6. Kapitel - Umgang mit Geld

Geld ist für Selbstständige eines der dominierenden Themen. Besonders zu Beginn der eigenen Geschäftstätigkeit fehlt es häufig. Doch auch im weiteren Verlauf des Geschäftslebens muss ständig auf das firmeneigene Geld geachtet werden – schließlich müssen Rechnungen beglichen, Steuern gezahlt und sinnvolle Investitionen getätigt werden.

Im Umgang mit Geld gelten für Selbstständige häufig andere Regeln als für Angestellte. Letztere können sich schließlich auf den allmonatlichen Eingang eines festen Gehalts verlassen. Um nicht in Fallen zu tappen und den eigenen Erfolg zu gefährden, sollten einige grundlegende Tipps beachtet werden.

Sparsam sein

Nachdem die ersten Gelder auf dem Geschäftskonto eingegangen sind, gönnen sich viele Selbstständige ausgiebige Shoppingtouren oder erfüllen sich andere Wünsche. Dies ist zunächst einmal nicht verwerflich oder gar „falsch“. Insbesondere in der Anfangszeit der eigenen Selbstständigkeit kann es jedoch durchaus zu Durststrecken kommen, die einkalkuliert werden sollten. Es bietet sich daher nicht an, jeden verdienten Euro direkt wieder auszugeben.

Selbstständige und Unternehmer laufen viel eher Gefahr, zahlungsunfähig zu werden, als Angestellte. Da sie vor allem zu Beginn der Tätigkeit nicht mit festen Einnahmen planen können, sollte jeden Monat eine ausreichende Rücklage gebildet werden. Sparsamkeit ist also tatsächlich eine Tugend!

Berechnen Sie also, welche Summe monatlich in jedem Falle zurückgelegt werden muss, um Erfolg und Zahlungsfähigkeit des Unternehmens nicht zu gefährden. Kalkulieren Sie großzügig – es ist besser, deutlich zu viel Geld zurückzulegen, als zahlungsunfähig zu werden. Überlegen Sie vor jeder Ausgabe, ob diese wirklich nötig ist. Selbstverständlich sollten Sie sich bei Geschäftserfolgen auch selbst belohnen – vergessen Sie die Interessen des Unternehmens jedoch nicht.

Auf teure Autos verzichten

Zur Befriedigung eigener Konsumbedürfnisse und zur Repräsentation des eigenen Unternehmens greifen viele Unternehmer auf teure Autos zurück. Diese garantieren einerseits die Mobilität des Unternehmens, dienen andererseits jedoch vor allem als Statussymbol und sollen den eigenen Erfolg zeigen.

Von derartigen Anschaffungen ist in jedem Falle abzuraten. Leasingraten sind feste monatliche Kosten, die unabhängig von der eigenen wirtschaftlichen Lage bezahlt werden müssen. Derartige feste Ausgaben sollten jedoch so gering wie möglich gehalten werden. Von Leasing ist im geschäftlichen Kontext also zumindest in den ersten Jahren entschieden abzuraten.

Ein Auto muss letztendlich nur dazu dienen, den Insassen sicher von einem Ort zum anderen zu befördern. Auch ein günstiger Gebrauchtwagen erfüllt diesen Anspruch. Darüber hinaus bringt er das Unternehmen im Zweifelsfalle nicht in eine wirtschaftliche Schieflage. Beachten Sie außerdem, dass ein Leasingfahrzeug nicht im Besitz Ihrer Firma ist. Kommt es beispielsweise zu unfallbedingten Beschädigungen, liegt es also nicht im Ermessen der Firma, ob diese unverzüglich repariert werden müssen. Auch das Veräußern des Wagens oder das Aussetzen der Leasingraten sind im Zweifelsfalle nicht möglich. Ein Gebrauchtfahrzeug, das im Besitz der Firma ist, kann hingegen jederzeit verkauft werden, wenn Geld benötigt wird.

Geld, das sich auf dem Firmenkonto befindet, ist kein Privatgeld

Dieser Punkt kann als Ergänzung zu Punkt 1 gesehen werden. Das auf dem Konto befindliche Geld gehört nicht oder zumindest nicht vollständig dem Unternehmer. Von diesem Geld müssen Rechnungen beglichen und Steuern bezahlt werden. Es darf daher in keinem Falle vollständig ausgegeben werden. Kommt es zum Zahlungsverzug, gerät das Unternehmen schnell unter Druck.

Um nicht in Versuchung zu geraten, Firmengelder für private Zwecke einzusetzen und das Unternehmen dadurch in Schwierigkeiten zu bringen, bietet es sich an, separate Konten zu führen. Als Unternehmer können Sie sich monatlich ein Gehalt auf Ihr Privatkonto auszahlen lassen. Lieferanten, Geschäftspartner und den Staat bezahlen Sie von den Geldern, die sich auf dem Firmenkonto befinden, während private Ausgaben vom Privatkonto beglichen werden.

Rücklagen bilden

Auch dieser Punkt wurde bereits angesprochen: Unternehmer müssen in jedem Falle Rücklagen bilden. Dies fällt vielen Selbstständigen jedoch schwer. In der heutigen Gesellschaft zählt es zum „guten Ton“, verdientes Geld unverzüglich auszugeben. Als Unternehmer stellt dieses Verhalten jedoch eine Todsünde dar.

Durch die im vorherigen Abschnitt angesprochene Trennung von Geschäfts- und Privatkonto wurde bereits ein erster wichtiger Schritt gegangen. Nun sollten Sie ein drittes Konto anlegen, das ausschließlich zum Bilden von geschäftlichen Rücklagen dient. Selbstverständlich ist dies kein Muss – die Trennung der Konten erleichtert in der Praxis jedoch das Einhalten der selbstgesetzten Sparregeln.

Überweisen Sie nun monatlich einen festgelegten Betrag auf dieses Sparkonto. Die Summe sollte nicht willkürlich festgelegt sein, sondern sich aus dem Businessplan ergeben und hoch genug sein, um zur Überbrückung von Durststrecken auszureichen. In Branchen mit saisonalen Schwankungen ist dies von besonderer Bedeutung.

Businessplan als Orientierung

Der vor Aufnahme der Geschäftstätigkeit erstellte Businessplan stellt in den ersten Jahren eine wichtige Stütze dar. In diesem sind relevante Kennzahlen enthalten, die im Alltag als Orientierung dienen können. Achten Sie also stetig darauf, die genannten Zahlen nicht zu überschreiten und ignorieren Sie den Businessplan keinesfalls.

Im Idealfalle sollten Ihre Einnahmen konstant über den im Businessplan genannten Minimalerträgen liegen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich realistische Ziele zu setzen. Diese Zielsetzungen aus der Vergangenheit sollten im Geschäftsalltag stets im Auge behalten werden. Näheres zu diesen Zielsetzungen und ihrer Umsetzung findet sich in Kapitel 2.

Marketing ist wichtig

Marketing ist überlebenswichtig. Um neue Kunden zu gewinnen und die Bekanntheit des eigenen Unternehmens zu erhöhen, sollte bereits früh in sinnvolle Marketingaktivitäten investiert werden. Hierfür sind die bereits mehrfach erwähnten Rücklagen von besonderer Bedeutung. Vor allem zu Beginn einer Selbstständigkeit sollte ein beträchtlicher Teil der Einnahmen in das Unternehmen investiert werden. Nur durch sinnvolle Investitionen ist es möglich, langfristigen und nachhaltigen Erfolg zu erzielen.

Beachten Sie bei der Planung Ihrer Marketingaktionen, dass diese eine gewisse „Anlaufzeit“ benötigen. Es ist nicht damit zu rechnen, dass eine solche Aktion bereits nach wenigen Tagen neue Kunden in Ihr Unternehmen treibt. Planen Sie also strategisch sinnvoll.

Weitere Informationen zu erfolgreichem Marketing finden Sie im gleichnamigen Kapitel.

Aufträge sinnvoll verteilen

Ein großer Auftrag verspricht derart viel Geld, dass Sie es sich erlauben können, zwei Monate nur an diesem Auftrag zu arbeiten? Überlegen Sie zweimal, ob eine solche Auftragsverteilung sinnvoll ist. Zu Beginn der Selbstständigkeit ist es wesentlich sicherer, mehrere kleine Aufträge anzunehmen, als sich ganz auf einen großen Auftrag zu konzentrieren.

Durch die Verteilung der eigenen Arbeitszeit und -kraft auf mehrere Aufträge reduziert sich das Risiko eines kompletten Zahlungsausfalls. Meldet der Auftraggeber des einen großen Auftrages Insolvenz an, finden Sie sich als Gläubiger in einer denkbar schlechten Situation wieder. Aller Wahrscheinlichkeit nach haben Sie vollkommen umsonst gearbeitet und werden das versprochene Honorar nie erhalten.

Arbeiten Sie in der gleichen Zeit stattdessen an mehreren kleinen Aufträgen unterschiedlicher Auftraggeber, wird die Insolvenz eines einzelnen Auftraggebers keine größeren Auswirkungen auf Ihr Geschäft haben. Sie sichern sich also ab, indem Sie statt eines großen Auftrags lieber mehrere kleine bearbeiten.

Darüber hinaus ist es hinsichtlich des Aufbaus eines festen Kundenstamms sinnvoll, für mehrere Auftraggeber zu arbeiten und sich nicht zu früh auf einen scheinbar lukrativen Kunden festzulegen.

Factoring in Betracht ziehen

Auch durch Factoring können Risiken, die sich durch die Zahlungsunfähigkeit eines Kunden ergeben, minimiert werden. Beim Factoring verkaufen Sie Ihre Rechnungen an einen Zahlungsdienstleister. Dieser zahlt Ihre Rechnung und erwirbt Ihren Anspruch gegenüber dem Rechnungsempfänger. Somit übernimmt der Zahlungsdienstleister Ihr Risiko.

Selbstverständlich geschieht dies aus wirtschaftlichen Antriebsgründen. Der Dienstleister möchte für das übernommene Risiko bezahlt werden – und zwar von Ihnen. In der Regel veranschlagt er etwa 4 Prozent des Rechnungsbetrags. Bei einer Rechnung über 100 Euro zahlt der Dienstleister Ihnen also 96 Euro aus.

Diese recht geringe Gebühr ist zu verschmerzen, da Sie durch den Rechnungsverkauf von jedem Risiko befreit werden. Darüber hinaus ist es möglich, die Gebühr des Dienstleisters im Voraus einzukalkulieren und einen dementsprechend erhöhten Preis abzurufen.

Rechnungen pünktlich bezahlen

Wahrscheinlich wissen Sie aus eigener Erfahrung, dass Selbstständige von der Zahlungsmoral Ihrer Kunden abhängig sind. Alleine aus diesem Grund sollten Sie Ihre eigenen Rechnungen pünktlich bezahlen. Darüber hinaus schaden Sie sich in vielerlei Hinsicht selbst, wenn Sie Rechnungen verspätet oder gar nicht bezahlen.

Abgesehen von rechtlichen Problemen, die auf Sie zukommen können, können die Rechnungssteller Mahngebühren verlangen. Außerdem schaden Sie der Geschäftsbeziehung zum Rechnungssteller. Dieser verliert nicht selten das Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit mit Ihnen, wenn Sie seine Rechnungen verspätet begleichen. Zu Beginn der eigenen Tätigkeit oder bei schwachen Umsätzen kann Sie ein solcher Verlust in arge Bedrängnis bringen.

Verhandlungsposition nicht schwächen

Rücklagen sind wichtig – dies lässt sich als eine der Schlussfolgerungen der vorhergehenden Zeilen festhalten. Die Beweisführung lässt sich jedoch um einen weiteren Punkt ausbauen. So sind Sie als Unternehmer bei fehlenden Rücklagen gezwungen, jeden Auftrag anzunehmen bzw. auf jedes Geschäft einzugehen. Dies bringt sie in eine äußerst schlechte Verhandlungsposition. Stehen Sie finanziell unter Druck und sind darauf angewiesen, einen Auftrag an Land zu ziehen, sind Sie eher geneigt, schlechte Konditionen zu akzeptieren. Ihr Verhandlungspartner wird merken, dass Sie auf ihn angewiesen sind – nicht wenige nutzen dies, um den Preis weiter zu drücken.

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