Als Liquidität wird ganz allgemein die wirtschaftliche Fähigkeit des Schuldners bezeichnet, seine Zahlungsverpflichtungen pünktlich und in voller Höhe leisten zu können. Das Wort Liquidität wird vom lateinischen liquidus abgeleitet, zu Deutsch flüssig. Im Sprachgebrauch wird auch von flüssigen Mitteln gesprochen. Damit ist die Verfügbarkeit auf dem Girokonto gemeint. Sie kann sowohl durch den Habensaldo, also durch ein Kontoguthaben, als auch durch einen Kontokorrentkredit, den umgangssprachlichen Dispo-Kredit, gewährleistet sein. Entscheidend ist die jederzeitige Möglichkeit, über das Geld verfügen zu können, die buchstäbliche Flüssigkeit.
Der Selbstständige muss besonders als Existenzgründer sehr genau darauf achten, jederzeit liquide zu sein. Zum einen, um fällige Zahlungsverpflichtungen pünktlich sowie ungekürzt auch tatsächlich leisten zu können. Zum anderen, um jeden Eindruck zu vermeiden, dass er nicht flüssig ist und infolgedessen Liquiditätsprobleme hat; einmal abgesehen davon, ob das zutrifft oder nicht. Für seine Geschäftspartner steht die Liquidität in einem direkten Zusammenhang mit Bonität und Zuverlässigkeit. Beim Abschluss eines Geschäftes, das mit einem Vertrag verbunden ist, tritt immer einer der beiden Geschäftspartner in Vorlage. Er muss davon ausgehen und erwartet, dass der andere seine vertragliche Verpflichtung erfüllt. Das ist die Bezahlung der fälligen Rechnung. Wenn das nicht pünktlich geschieht, dann macht das zwangsläufig nachdenklich bis hin zu misstrauisch. Der Gläubiger fragt sich, warum der Schuldner seinen Teil des Vertrages nicht erfüllt. Da er nicht bezahlt, liegt die Vermutung nahe, dass er das nicht kann, weil er nicht liquide ist.
Zwischen Budgetplan einerseits und Liquiditätsplan andererseits besteht ein direkter Zusammenhang. Die Budgetierung ist eine Planung, während sich die Liquidität auf die tatsächliche Realisierung von Einnahmen und Ausgaben bezieht. Sie erstreckt sich auf die finanzielle Situation auf dem Firmenkonto sowie in der Firmenkasse. Um einen jederzeit aktuellen Überblick über die Liquidität zu haben, muss der Existenzgründer von Beginn an, ergänzend zum Budgetplan als Bestandteil des Businessplans, einen Liquiditätsplan aufzustellen und laufend aktualisieren. Dazu bietet sich eine Monats- oder eine Quartalsplanung an, die als Excel-Tabelle geführt wird. Monat beziehungsweise Quartal werden laufend durchnummeriert, entweder einmal oder dreimal von eins bis einunddreißig. In den jeweils getrennten Spalten für Einnahme und Ausgabe werden unter dem jeweiligen Datum die fälligen Summen eingetragen, und in einer weiteren Spalte, die für Einnahme und Ausgabe gleichermaßen gilt, eine Kurzbezeichnung der Kosten- beziehungsweise Einnahmeart. In einer letzten Spalte des Liquiditätsplans wird bedarfsweise saldiert; also tage-, wochen- oder monatsweise. Jetzt sieht der Selbstständige auf einen Blick tagesgenau seinen Liquiditätsbedarf.
Zur Liquidität auf dem Firmenkonto ergeben sich jetzt für den Selbstständigen zweierlei Situationen. Zum einen kann sich durch Terminüberschneidungen von Einnahmen und Ausgaben eine Unterdeckung auf dem Firmenkonto ergeben. Fällige Ausgaben werden einige Tage früher abgebucht, als die fälligen Einnahmen gutgeschrieben werden. Für diese absehbare temporäre Unterdeckung auf dem Firmenkonto muss vorgesorgt werden; entweder durch einen Dispo-Kredit in der dementsprechenden Höhe, oder durch eine Einzahlung als Privateinlage, um dadurch auf dem Firmenkonto einen Guthabensaldo zu erreichen.
Das zweite, ebenso wichtige Augenmerk gilt den Einnahmen. Im Liquiditätsplan sind sie unter dem Datum vermerkt, unter dem sie fällig sind, also laut Rechnungsstellung gezahlt werden müssen. Entscheidend ist jetzt, dass das auch tatsächlich so geschieht. Der Gläubiger erwartet von seinem Schuldner, dass der nicht nur zuverlässig, sondern auch liquide ist und pünktlich bezahlt. Ist das nicht der Fall, kann das beim Gläubiger seinerseits zu einem Problem seiner Liquidität führen. Anhand seines Liquiditätsplans sieht er, wann die nächsten Ausgaben fällig werden, und ob sie auch ohne die Gutschrift der betreffenden Einnahm bezahlbar sind. Diese Situation kann dazu führen, dass der Selbstständige für eine ausreichende Liquidität sorgen muss; auch in dieser Situation durch eine Kontodeckung aus privaten Eigenmitteln, alternativ durch Fremdmittel wie einen kostenpflichtigen Dispo-Kredit.
Als Resümee bleibt festzuhalten, dass die Liquidität aus mehrerlei Sichtweise zu den ganz wichtigen Geschäftstätigkeiten im Alltag gehört. Der Selbstständige sollte den Bereich Liquidität nicht delegieren, sondern selbst bearbeiten. Zum einen wegen der Wirkung nach außen als Referenz für Zuverlässigkeit und Bonität; zum anderen, um einen jederzeit aktuellen Überblick über das Firmenkonto zu behalten. Denn letztendlich ist der Unternehmer als Firmen- und Kontoinhaber der verantwortliche Ansprechpartner.