Selbstständige sehen sich besonders zu Beginn ihrer unternehmerischen Tätigkeit als Einzelkämpfer, die alleine am Markt bestehen müssen. Ohne Mitarbeiter ist der Unternehmer auf sich alleine gestellt und für alle Aufgaben, die im Unternehmen anfallen, verantwortlich. Hinzu kommt eine recht angespannte Marktlage mit hartem Wettbewerb, die häufig zu Konkurrenzkämpfen zwischen verschiedenen Unternehmen führt. Um am Markt bestehen zu können und die eigene Situation zu verbessern, ist es sinnvoll, Geschäftsbeziehungen zu anderen Selbstständigen einzugehen.
Durch die Kooperation mit anderen Unternehmern kann wesentlich mehr erreicht werden. Kooperieren zwei Unternehmer, die auf ähnlichen Gebieten tätig sind, profitieren sie meist von der Erfahrung und dem Netzwerk des jeweils anderen Kooperationspartners. Die Zusammenarbeit kann somit zur Vermittlung von Geschäftskontakten und zur Einbindung in ein bestehendes Businessnetzwerk führen.
Beispielhaft kann hier die Zusammenarbeit eines Werbefachmanns mit einem Webdesigner aufgeführt werden. Der Werbefachmann kann Kunden, die zusätzlich zur Marketingberatung die Gestaltung ihrer Webseite wünschen, an den kooperierenden Webdesigner vermitteln. Dieser wiederum leitet Anfragen seiner Kunden bezüglich Maßnahmen des Online-Marketings und anderer Werbefragen an den Werbefachmann weiter. Beide Geschäftspartner profitieren von dieser Zusammenarbeit, da sie sich gegenseitig Kunden vermitteln. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit des Einbindens in ein bestehendes Netzwerk. Arbeitet der Werbefachmann beispielsweise bereits mit einer Kommunikationsagentur zusammen, kann er einen Kontakt zwischen dieser und dem Webdesigner herstellen. Auf diesem Wege lassen sich ganze Kooperationsnetzwerke erschließen. Zudem besteht die Möglichkeit eines regen Austauschs mit den Geschäftspartnern. Fragen können so unkompliziert beantwortet und Erfahrungen ausgetauscht werden.
Prinzipiell gilt also auch im geschäftlichen Kontext, dass gemeinsam mehr erreicht werden können. Unternehmer profitieren besonders in der Anfangszeit sowie in Umbruchphasen vom Austausch mit anderen Selbstständigen, die von ihren Erfahrungen und Problemlösungsstrategien berichten sowie Tipps geben können.
Weiterhin profitieren beiden Geschäftspartner von der Möglichkeit, gemeinsam größere Projekte stemmen zu können. Der im Beispiel genannte Webdesigner müsste einen Auftrag, der die Gestaltung einer Webseite, die Suchmaschinenoptimierung dieser sowie die Planung und Koordination sämtlicher Marketingmaßnahmen inklusive der Betreuung aller Social-Media-Kanäle eines Kunden umfasst, ablehnen. Arbeitet er mit dem Werbefachmann zusammen, kann der Auftrag gemeinsam angenommen werden, da nun alle gewünschten Leistungen angeboten werden können.
Derart umfangreiche Aufträge sind in der Praxis immer wieder zu finden und stellen Einzelunternehmer häufig vor große Schwierigkeiten. Nicht selten müssen Selbstständige einen Auftrag ablehnen, weil sie entweder nicht alle Leistungen erbringen können oder vom Umfang des Auftrags schlichtweg überfordert sind.
Hieraus lässt sich ableiten, dass auch Kooperationen mit Konkurrenten sinnvoll sein können. Wird ein außergewöhnlich umfangreicher Auftrag erteilt, der aufgrund von Zeitmangel nicht alleine bearbeitet werden kann, ist die Zusammenarbeit mit einem Konkurrenten sinnvoll. Diese ermöglicht die Annahme des Auftrags, obwohl nicht genügend Kapazitäten im eigenen Unternehmen vorhanden sind.
Eine Kooperation mit einem Konkurrenten, welche zunächst widersinnig erscheint, kann also durchaus erfolgreich verlaufen. Größere Aufträge sind für alle Beteiligten meist recht lukrativ. Kann ein Auftrag nur unter Einbeziehung eines Geschäftspartners angenommen bzw. erledigt werden, sollte eine Kooperation eingegangen werden, um den Kunden nicht zu verlieren bzw. den Auftrag ablehnen zu müssen.
Kooperationen mit anderen Unternehmen und Selbstständigen bieten weitere Vorteile. So könnte der Webdesigner ebenso wie der Werbefachmann mit der Geschäftsbeziehung werben. Durch die Kooperation wird der Umfang der angebotenen Leistungen meist deutlich erweitert, sodass die Marktposition gestärkt wird. Auch Kooperationen mit Konkurrenten können die Marktposition stärken. Durch die Bündelung der Kräfte zweier Unternehmen können die Geschäftspartner sich unter Umständen einen Vorteil gegenüber anderen Konkurrenten verschaffen. Die Kooperation ermöglicht die Übernahme sehr großer Aufträge, führt zu einer Bündelung der Fachkompetenz und sorgt meist dafür, dass Aufträge in vergleichsweise kurzer Zeit erledigt werden können, ohne Qualitätsverlust hinnehmen zu müssen.
Bezugnehmend auf das eingangs erwähnte Beispiel lässt sich darüber hinaus anführen, dass viele Kunden es bevorzugen, lediglich ein Unternehmen zu beauftragen. Kunden schrecken häufig davor zurück, Teilaufträge an zwei oder mehr Unternehmen zu vergeben, da sie den damit verbundenen Mehraufwand scheuen. Dank der Geschäftsbeziehung zwischen Webdesigner und Werbefachmann erhalten Kunden die Möglichkeit, lediglich einen Auftrag zu vergeben, der alle gewünschten Leistungen umfasst. Diese können in der Folge intern zwischen Webdesigner und Werbefachmann verteilt werden. Geschäftsbeziehungen können also einen Wettbewerbsvorteil darstellen.
Kooperierende Konkurrenten profitieren hingegen vor allem vom gegenseitigen Austausch und der bereits angesprochenen Bündelung ihrer Kräfte, was ihre Marktmacht stärkt und ihnen ebenfalls Vorteile gegenüber anderen Unternehmen verschaffen kann.
Im Rahmen einer erfolgreichen Geschäftsbeziehung sollte immer eine Win-Win-Situation entstehen. Profitiert lediglich einer der Geschäftspartner, ist die Beziehung zum Scheitern verurteilt, da der andere Geschäftspartner schnell das Interesse an der Zusammenarbeit verlieren wird.
Bedenke also immer, dass auch dein Geschäftspartner von eurer Kooperation profitieren sollte. Betrachte ihn nicht als Handlanger, der deinen Erfolg ankurbeln soll, sondern als gleichwertigen Partner, dessen Erfolg ebenfalls ein Ziel der Kooperation darstellt.
Vermittle also Anfragen von Kunden, die du selbst nicht annehmen kannst oder willst, an deinen Geschäftspartner weiter. Sorge aktiv dafür, dass auch für diesen ein spürbarer Mehrwert geschaffen wird. Stehe für Fragen zur Verfügung und tritt immer offen auf.
Gleichzeitig solltest du deinen Geschäftspartner selbstverständlich nicht übervorteilen und deinen eigenen Erfolg außer Acht lassen. Eine ausgewogene Beziehung, von der beide Partner gleichermaßen profitieren, sollte das angestrebte Ziel darstellen.
Obwohl die bisherigen Zeilen ein sehr positives Bild der Geschäftsbeziehung zeichnen, sollten Geschäftspartner mit Bedacht gewählt werden. Informiere dich vor dem Eingehen einer Geschäftsbeziehung über den Tätigkeitsbereich und die Erfahrungen des potentiellen Geschäftspartners. Eine Geschäftsbeziehung sollte beide Partner weiterbringen. Merkst du, dass der potentielle Geschäftspartner keine Erfahrung mitbringt, die für dich relevant ist, oder aus anderen Gründen nicht von einer beiderseits fruchtbaren Beziehung auszugehen ist, solltest du vom Eingehen einer Kooperation absehen.
Im Idealfall ergänzen beide Partner sich hinsichtlich Erfahrung und Fachwissen. In der Praxis ist es jedoch schwer, einen idealen Geschäftspartner zu finden. Vertraue bei der Wahl eines Partners auf das vielzitierte Bauchgefühl sowie auf intensive Recherchen. Du solltest deinen Geschäftspartner, sofern möglich, persönlich kennenlernen und dich von der Qualität seiner Arbeit überzeugen können.
Gehst du eine Kooperation mit einem unseriösen Unternehmer ein, kann diese dem Ruf deines Unternehmens schaden und damit eine Gefahr für den wirtschaftlichen Erfolg darstellen.
Hast du einen Geschäftspartner gefunden, mit dem eine Kooperation möglich und sinnvoll ist, solltest du diesem gegenüber loyal und ehrlich sein. Auch wenn dein Partner in der gleichen Branche tätig ist und somit strenggenommen Konkurrenz darstellt, solltest du ihn fortan eher als Kollegen denn als Konkurrenten betrachten.
Eine Geschäftsbeziehung sollte immer von gegenseitigem Vertrauen und Loyalität geprägt sein. Versuche also nicht, auf Kosten deines Geschäftspartners Profit zu machen, oder ihn anderweitig zu betrügen. Derartige Praktiken werfen ein schlechtes Licht auf dein Unternehmen und werden dazu führen, dass du keine weiteren Aufträge aus dem Umfeld deines (Ex-)Geschäftspartners erhalten wirst.
Betrachte die Geschäftsbeziehung als Wettbewerbsvorteil, den du in keinem Falle leichtfertig aufgeben solltest. Lügen, Betrügereien und ähnliche Unehrlichkeiten führen jedoch zwangsläufig dazu, dass die Geschäftsbeziehung zerbricht. Dein Wettbewerbsvorteil ist damit verloren. Darüber hinaus wirst du aus einem eventuell bestehenden Kooperationsnetzwerk ausgeschlossen und wirst nur schwerlich zu neuen Kooperationen gelangen, da die Unternehmer einer Branche meist gut vernetzt sind.
Selbstverständlich solltest du auch dir und deinem Unternehmen gegenüber keine derartigen Praktiken tolerieren. Nutzt dein Geschäftspartner dich offensichtlich aus, ist die Geschäftsbeziehung für dein Unternehmen schädlich und sollte beendet werden.
In der Regel verlaufen Kooperationen jedoch problemlos und zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Bist du mit deinem Geschäftspartner und der Beziehung zu diesem zufrieden, ist es angebracht, ihm bei Gelegenheit entgegenzukommen. Kleinere Arbeiten können beispielsweise im Sinne eines Freundschaftsdienstes unentgeltlich erledigt werden. Zunächst mutet dies zwar ökonomisch sinnlos an – auf Dauer wird sich dein freundliches Verhalten jedoch rentieren. Durch kleinere Freundschaftsdienste und anderweitiges Entgegenkommen baut sich ein Vertrauensverhältnis auf, das für dich von Vorteil ist. Enge Kooperationen sollten also gepflegt werden, um langlebig und damit dauerhaft erfolgreich sein zu können.