Mit dem Leverage-Effekt lässt sich die Hebelwirkung einer wachsenden Verschuldung auf die Verbesserung der Eigenkapitalrentabilität beschreiben. Vorausgesetzt die Zinsen für das fremde Kapital liegen unter dem internen Zinsfuß. Diesem Effekt, der auch als Leverage-Chance bezeichnet wird, steht ein Leverage-Risiko gegenüber. Dieses Risiko besagt, dass es bei einem Anstieg der Zinsen für das Fremdkapital zur Abnahme der Rentabilität des Eigenkapitals kommen kann.
Die Eigenkapitalrentabilität eines Unternehmens erhöht sich, wenn die Verschuldung steigt. Aber immer nur solange, wie der Zins für das Fremdkapital unter der Gesamtkapitalrendite liegt. Ändert sich das, dreht sich der Leverage-Effekt ins Negative um. Infolge dessen verringert sich dann die Eigenkapitalrentabilität.
Der Begriff Leverage-Effekt, leverage ist englisch und steht für Hebel, stammt aus der BWL und beschreibt wichtige Kapitalstrukturregeln. Diese Regeln beschäftigen sich mit der Zusammensetzung von Eigenkapital und Fremdkapital im Idealfall. Dabei bezeichnet der Hebel die Abhängigkeit der Rentabilität des Eigenkapitals vom prozentualen Anteil des fremdfinanzierten Kapitals. Solange die Rentabilität des Gesamtkapitals größer ist, als der Zins, der für das Fremdkapital zu zahlen ist, lässt sich ein positiver Leverage-Effekt ausweisen. Wenn dieser Plan nicht aufgeht, weil sich die Zinsen oder die wirtschaftlichen Verhältnisse ändern, entsteht insgesamt ein Verlust.
Der Leverage-Effekt kann sich schnell ins Negative umkehren und dadurch die Existenz eines Unternehmens gefährden. Steigt der Grad der Verschuldung eines Unternehmens, vergeben die Kreditgeber ihre Mittel zu erhöhten Zinsen, was dem eigentlichen Leverage-Effekt entgegenwirkt. Fremdkapital kann immer nur begrenzt fehlendes Eigenkapital ersetzen, weil Kreditgeber sich strikt an ihre Kreditvergaberichtlinien halten.
Durch die Veränderung der Kapitalstruktur eines Unternehmens entstehen Abhängigkeiten von den Kapitalgebern. Vor allem wenn der Leverage-Effekt sich ins Negative umkehrt, wird es für Unternehmen bedrohlich. Bei Unterstellung einer bestimmten Gesamtkapitalrentabilität und einen vom Grad der Verschuldung unabhängiger Zins für das Fremdkapital besteht eine lineare Abhängigkeit. Allerdings ist zu beachten, dass in solchen Planspielen nur die Fremdkapitalkosten eine bekannte Größe sind. Die Gesamtkapitalrentabilität des Unternehmens hängt jedoch vom Erfolg der getätigten Investitionen ab. Bei einer ungünstigen Entwicklung der Wirtschaft kehrt sich der Leverage-Effekt dann um und wirkt negativ.
So wie sich beim Leverage-Effekt die Rentabilität steigern lässt, besteht jedoch auch die Möglichkeit, dass sie sinkt. Letztlich ist es ein Hebel. Hebel können bekanntlich in zwei Richtungen wirken.
Wenn die Gesamtkapitalrentabilität höher ist als der Fremdkapitalzins, wird weniger Geld mithilfe des Fremdkapitals erwirtschaftet. In der Folge muss mehr Eigenkapital genutzt werden, sodass die Eigenkapitalrentabilität sinkt.
Dieses Risiko kommt beim Kauf von Wertpapieren zum Tragen. In der Theorie lassen sich mit Fremdkapital mehr Wertpapiere kaufen und mehr Gewinn erwirtschaften. Aber an der Börse können sich die Kurse so schnell ändern, dass die Verschuldung so schnell wächst, dass sich das über die Eigenkapitalrentabilität nicht mehr ausgleichen lässt. Es kommt zu Verlusten.
In der Theorie kann der Leverage-Effekt immer weiter wirken, sodass die Eigenkapitalrentabilität mithilfe von noch mehr Fremdkapital zu niedrigen Zinsen weiter steigerbar wäre. Praktisch funktioniert das jedoch nur bis zu einem bestimmten Punkt. Ein Grund dafür ist auch die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens. Je mehr Kredite ein Unternehmen aufnimmt, desto schlechter wird deren Bonität. Das hat zur Folge, dass die Geldgeber für ihr Kapital höhere Zinssätze verlangen. Übersteigt der Zins für das Fremdkapital dann irgendwann die Rentabilität des Gesamtkapitals, wandelt sich der Leverage-Effekt ins Negative. Darüber hinaus gehen die Theoretiker davon aus, dass der Zins beim Fremdkapital konstant bleibt, was jedoch in der Praxis häufig nicht der Fall ist.
Deshalb können Unternehmer und Anleger den Leverage-Effekt immer nur begrenzt nutzen, wenn sie ihre Eigenkapitalrentabilität steigern wollen. Tun sie das nicht, besteht das latente Risiko, das sie irgendwann total verschuldet sind, und ihr Unternehmen den Bach herunter geht.