Business-Knigge Frankreich

Business-Knigge FrankreichFrankreich, so nah und doch manchmal so fern

Frankreich ist unser nächster Nachbar und ein wichtiger politischer und wirtschaftlicher Partner. Deutsche Politik und Wirtschaft sind ohne Frankreich mittlerweile fast nicht mehr möglich. Über viele Jahrzehnte haben viele renommierte Politiker um ein gutes Verhältnis zwischen Deutschland und Franzosen gekämpft, das bereits seit 1870 durch den verlorenen Krieg gegen Preußen und den Ersten und Zweiten Weltkrieg so nachhaltig belastet war, dass ein Zusammenwirken kaum mehr möglich schien. Diese Zeiten sind nun vorbei, und dennoch müssen Sie trotz aller Freundschaftsbekundungen und gegenseitigem Respekt einige Details im Umgang mit Ihren französischen Geschäftspartnern beachten. Legen Sie sich am besten einen Business-Knigge für Frankreich zurecht, um zahlreiche drohende Fettnäpfchen weiträumig zu umgehen.

Begrüßung

Was die Franzosen mit uns gemeinsam haben, ist, dass sie viel Wert auf Status und Titel legen. Wie Ihre deutschen Geschäftspartner sprechen Sie auch Ihre französischen Partner mit Nachnamen und Titel an. Davor benutzen Sie die Anrede „Monsieur“ oder „Madame“. Machen Sie jedoch nicht den Fehler, ihr Gegenüber mit je einem Kuss auf die rechte und linke Wange zu begrüßen, auch wenn die Medien in dieser Hinsicht eine andere Sprache sprechen. Die Franzosen schätzen zwar die Begrüßung auf diese Art, jedoch nur im Privatleben, also zum Beispiel im Urlaub, unter Freunden oder beim Besuch im Restaurant. Begrüßen Sie Damen mit je einem angedeuteten Wangenkuss rechts und links, aber nie beim Erstkontakt. Auch der Handkuss ist mittlerweile nicht mehr „en vogue“.

Meetings

Franzosen legen keinen Wert auf durchregulierte Meetings nach deutschem Verständnis. Französische Geschäftsleute schätzen eine lockere und freundliche Atmosphäre, der Gedankenaustausch, nicht der Geschäftsabschluss, steht an erster Stelle. Daher ist eine Vorbereitung nach deutschem Verständnis zwecklos, denn in französischen Meetings ist immer alles offen, manche Entscheidung fällt erst bei der Tasse Kaffee „danach“. Nach wie vor verhandeln die Franzosen gerne bei kulinarischen Gelegenheiten, daher sind Meetings in Restaurants oder Bistros keine Seltenheit. Dieser Gedankenaustausch enthält alles Wichtige zu den geschäftlichen Beziehungen, er fängt locker an, ohne sich sogleich auf das eigentliche Geschäft zu konzentrieren. Gehen Sie nicht von der deutschen effizienten Zeitplanung aus, denn in Frankreich fangen Meetings gerne später an als geplant und dauern dementsprechend länger. Richten Sie Ihren Zeitplan auf dieses dehnbare Zeitverständnis ein.

Aufwärmer und No-Gos für Smalltalk

Die Franzosen lieben gutes Essen und Wein. Sie machen sich beliebt, indem Sie gute Allgemeinkenntnisse in diesem kulinarischen Bereich kundtun und steuern damit einen angenehmen Smalltalk. Gespräche über französische Erfolgsgeschichten wie Kaiser Napoleon, die Französische Revolution, Kultur und Literatur sind stets ein guter „Aufwärmer“. Vermeiden Sie Gespräche über persönliche Themen wie Familie, Freunde und Hobbys, denn wie wir schätzen auch die Franzosen derartige Themen im Geschäftsleben nicht. Streuen Sie einige Wörter und Sätze auf Französisch ein und ein erfolgreiches Meeting ergibt sich ganz von selbst. Seien Sie diplomatisch und fallen Sie nicht gleich mit der Tür ins Haus. Nach wie vor besteht trotz der guten Beziehungen noch immer ein ambivalentes Verhältnis zwischen den Staaten, da die Franzosen nach wie vor die starke deutsche Wirtschaftsmacht fürchten. Wie bei Ihren Geschäftspartnern anderer Nationen sollten Sie Gespräche über Politik nur in sehr engem Rahmen führen und von jeder Kritik absehen. Aufgrund der Jahrzehnte langen schwierigen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen verzichten Sie auf Gespräche über den Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie den Status Korsikas. Auch das “Engagement“ Frankreichs in Algerien und als Kolonialmacht in Afrika und einigen fernöstlichen Ländern bleibt außen vor.

Restaurant

Kleine Aufmerksamkeiten als Begrüßungsgeschenke wie Wein, Blumen, Obstkörbe oder sonstige kulinarische Feinkost aus Deutschland oder Frankreich sind durchaus angemessen. Bei Werbegeschenken sollten Sie allerdings vorsichtig sein. Verzichten auf Produkte, die Ihr Firmenlogo enthalten und damit billig und wie Massenware wirken. Derartige Werbegeschenke sollten Sie nur machen, wenn Ihre Geschäftspartner diese ausdrücklich anfordern. Bei Geschäftsessen wird überwiegend Wein getrunken, dies jedoch nur in Maßen. Lautes Zuprosten und Anstoßen sind nicht üblich, erheben Sie lediglich angedeutet Ihr Glas. Getrennte Rechnungen kennt man in Frankreich nicht, einer bezahlt stets für die ganze Gesellschaft. Als Trinkgeld bleiben ein paar Münzen auf dem Tisch liegen, wobei die Franzosen in dieser Hinsicht geizig sind, zehn Prozent sind das Maximum. In Frankreich wählen Restaurantgäste ihren Tisch nicht selbst aus. Bei Eintritt in die Lokalität warten Sie auf den Ober, der Ihnen einen Tisch zuweist. Sie dürfen jedoch seinen Vorschlag ablehnen und einen anderen Tisch verlangen.

Dresscode

In Frankreich sind die Männer stets Kavalier und lassen den Damen den Vortritt. Sie halten die Tür zum Restaurant oder Auto auf, lassen sie Räumlichkeiten als erstes betreten und helfen ihnen aus dem Mantel und in den Mantel. Die Ober bedienen die Damen stets zuerst, erst wenn alle weiblichen Gäste ihr Menü bekommen haben, sind die Herren dran. Erst wenn alle Personen ihr Essen vor sich auf dem Tisch haben, wird mit dem Mahl begonnen. Der Dresscode reicht von leger bis förmlich. Gäste bei Staatsempfängen erscheinen durchaus auch mal ohne Krawatte. Anzug oder Kombinationen sind jedoch Pflicht. Sind Sie zu Abendempfängen eingeladen und lesen auf Ihrer Einladung „Tenue de soirée“, erscheinen die Herren im dunklen Anzug nebst Krawatte und die Damen im Abendkleid. „Tenue de ville“ bedeutet legerer Anzug oder Kombination und Kostüm.

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