses äußerst erfolgreiche Geschäftsmodell anbieten und verwerten.
Konzessionen sind beispielsweise in den geschützten Handwerksberufen von Bedeutung und als immaterielle Vermögenswerte zu betrachten. Jeder Elektriker, Gasinstallateur, Orthopädietechniker oder Hörgerätetechniker benötigt eine Konzession, um sein Gewerbe betreiben zu dürfen. Es gibt noch viele weitere geschützte Handwerksberufe, die von einer solchen Konzession abhängig sind. Grundlage dieser Konzession sind die Ausbildung, mehrjährige praktische Berufserfahrung sowie die Meister- oder Ingenieursausbildung des Konzessionsträgers. Auch dies ist ein immaterieller Vermögenswert, der kaufmännisch betrachtet monetäre Wertigkeit besitzt, aber physisch-körperlich nicht greifbar ist.
Lizenzen spielen seit einigen Jahren eine große Rolle in der Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen. Dieses Recht ist zunächst ein immaterieller Vermögenswert des Urhebers, der das Werk/das Produkt erschaffen hat. Er kann jedoch Dritten gestatten, dass sie von seinem Werk gegen ein Entgelt Gebrauch machen. Die Nutzung von lizenzierten Fotos und Gemälden ist eines der am häufigsten zur Anwendung kommenden Beispiele. Für Käufer/innen dieser Lizenz stellt sie ebenfalls einen immateriellen Vermögenswert dar.
Ähnlich verhält es sich bei selbst erstellter Software, dessen Urheberrecht per Lizenz weiterverkauft wird. Dieses Feld ist im Vergleich zu Patenten, Urheber- und Markenrechten noch relativ jung. Für Existenzgründer/innen kann es im heutigen Computerzeitalter jedoch von großer Bedeutung sein. Viele von ihnen verzichten zu Beginn ihrer Selbstständigkeit auf teure Firmensoftware und entwickeln sich ihr Computerprogramm für die Buchhaltung und Auftragsbearbeitung selbst. Unter ihnen sind mit Sicherheit Experten, die ihre Software, spezifisch auf ihr Leistungsangebot zugeschnitten, immer weiter verfeinern. Es ist lediglich ihrer Initiative geschuldet, andere Jungunternehmer von dieser Software in Form einer kostengünstigen Lizenz mitprofitieren zu lassen. Ihr eigener immaterieller Vermögenswert findet somit auch in anderen Unternehmen als solcher seine Anwendung.
Immaterielle Vermögenswerte werden nach dem internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS in das Betriebsvermögen eingebracht und bilanziert.