Der Lagerumschlag ist Teil der Vorratshaltung und ein signifikantes Zeichen für den Umsatz - zumindest sollte er es sein. Er ist außerdem maßgeblich für das gebundene Kapital im Lager verantwortlich. Unter einem Lagerumschlag ist das Ein- und Ausfließen der Ware zu verstehen: Fertig produzierte Ware wird eingelagert und auf Bestellung ausgeliefert. Unter einem Lagerumschlag kann auch die Einsortierung von Fertigteilen zur Weiterverarbeitung verstanden werden, die auf Abruf aus- beziehungsweise umgelagert werden, um zur Produktion der Endware eingesetzt zu werden.
Generell kann also gesagt werden, dass der Lagerumschlag immer den Ein- und Ausgang von Waren oder Bestandteilen anzeigt, während beispielsweise Lagermaschinen, Regale, Werkzeuge und ähnliche dauerhafte Bedarfsartikel im Lager verbleiben und ihren Standort nicht wechseln. Von einem Lagerumschlag spricht man beispielsweise aber auch in Kaufhäusern oder Buchhandlungen, in denen die Ware nicht direkt in einem Lager aufbewahrt, sondern den Kunden präsentiert wird. Hier fungiert der Laden selbst als Lager, unabhängig davon, dass sich neben Einzelstücken im Laden durchaus weitere Posten eines Artikels, der bereits präsentiert wird, in einem den Kunden nicht zugänglichen Lager auf Reserve gehalten werden.
Je schneller der Lagerumschlag, umso höher die Umschlaggeschwindigkeit, der Indikator für hohe Produktions- beziehungsweise Verkaufszahlen. Dagegen liegen Ladenhüter nahe oder bei einem Lagerumschlag von null. Gerechnet wird mit Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren. Moderne Erfassungssysteme scannen die Ware bei ihrem Eingang, ein Verkauf oder Lagerabgang wird ebenfalls per Scan erfasst und gegengerechnet. Schnelle Systeme erbringen die neuesten Zahlen mindestens tagesaktuell, eventuell stundenaktuell oder in Echtzeit.
Anhand der Statistik über den Lagerumschlag innerhalb einer bestimmten Zeit wird die Nachbestellung angeordnet, die stets mit den Lieferzeiten der Zulieferer abgestimmt werden sollte. Schwindet der Lagerbestand sehr schnell, muss bei längeren Lieferzeiten ein entsprechend großes Stückpaket nachbestellt werden. Wird dagegen rasch nachgeliefert, reichen kleinere Bestellmengen, wobei allerdings die Lieferkosten in Relation zu den Liefermengen stehen können und daher bei der Kalkulation, wann wie viel Ware bestellt wird, interessant werden. Der Lagerumschlag sollte weder zu schnell noch zu langsam sein, um stets optimal bevorraten zu können.
Ein schlechter Lagerumschlag sorgt meist dafür, dass die Ware nach einer gewissen Zeit als unrentabel aussortiert, vielleicht durch andere Produkte ersetzt wird. Der Lagerumschlag per Computer hilft bei der Übersicht über die Gängigkeit des Sortiments beziehungsweise der Einzel-, Ersatz-, Fertig- oder Halbfertigteile. Was nicht wirklich gebraucht, also nachgefragt wird, bindet nicht nur Kapital, sondern verstopft den oft knappen Lagerplatz, den eine Firma aber beispielsweise für neu eingeführte Produkte oder größere Mengen an umsatzstarker Ware benötigt.
Schwierig wird die Kalkulation in Sachen Lagerumschlag bei Artikeln mit Seltenheitswert, die aus einem bestimmten Grund vorrätig gehalten werden sollen, oder bei größeren Serien, die insgesamt gut nachgefragt werden, deren Einzelstücke aber keine relevanten Zahlen beim Lagerumschlag erzielen. Hier sind Insiderkenntnisse gefragt, denn rein von der Statistik her würde fast die komplette Serie aussortiert werden, doch aus Imagegründen oder aufgrund von Kundenanfragen ist dies nicht erwünscht. Die Einschätzung der Lagerumschlagzahlen ist daher Expertensache, die am besten von Abteilungs- oder Lagerleitern in enger Zusammenarbeit mit Vorgesetzten und unter Beachtung der angestrebten Quartals- und Jahresergebnisse vorgenommen wird.
Dieses Vorgehen gilt ebenso für Vorplanungen bezüglich jährlicher Stoßzeiten. Das sind bei manchen Unternehmen die Sommer- oder Wintermonate, zum Beispiel bei Sportgeräten, bei anderen das Oster- und Weihnachtsgeschäft, beispielsweise bei Dekorationsartikeln oder Schokolade. Allgemein erfordert die Bevorratung des Lagers einiges Fingerspitzengefühl, denn dabei muss der Lagerumschlag im Voraus berechnet oder zumindest eingeschätzt werden. Erfahrungswerte greifen zum Beispiel weniger, wenn völlig neue Produkte oder Produktreihen am Markt eingeführt werden und niemand die Verkaufs- oder Absatzzahlen einschätzen kann. Hier sind Werberückmeldungen ein möglicher Rechenfaktor. Überlegte, schnelle Reaktionen und/oder harte Eliminationen sind das Kennzeichen erfahrener Lagermitarbeiter.