ADAC gibt Anteile an Postbus ab

ADAC Postbus

(c) www.adac-postbus.de

Das Fernbusgeschäft ist in Deutschland sehr umkämpft. Das ändert sich auch nicht, wenn man berücksichtigt, dass der gegenwärtige Streit zwischen Bahn und Lokführergewerkschaft für einen starken Nachfrageanstieg für Fernbusreisen geführt hat. Überraschend ist es dann doch, wenn gemeldet wird, dass der ADAC relevante Anteile am Unternehmen Postbus abgibt. Etliche Medien meldeten vor wenigen Tagen sogar, dass der ADAC sich komplett aus dem stark umkämpften Fernbusgeschäft heraushalten möchte. Der Partner des ADAC beim Fernbusgeschäft ist die Deutsche Post. Diese übernimmt nun die Anteile des ADAC und kann daher ihre beherrschte Funktion beim Postbus weiter ausbauen.

Deutsche Post setzt weiter auf Expansion im Markt der Fernbusfahrten

Beobachter sehen den ADAC als weiteres Opfer im noch jungen Fernbusmarkt. Hier herrscht ein harter Verdrängungswettbewerb, der außerhalb von Streikzeiten bei der Bahn es kaum vorstellbar macht, dass man gegenwärtig oder in naher Zukunft mit Fernbusreisen Geld verdienen kann. Die Deutsche Post scheint das aber nicht so stark abzuschrecken, denn sie möchte sogar ihr Engagement ausweiten und das Fernbusnetz von Postbus ausbauen. Aktuell liegt der Anteil von Postbus am Markt der Fernbusse noch bei unter zehn Prozent. Die Deutsche Post nutzt den Markt der Fernbusse, um ihre Geschäftsfelder über die traditionellen Bereiche hinaus auszuweiten.

ADAC gibt Anteile an Postbus ab, um insgesamt an Vertrauen in der Öffentlichkeit zu gewinnen

Erst vor knapp einem Jahr war der ADAC in die Partnerschaft mit der Post eingestiegen. Nun wird der harte Wettbewerb beim Busgeschäft als Argument vorgebracht, dass man die Partnerschaft nicht fortführen möchte. Beobachter sehen die Zusammenhänge aber in weiteren Themen, die seit einem Jahr die Öffentlichkeitsarbeit des ADAC belasten. Anfang des Jahres war ein Manipulationsskandal publik geworden, der seitdem das Ansehen des ADAC beschädigt: Der Automobilclub hatte Umfragewerte gefälscht und den Eindruck vermittelt, dass bestimmte Automarken bei seinen Mitgliedern eine bessere Akzeptanz haben, als es der Wirklichkeit entspricht. Um Vertrauen in der Öffentlichkeit zurückzugewinnen, wurden und werden seitdem bestimmte kommerzielle Aktivitäten auf den Prüfstand gestellt. Nun hat es das Projekt Fernbusse getroffen, vorher schon wurden Pläne zur Schaffung einer bundesweiten ADAC-Werkstattkette auf Eis gelegt worden.

Zurückhaltende Öffentlichkeitsarbeit der "Gelben Engel"

Ob der Ausstieg aus dem Markt der Fernbusse mit weiteren Geldverlusten zusammenhängt, wollten die Sprecher des ADAC nicht genauer erläutern. Man greife auf eine vertragliche Ausstiegsklausel zurück und übertrage die Anteile an den Geschäftspartner Deutsche Post. Begründet wird dieses überraschende Vorgehen mit dem Rückzug auf das Kerngeschäft des ADAC. Viele Medien hatten in letzter Zeit darüber berichtet, dass das Service-Angebot des ADAC weit über das Maß hinauszugehen drohte, dass einen gemeinnützigen Verein üblicherweise zugestanden wird. Offensichtlich möchte der ADAC der Öffentlichkeit vermitteln, dass Beratung und Unterstützung der autofahrenden Mitglieder wieder stärker in den Fokus des unternehmerischen Handelns genommen werden sollen.

Der Markt der Fernbusse bleibt weiter umkämpft

Nachdem der ADAC die Anteile von Postbus abgegeben hat, stellt sich die Frage, wie relevant der Verlust eines exponierten Akteurs für die Konkurrenzsituation am Markt der Fernbusse ist. Branchenexperten gehen davon aus, dass dies nicht der letzte Ausstieg ist. Kleine Anbieter ohne finanzkräftige Großkonzerne im Rücken dürften es noch schwerer haben, im schwierigen Konkurrenzumfeld zu überleben. Ohne deutlich steigende Preise wird man wohl auf absehbare Zeit keine Gewinne mit Fernbusangeboten erwirtschaften können. Zwar hat sich die Anzahl der Reisenden in Fernbussen gegenüber dem Vorjahr stark erhöht und die aktuellen Bahnstreiks sorgen für großes Interesse. Aber Geld ist vorerst mit den Fernbusreisen nicht zu verdienen.

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