Früher, in einer Zeit vor der Digitalisierung, mussten Unternehmen bei der Expansion oder der Erschließung neuer Märkte fast ausnahmslos neue Standorte eröffnen. Im Handel waren Lager- und Logistikzentren essenziell. Mit der Eröffnung eines Lagerzentrums gingen höhere Kosten und ein höherer Aufwand einher. Ob sich die Eröffnung lohnen würde, war zuvor nicht gewiss und musste anhand von Standortanalysen mühsam erörtert werden. Heute haben Gründer mehrere Möglichkeiten, um sowohl zu Beginn als auch bei der Expansion ihres Unternehmens die Lagerzentren und die Logistik von Anbietern zu nutzen. Bei dieser Vorgehensweise sinken die unternehmerischen Risiken und Anfangshürden.
Über drei Alternativen, die sogar den grenzüberschreitenden Handel ermöglichen.
Immer zahlreicher werden die Angebote von Unternehmen fürs Fulfillment. Unter dem Fachbegriff Fulfillment versteht man den Gesamtprozess der Auftragsabwicklung im E-Commerce. Bestandteile dieses Prozesses sind unter anderem die Reaktion auf Kundenbestellungen, die Lagerung und Kommissionierung der Waren, deren Lieferung samt Transport zum Kunden sowie die Abrechnung. Unternehmen, die Fulfillment anbieten, erleichtern Gründern den Einstieg in die unternehmerischen Tätigkeiten.
Je nach Fulfillment-Anbieter kann es sogar sein, dass die Einrichtung und Pflege eines Webshops übernommen wird. Insbesondere, wenn die Stärken der Unternehmer rein im Bereich der Produktion und Innovation ihrer Produkte liegen, ist die Buchung eines Fulfillment-Angebots mit Webshop-Einrichtung sinnvoll. Denn gesetzt dem Fall, dass möglichst viel Arbeit vom Fulfillment-Anbieter abgenommen wird, sind mehr Freiräume dafür gegeben, damit sich die Unternehmer auf ihre Kernfähigkeiten konzentrieren können.
Besonders reizvoll sind Angebote von Fulfillment-Anbietern, die die Sozialen Medien in den Handel einbeziehen. Mit WeChat in China durchstarten können Unternehmer beispielsweise mithilfe von PRO-VOGUE. In Anbetracht der steigenden Bedeutung der Sozialen Medien im Rahmen des E-Commerce und der Popularität von WeChat in China ist dies ein innovatives Angebot, mit dessen Hilfe man sich von deutschen Anbietern abgeheben und dabei sogar die Partizipation auf dem großen und zukunftsträchtigen chinesischen Markt sichern kann.
Weniger umfassend in der erbrachten Leistung ist das Programm Amazon FBA (Fulfillment by Amazon). Es umfasst lediglich die Lagerung, die Verpackung und den Versand der Waren. Hierbei muss es sich um Waren handeln, die auf der Plattform Amazon zum Verkauf angeboten werden. Durch diese Bindung an Amazon ist eine große Reichweite zwar sicher, jedoch die Konkurrenz mindestens genauso gewiss.
Das Angebot, einen eigenen Webshop zu erstellen, diesen individuell zu pflegen und mit den Sozialen Medien zu verknüpfen, ist in Amazons FBA-Programm nicht enthalten. Stattdessen wird bei der Nutzung des FBA-Programms wie folgt verfahren:
Der Service ist nicht kostenlos und verlangt zusätzlich zur monatlichen Gebühr nach einer Bezahlung für die Lagerung sowie Versand- und Vermittlungsgebühren. Aufgrund der flexiblen Gestaltung des geschlossenen Vertrags ist Amazon FBA für Unternehmer mit weniger Risiko als die Eröffnung eines eigenen Standorts behaftet. Bei der Eröffnung eines eigenen Standorts würde nämlich ein fester und verpflichtender Mietvertrag geschlossen, der laufende Kosten verursacht. Im Vergleich zu anderen Fulfillment-Anbietern wird das Angebot von Amazon wohl kleiner und teurer sein. Weitere Einschätzungen zu Amazon FBA finden sich in unserem Beitrag „Eigenes Business starten mit Amazon FBA“.
Für gewöhnlich beliefern Großhändler und Hersteller die Verkäufer mit Waren. Die Verkäufer lagern die Waren ein und verschicken sie zu Kunden. Vor dem Verschicken wird die Ware eventuell so verpackt, dass ein Logo und der Schriftzug des Unternehmens darauf abgebildet sind; dies nennt man Branding.
Wie bei den anderen beiden vorgestellten Modellen ist auch beim DropShipping das Ziel, die Eröffnung eines Lagerzentrums zu umgehen, um im unternehmerischen Handeln weniger Aufwand zu tragen. Dafür schließt man mit dem Hersteller oder Großhändler den Vertrag, dass dieser die Waren von seinem Lager aus an die Kunden verschickt. Hierbei erfolgt für gewöhnlich die Einigung auf eine neutrale Verpackung der Waren.
Der Kunde erhält das neutral designte Päckchen und darin das Produkt – so ist der Idealfall. Doch einige Hersteller versenden die Waren unzuverlässig oder die Waren haben nicht die vom Verkäufer erwartete Qualität. Diese potenziellen Probleme bleiben an den Verkäufern hängen, da die Kunden nicht bei den Herstellern oder Großhändlern bestellen, sondern im Shop der Verkäufer und vom DropShipping dahinter nichts wissen. Das Retourenmanagement ist also erschwert.
Unter all den drei Alternativen zur Eröffnung von Logistikzentren ist die Entscheidung für spezialisierte Fulfillment-Anbieter die meist praktischste. Der Grund hierfür ist, dass dieser Service 1) umfassender und individueller als der im Amazon FBA ist und 2) das Retourenmanagement sowie die Logistik in der Regel reibungsloser als beim DropShipping verlaufen. Nichtsdestotrotz haben auch die anderen beiden Modelle ihre Vorteile. So punktet Amazon FBA mit der großen Reichweite bei gelisteten Produkten und das DropShipping wartet mit den allergeringsten Kosten auf.