Unternehmer stoßen immer wieder auf den Begriff der Investition. Häufig fällt dieser vor allem in Gesprächen mit dem Steuerberater, der aus Steuerspargründen zum Tätigen von Investitionen rät. Tatsächlich haben sinnvolle Investitionen jedoch wesentlich weitreichendere Folgen auf das eigene Unternehmen. Wer sinnvolle Investitionen tätigt, kann den Erfolg des eigenen Unternehmens enorm steigern. Fehlinvestitionen hingegen erhöhen die Gefahr des Scheiterns.
Zunächst sollte geklärt werden, was im unternehmerischen Kontext unter einer Investition zu verstehen ist. Prinzipiell handelt es sich bei dieser Tätigkeit um das Anlegen von Kapital in Sachgütern. Diese Definition lässt sich selbstverständlich präzisieren.
Während privat beinahe jede Geldausgabe als Investition bezeichnet wird, ist der Begriff im wirtschaftlichen Kontext weitaus enger gefasst. Werden Geschäftsgelder ausgegeben, um Sachgüter zu beschaffen, kann es sich dabei um eine Investition handeln. Entscheidend hierfür ist der Begriff der „Anlage“. Eine Investition dient der Anlage des Geldes. Die mit dem Geschäftsgeld erworbenen Sachgüter sollen also zum Unternehmenserfolg beitragen – eine Investition soll sich also refinanzieren und im Idealfalle Gewinne einbringen.
Eine Investition im ökonomischen Sinne ist also klar von einem Konsumgut abzugrenzen. Konsumgüter dienen der Befriedigung des Konsumbedürfnisses. Sie sind aus ökonomischer Sicht nicht rentabel – das für sie ausgegebene Geld ist also unwiederbringlich verloren. Geld, das für eine Investition ausgegeben wird, soll durch diese jedoch wieder eingespielt und sogar vermehrt werden. Eine Investition ist im Gegensatz zum Konsumgut also eine sinnvolle Art der Geldanlage.
Viele Unternehmer stehen in der Praxis vor der schwierigen Entscheidung, welches Sachgut als Investition geeignet ist, und welches bereits ein Konsumgut darstellt. Besonders beim Kauf eines Geschäftsautos ist diese Frage von Bedeutung. Wer sich von einem geschäftlich genutzten Auto einen unternehmerischen Vorteil – beispielsweise durch bessere Mobilität verbunden mit der Möglichkeit, mehr Kunden pro Tag besuchen zu können – verspricht, sieht in dem Auto eine sinnvolle Investition, die sich rentieren wird.
Schafft der Inhaber eines kleinen Unternehmens ein gebrauchtes Geschäftsauto für 5.000 Euro an, gilt dieses tatsächlich als Investition. Der Plan des Unternehmers, sich durch das Auto einen wirtschaftlichen Vorteil zu verschaffen, wird vermutlich aufgehen.
Kauft er stattdessen in der gleichen Situation einen neuen Porsche für 150.000 Euro, kann das Auto nicht als Investition gelten. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Investition sich refinanzieren wird. Das Auto stellt somit ein Konsumgut dar.
Aus diesem Beispiel lässt sich bereits ableiten, dass eine Investition eine wirtschaftlich sinnvolle Geldausgabe ist. Dem gegenüber stehen steuerlich sinnvolle Investitionen. Diese werden von vielen Unternehmern gerne getätigt, da sie einen deutlich sichtbaren Vorteil mit sich bringen – die zu zahlende Steuerlast fällt dank der Investition geringer aus. Das gesparte Geld wurde stattdessen jedoch für ein Sachgut ausgegeben. Inwiefern dieses für den unternehmerischen Erfolg sinnvoll ist, klären nur wenige Unternehmer im Vorfeld der aus Steuergründen getätigten Investition.
Im Idealfall sollte eine Investition sowohl wirtschaftlich als auch steuerlich sinnvoll sein. Eine aus wirtschaftlicher Sicht sinnlose Investition zu tätigen, die zu einer Steuerersparnis führt, ist hingegen nicht anzuraten. Die Steuerlast wird zwar gesenkt, das Geld ist dennoch verloren, da die „Investition“ dem unternehmerischen Erfolg nicht dienlich ist. Steuerliche Investitionen sollten also auch immer einen wirtschaftlichen Nutzen bieten.
Nun stellt sich die Frage, auf welchem Wege ermittelt werden kann, ob eine Investition einen praktischen Nutzen für das eigene Unternehmen mit sich bringt. Viele Unternehmen setzen hierfür das Instrument der Nutzwertanalyse ein. Bei diesem handelt es sich um ein quantitatives Verfahren der Entscheidungstheorie, welches die Entscheidungsfindung auf rationalem Wege unterstützen soll. Die Nutzwertanalyse betrachtet im Gegensatz zur Kosten-Nutzen-Analyse vor allem die Effektivität („Outcome“) einer Investition. In den meisten Fällen genügt jedoch eine wesentlich einfachere, rationale Betrachtung der Sachlage. Eine solche sollte sich an den folgenden Fragen orientieren. Kann mindestens eine dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet werden, handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine wirtschaftliche sinnvolle Investition, die einen praktischen Nutzen mit sich bringt.
• Bringt die Investition einen Mehrwert für die Firma mit sich?
Dieser Mehrwert sollte klar benannt werden können. Bei der Beantwortung dieser Frage solltest du als verantwortungsbewusster Unternehmer neutral und unvoreingenommen handeln. Auch wenn du vom Nutzen der Investition überzeugt bist, solltest du auf rationalem Wege nach einem Mehrwert der Investition suchen. Versuche, diesen schriftlich festzuhalten und möglichst präzise zu formulieren. Warum ist die Investition sinnvoll? Auf welche Art und Weise nutzt sie deiner Firma? Welches Versprachen kann die Investition realistischerweise handeln und wie trägt sie damit zum Unternehmenserfolg bei?
• Bringt die Investition Kosteneinsparungen?
Verspricht die Investition Kosteneinsparungen, ist sie aus wirtschaftlicher Sicht in jedem Falle sinnvoll. Eine solche Investition wird sich durch die Einsparungen, die sie ermöglicht, refinanzieren. Da die Einsparungen auch nach der Phase der Refinanzierung fortbestehen, wird sie langfristig zu Gewinnen führen.
• Bringt die Investition eine Zeitersparnis?
Zeit ist sicherlich wertvoll. Häufig sehen Unternehmer sich einem Mangel an Zeit ausgesetzt. Routinearbeiten und scheinbar unwichtige Tätigkeiten verschlingen einen großen Teil der täglichen Arbeitszeit. Kann eine Investition zu einer Zeitersparnis führen, ist sie also sinnvoll. Die durch die Investition gesparte Zeit kann der Unternehmer – oder der von der Zeitersparnis betroffene Mitarbeiter – für sinnvollere Tätigkeiten aufwenden.
Können reine Routinearbeiten, die sehr zeitaufwendig sind, – in einem handwerklichen Betrieb beispielsweise das Zerkleinern von Holzplatten o.ä. – von einer Maschine übernommen werden, stellt diese Maschine in der Regel eine sinnvolle Investition dar, da sie einen praktischen Nutzen bringt. Selbstverständlich sollte der Preis einer solchen zeitsparenden Investition immer beachtet werden. Stehen Zeitersparnis und Preis in keinem als sinnvoll zu betrachtenden Verhältnis zueinander, sollte die Investition nicht getätigt werden.
• Bringt die Investition einen Nutzen für die Kunden?
Auch Investitionen, die die Kundenfreundlichkeit verbessern, sind in der Regel sinnvoll. Profitiert der Kunde von einer Investition sollte diese getätigt werden. Zufriedene Kunden kommen in der Regel immer wieder. Darüber hinaus sind sie meist gewillt, das Unternehmen zu empfehlen. Sie leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Kundengewinnung.
Kleine Aufmerksamkeiten, die Kunden nach einem abgeschlossenen Auftrag überreicht werden, stimmen diese meist sehr zufrieden und stellen somit eine sinnvolle Investition dar. Auch angenehme Wartesessel o.ä. sind als Investition sinnvoll, da sie die Zufriedenheit der Kunden erhöhen.
• Sorgt die Investition für eine Arbeitserleichterung?
Erleichterungen der Arbeit sind immer sinnvoll und somit positiv zu bewerten. Körperlich anstrengende Arbeit – beispielsweise durch lange Laufwege oder eine gesundheitsschädliche Arbeitsposition – kann durch Investitionen vermieden werden. Dies führt zu einer Reduzierung des Krankenstandes und erhöht die Zufriedenheit der Mitarbeiter des Unternehmens. Letztendlich wird auf diesem Wege die Produktivität der Mitarbeitet gesteigert, wodurch die Investition refinanziert wird und langfristig für Gewinn sorgt.
In einem Büro ist die Anschaffung ergonomischer Schreibtischstühle und ergonomischer Bildschirme beispielsweise eine wirtschaftlich sowie gesundheitlich absolut sinnvolle Investition. Sie erleichtert die Arbeit der Mitarbeiter enorm, da sie Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und weitere Folgen einer gesundheitsschädlichen Arbeitshaltung reduziert. Dadurch wird der Krankenstand im Unternehmen reduziert. Außerdem steigt die Zufriedenheit der Mitarbeiter deutlich an, da die Arbeit nun nicht mehr mit körperlichen Beschwerden verbunden ist. Studien haben bewiesen, dass zufriedene Mitarbeiter motivierter sind und wesentlich effizienter arbeiten. Letztendlich ist also damit zu rechnen, dass die Arbeitsleistung der Mitarbeiter durch die Investition steigt, was sich positiv auf die wirtschaftliche Lage des Unternehmens auswirkt. Durch eine solche Investition kann also eine Win-Win-Situation erreicht werden.
• Wird die Investition sich kurz- oder mittelfristig refinanzieren?
Viele Ratgeber erachten eine Investition als sinnvoll, wenn sie sich langfristig refinanziert. Angesichts der heutigen Situation der Welt im Allgemeinen und der Wirtschaft im Speziellen sollte eher dazu geraten werden, nur Investitionen zu tätigen, die sich kurz- oder mittelfristig refinanzieren. Langfristige Investitionen sind immer mit einer Planungsunsicherheit verbunden. Aufgrund der allgemeinen Entwicklung der politischen und wirtschaftlichen Situation stellt Planungssicherheit heute jedoch einen sehr wünschenswerten Zustand dar, sodass von Investitionen, die sich nur langfristig refinanzieren abzuraten ist. Die allgemeine Entwicklung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lage ist kaum vorhersehbar, sodass nicht sicher vorauszusagen ist, in welcher Lage wir uns in zehn oder zwanzig Jahren befinden werden. Es ist also durchaus möglich, dass Investitionen, die heute für langfristig sinnvoll gehalten werden, aufgrund unvorhersehbarer Entwicklungen, die heute gehäuft auftreten, ausfallen und zum Untergang des Unternehmens führen.
Als Konsequenz aus der allgemein unsicheren Lage sollten Unternehmer also nach Möglichkeit Planungssicherheit anstreben und nur auf Investitionen setzen, die sich kurz- oder mittelfristig refinanzieren.
• Kann die Investition im Notfall ohne Probleme veräußert werden?
Hinsichtlich der Planungssicherheit ist auch die Veräußerbarkeit einer Investition wichtig. Kann die Investition im Falle eines finanziellen Engpasses ohne Probleme veräußert werden? Diese Frage sollte in jedem Falle mit „Ja“ beantwortet werden können. Kann die Investition nicht oder nur sehr schwer veräußert werden, sollten sehr gewichtige Argumente für die Anschaffung sprechen, um sie insgesamt als wirtschaftlich sinnvoll beurteilen zu können.
Einige Investitionen sind mit weiteren Kosten verbunden. Diese sollten vor der Anschaffung berechnet und in die Entscheidung für oder gegen die Investition einbezogen werden. Moderne Maschinen erfordern in der Regel Einführungen, Schulungen und regelmäßige Wartungen. All diese Folgen der Investition müssen vom Unternehmen finanziert werden können. Je mehr Folgekosten eine Investition mit sich bringt, desto länger dauert es, bis sie sich vollständig refinanzieren kann.
Auch die Finanzierung einer Investition muss vor der Anschaffung geplant werden. Grundsätzlich ist zwischen einer vollständig aus Eigenkapital realisierten Finanzierung, einer Finanzierung aus Eigen- und Fremdkapital und einer vollständig durch Fremdkapital realisierten Finanzierung zu unterscheiden. Ist zur Finanzierung einer Investition Fremdkapital nötig, ist sie mit einem recht großen Risiko verbunden. Führt die Investition nicht zum gedachten Nutzen, ist im Extremfall der Fortbestand des Unternehmens gefährdet. Im Idealfalle sollte eine Investition also vollständig aus Eigenkapital finanziert werden können – in diesem Falle macht das Unternehmen sich nicht zum Schuldner eines Kapitalgebers.
Die Liquidität des Unternehmens darf durch die Investition jedoch nicht gefährdet werden. Andernfalls ist die Zahlungsfähigkeit – und damit verbunden der Fortbestand des Unternehmens – ebenfalls gefährdet. Jede Investition erfordert eine detaillierte Finanzplanung. Die exakten, langfristigen Kosten der Investition und die Finanzierung sollten exakt berechnet werden. Darüber hinaus ist anzuraten, auch für den Fall eines Ausfalls der Investition einen Plan aufzustellen – das „Worst-Case-Szenario“ sollte im Vorfeld der Anschaffung also durchgerechnet werden. Idealerweise ist eine Investition nur mit einem geringen Risiko verbunden. Kann die Investition nicht aus Eigenkapital finanziert werden und/oder ist die Anschaffung insgesamt eher risikobehaftet, sollte von ihr abgesehen werden.