Um ein klares Bild über Industriebetriebe zu bekommen, ist es zweckdienlich, begrifflich festzulegen, was unter einem derartigen Betrieb zu verstehen ist.
Ein Industriebetrieb ist eine technische, soziale, wirtschaftliche und umweltbezogene Einheit der gewerblichen Sachgüterproduktion im Fabriksystem mit der Aufgabe der Fremdbedarfsdeckung, mit selbständigen Entscheidungen und eigenen Risiken.
Inhalt und Umfang des Begriffs des Industriebetriebes sind damit so festgelegt, dass bei verschiedenen Ausprägungen der einzelnen Begriffsmerkmale alle Arten von Industriebetrieben in der Realität durch diesen Begriff erfaßt werden können.
(1) Gewinnungsbetriebe
- Gewinnung natürlicher Stoffe:
Urproduktion, d.h. Abbau von Rohprodukten aus dem Naturverbund
z.B. Abbau von Kohle, Erz, Sand, Kies, Schiefer,
Schlüsselindustrie, d.h. Aufbereitung der Rohprodukte
z.B. Hüttenwerke, Kokereien, Raffinerien.
- Gewinnung künstlicher Stoffe
z.B. Herstellung von Nylon, Perlon, Kunstleder, Buna.
- Energiegewinnung und -verteilung
z.B. Wasserkraftwerk, Kohlekraftwerk, Gaswerk.
(2) Verarbeitende Industrie
- Mischung und Verflechtung
z.B. Nahrungsmittelindustrie, chemische Industrie.
- Bearbeitung von Stoffen
z.B. Walzwerk, Spinnereien, Webereien.
- Zusammenbau, d.h. Montage
z.B. Autoindustrie, Möbelindustrie, Elektroindustrie.
(3) Wiedergewinnungsindustrie
z.B. Recycling von Glas, Papier, Kupfer, Blei, Zinn.
(1) Materialintensive Industrien
z.B. Herstellung von Lederwaren, Pelzen, Schmuck, Münzen, Bauten, Schiffen.
(2) Arbeitsintensive Industrien
- körperliche Arbeit als vorherrschendes Einsatzgut
z.B. Gewinnung von Kohle, Eisen, Stahl.
- geistige Arbeit als vorherrschendes Einsatzgut, d.h. forschungs- und entwicklungsintensive Industrien
z.B. Pharmazeutische Industrie, Herstellung von Satelliten, Großanlagen, Raketen, Datenverarbeitungsanlagen.
(3) Anlagen- d.h. Kapital- intensive Industrien
z.B. Herstellung von Energie, Fahrzeugen, Schiffen, Zigaretten.
(4) Energieintensive Industrien
z.B. Chemie, Eisenschaffende Industrie, NE-Metallindustrie.
(1) Erzbergbau z.B. Gewinnung von Eisenerz, Silbererz, Bleierz, Uranerz.
(2) Kohlebergbau z.B. Gewinnung von Steinkohle, Braunkohle.
(3) Holzindustrien
z.B. Herstellung von Furnieren, Brettern, Balken, Spanplatten.
(4) Papierindustrie
z.B. Herstellung von Schreibpapier, Packpapier, Pappen, Wellpappen.
(5) Lederindustrie
z.B. Herstellung und Verarbeitung von Rind-, Kalb-, Ziegen-, Schaf-, Ross-, Reptilleder zu Schuhen, Taschen, Mänteln, Kleidern, Handschuhen, Riemen, Dichtungen.
(1) Gießereiindustrie z.B. Herstellung von Eisen- und Stahlguss, Bronzeguss, Messingguss, Zinnguss.
(2) Spinnereiindustrie z.B. Wollspinnereien, Flachsspinnereien, Hanfspinnereien.
(3) Webereiindustrie z.B. Herstellung von Geweben für Oberbekleidung, Wäsche, technische Zwecke.
(4) Färbereiindustrie z.B. Färben von Cellulose, Acetat, Wolle, Naturseide, Chemiefasern.
(5) Sägereiindustrie
z.B. Sägen von Metallen, Hölzern, Steinen, Kunststoffen.
(1) Kraftfahrzeugindustrie
z.B. Herstellung von Kraftwagen, Krafträdern, Schleppern.
(2) Maschinenbauindustrie
z.B. Herstellung von Werzeug-, Kraft-, Kälte-, Bergwerks-, Büro-, Textilmaschinen.
(3) Bauindustrie
z.B. Stahl-, Holz-, Brücken-, Tief-, Wasser-, Straßen- und Verkehrsbau.
(4) Flugzeugindustrie
z.B. Herstellung von Segel-, Kolbenmotoren-, Gasturbinen-, Strahltriebwerkflugzeugen.
(5) Möbelindustrie
z.B. Herstellung von Kastenmöbel, Tafelmöbel, Sitzmöbel, Liegemöbel.
(6) Reaktorindustrie
z.B. Herstellung von schnellen Reaktoren, epithermischen Reaktoren, thermischen Reaktoren.
Welches Klassifikationsmerkmal in einem konkreten Analysefall herangezogen wird, hängt ganz om verfolgten Forschungszweck ab.
Eines wird durch die große Zahl der Klassifikatinsmerkmale jedoch deutlich: die Zahl der Industrien bzw. Industriebetriebe ist in der Wirtschaftspraxis sehr groß, und ihre Erscheinungsvielfalt ist sehr ausgeprägt.
Industriebetriebe umfassen eine große Zahl von Industrieunternehmungen mit vielen Gruppierungsmöglichkeiten, Arten und Spielarten.