Lernen Sie, die Kulturstandards Ihrer amerikanischen Geschäftspartner zu verstehen

Lernen Sie, die Kulturstandards Ihrer amerikanischen Geschäftspartner zu verstehenDie Kulturstandards der US-Amerikaner heben sich von den unseren deutlich ab. Obwohl sowohl die USA als auch Deutschland starke, westliche Wirtschaftsmächte mit einem ähnlichen Lebensstandard sind, unterscheidet sich das deutsche Verständnis hinsichtlich Kultur, Leistungsstärke und sozialer Anerkennung stark von dem der Amerikaner. Viele diesbezügliche Verhaltensweisen wirken auf uns übertrieben, laut und oberflächlich.

Leistungsorientierung

Wettbewerb ist das Salz in der Suppe eines jeden Amerikaners. Fast jeder Amerikaner steht regelmäßig im permanenten Wettbewerb und damit in Konkurrenz zu seinen Mitmenschen. Wettbewerb fängt schon bei den Kleinsten im Kindergarten an, geht weiter in der Schule, in der Ausbildung, im Beruf und im Privatleben. Wettbewerb findet sogar bei so vermeintlich einfachen Angelegenheiten statt wie bei der Frage, welche Hausfrau den besseren Kuchen backt, Mrs. Miller oder Mrs. Right? Amerikaner empfinden Wettbewerb nicht als Drucksituation, sondern als positive Herausforderung, der man sich unbedingt erfolgreich zu stellen hat, ansonsten geht man schnell als „Loser“ aus der Angelegenheit hervor. Dabei stehen die Amerikaner nicht nur im Wettbewerb zu ihren Mitschülern, Arbeitskollegen, Vereinskameraden, Nachbarn, Konkurrenten und der ganzen Welt, sondern auch zu sich selbst. Es gilt, immer noch besser zu werden, mehr Gehalt zu bekommen, bessere sportliche Leistungen zu erzielen, noch besseren Kuchen zu backen, besser zu singen, verkaufen, malen, was auch immer.

Dabei bedeutet es nicht sofort das „Aus“, wenn ein Amerikaner hin und wieder einen Wettkampf verliert, sie sind auch in der Lage, Niederlagen sportlich wegzustecken und dem besseren Mann oder der besseren Frau Respekt zu zollen. Wichtig ist jedoch, es sofort erneut zu versuchen, wer hinfällt, darf auf keinen Fall liegen bleiben, sondern muss umgehend aus eigener Kraft wieder aufstehen. Selbstmitleid und Jammern über vorherrschende Zustände sind ein absolutes „No-Go“, ganz nach dem Motto: „Meckere nicht, sondern ändere selbst etwas“. Materieller Wohlstand ist meistens wichtiger als Herkunft und Bildung. Die Amerikaner leben nach dem vielzitierten Märchen vom „Tellerwäscher, der es zum Millionär geschafft hat“. Sie beweisen sich jeden Tag aufs Neue, versuchen sich immer wieder selbst zu übertreffen, mehr zu erreichen und mehr darzustellen, da dieses dynamische Wettbewerbssystem auch einen kontinuierlichen Erfolgsdruck auf sie ausübt. Amerikaner schätzen starke, selbstbewusste Persönlichkeiten, die sich nicht scheuen, im Mittelpunkt zu stehen und ihre besonderen Leistungen kundzutun. Nie würden sie bescheiden ihr Licht unter den Scheffel stellen. Daher sind sie kontinuierlich auf positive Rückmeldungen angewiesen, um ihren eigenen Erfolg zu messen. Lob ist in dieser Hinsicht besonders wichtig, denn nur wer positiv in seinem Tun bestärkt wird, ist motiviert genug, besondere Leistungen zu erbringen.

Lob, Wettbewerb und Leistung

Die Mentalität von Lob und Wettbewerb wird daher auch bei den Kleinsten installiert, um sie für das Leben stark zu machen. Entsprechend gehen Führungskräfte in den Unternehmen mit ihren Mitarbeitern um. Lob ist der beste Weg zu mehr Motivation und Leistung. Amerikaner üben Kritik nie direkt, persönlich und vor anderen Mitarbeitern aus. Kritik erfolgt immer auf Sachebene und wird nicht persönlich. Sie wird nach der sogenannten Sandwich-Methode geäußert: zuerst erfolgt eine positive Aussage, dann die Kritik und anschließend erneut eine positive Aussage oder Lob. Entsprechend dem Wettbewerbsgedanken begrüßen Führungskräfte oder sonstige Vorgesetzte das Mitdenken ihrer Mitarbeiter und Vorschläge zur Problemlösung. Werden diese missachtet, wertet der Antragende diese als Ablehnung. In so einem Fall kann es passieren, dass die ganze Angelegenheit komplett boykottiert wird. Auf Freundlichkeit und angemessene Gesten auch in scheinbar unwichtigen Situationen legen die Amerikaner großen Wert. Eine freundliche Begrüßung auch unbekannter Menschen auf der Straße ist selbstverständlich, für ein „hello“ ist immer Zeit. Ein freundliches Nicken hier, ein nettes, unverfänglichen Kompliment dort, und die Welt die Amerikaner ist Ordnung. Ohne diese kleinen freundlichen Gesten reagieren sie mit Verunsicherung.

Freiheit für alle

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Unabhängigkeit, die Freiheit eines jedes einzelnen Amerikaners. Dazu gehört vor allem die Unabhängigkeit von Staat. Amerikanische Bürger sind größtenteils auf sich gestellt, staatliche soziale Fürsorge gibt es kaum, auch wenn sich diesbezüglich erste Änderungen auftun. Staatlich verordnete Einzahlungen in ein Kranken- und Rentensystem werten Amerikaner als Eingriff in ihre persönliche Freiheit. Jeder genießt maximale Freiheit, ist auf der anderen Seite jedoch auch für sich selbst verantwortlich. Der Ruf nach dem Staat empfinden Amerikaner als Jammern und Selbstmitleid, ja sogar als persönliches Versagen, weil sie es in diesem Fall nicht geschafft haben, erfolgreich genug zu sein, um für sich selbst zu sorgen. Aus diesem Grund lehnen sogar viele Menschen den unteren Bevölkerungsschichten die „soziale Einmischung“ des Staates ab. Selbst der kleine Straßenverkäufer um die Ecke vergleicht sich mit dem erfolgreichen Finanzmogul, sie sind schließlich beide Geschäftsleute und verdienen ihren Lebensunterhalt. Arme Amerikaner sehen immer nach oben, nie nach unten und sagen sich, es gibt Menschen, die es noch schlechter getroffen haben als sie selbst.

Wir ticken anders

Anhand dieser Schilderung amerikanischer Kulturstandards sollen Sie nicht zu dem Schluss kommen, dass alle Menschen in Amerika den amerikanischen Traum leben und es sich um ein ausnahmslos freundliches und ideales Gesellschaftsmodell. Die hier aufgezeigten Kulturstandards helfen Ihnen, Ihre amerikanischen Geschäftspartner und ihr Verhalten besser zu verstehen und entsprechend darauf zu reagieren. Im Gegensatz zu den Amerikanern kennen wir den Wettbewerbsgedanken um jeden Preis nicht, wir scheuen davor zurück, mit unseren Erfolgen und Leistungen offen umzugehen und sehen jede Art von Lob als unangenehm und unnötig an. Warum soll eine Führungspersönlichkeit ihre Mitarbeiter loben? Sie werden doch schließlich dafür bezahlt, eine gute Arbeit abzuliefern. Wir tun uns oft schwer, den Erfolg und die Leistungen anderer anzuerkennen und reagieren schnell mit Neid und Ablehnung auf die betreffenden Personen. Trotz der staatlichen Fördermöglichkeiten bleibt unser Bildungssystem häufig ineffizient, nach wie vor haben diejenigen mit Bildung und Herkunft noch immer die größeren Chancen im Berufsleben als Personen der unteren und bildungsfernen Schichten.

Während die Amerikaner starke und selbstbewusste Persönlichkeiten schätzen und gerne offensichtliche Talente fördern, stecken wir im Hierarchiedenken fest. In den Unternehmen herrschen meistens strenge Strukturen, aus denen auch Mitarbeiter mit offensichtlichen Talenten kaum eine Chance haben, auszubrechen und mehr aus sich zu machen. Bei uns basieren berufliche Chancen nach wie vor ausschließlich auf Zeugnissen, Beziehungen und Berufserfahrung. Quereinsteiger haben meistens nur dann eine Chance, wenn sie selbst Firmengründer sind. Kritik äußern wir gerne, viel und persönlich, wir genießen es regelrecht, unsere Mitmenschen auf ihre Fehler hinzuweisen. Unser Sozialstaat unterscheidet sich signifikant von dem amerikanischen System. Amerikaner scheuen nicht davor zurück, ihren materiellen Wohlstand in einem Maß zu zeigen, was bei uns bereits als neureiche Protzerei gilt. Man darf und soll seinen Erfolg zwar zeigen, dabei aber bitte leise und mit Stil.

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