Methoden zur Finanzierung: Existenzgründer haben die Wahl

Finanzplanung Existenzgründer

Existenzgründung kostet Zeit und Geld – und zwar immer. Allerdings ist der Bedarf höchst unterschiedlich. Junge Gründer benötigen mitunter weniger und gehen unbedarfter an die Selbstständigkeit heran als Gründer mit Familie, die beruflich bereits fest im Sattel sitzen und aus einer Festanstellung heraus starten. Es gibt Gründer, die sich von Beginn an den Themen Effizienz und Prozessoptimierung verschreiben und es gibt diejenigen, die ihre Idee langsam entwickeln und ihr Raum und Zeit zum Wachsen lassen.

So unterschiedlich die Menschen sind, die sich für eine Existenzgründung entscheiden, so unterschiedlich sind die Finanzierungsmethoden. Der Beitrag stellt 3 gängige Varianten vor.

Die klassische Finanzierung: Finanzierung über die Bank

Es gibt ganz verschiedene Formen von Geschäftskrediten. Wollen Gründer einen Kredit aufnehmen, schauen Banken ganz genau hin. Auch Hausbanken, die schon seit Jahren als kontoführendes Institut die finanziellen Aktivitäten des Kunden fest im Blick haben, verlangen eine ganze Reihe von Nachweisen. Handelt es sich bei der Existenzgründung um ein Einzelunternehmen, sind Banken noch kritischer. Selbstständige, die allein starten, stellen aus Bankensicht ein hohes Risiko dar. Grund ist, dass Selbstständige in der Regel schwankende Einnahmen zu verzeichnen haben und dass das Risiko von Zahlungsausfällen verhältnismäßig hoch ist. Der Sachbearbeiter in der Filiale des verlangt mindestens diese Nachweise:

  • Einkommensteuerbescheid
  • Businessplan inklusive Rentabilitätsberechnung nebst Investition und Liquiditätsplan
  • Vermögensaufstellung

Im schriftlichen Teil des Businessplans stellen die potenziellen Kreditnehmer ihr Vorgaben detailliert dar. Hier kommt es darauf an, die Geschäftsidee präzise, verständlich und positiv zu beschreiben, ohne zu übertreiben. Antragsteller sollten daran denken, dass der Banker, der die Ausführungen liest, kein Branchenprofi ist, der über die Einzelheiten des Geschäfts Bescheid weiß. Deshalb ist es unbedingt nötig, den Businessplan klar zu strukturieren und die Geschäftsidee so zu formulieren, dass ein Laie begreift, worum es geht. Fachtermini sind an dieser Stelle nicht richtig platziert, denn diese erhöhen das Risiko, dass der Banker nicht alles richtig versteht. Das wiederum wirkt sich negativ auf die Bereitschaft aus, einen Kredit zu bewilligen.

Hat der Banker den Textteil des Businessplans gelesen und verstanden, wie das Geschäft funktioniert und warum die Zukunftsprognose hinsichtlich der Umsatz- und Gewinnentwicklung positiv ausfallen muss, wendet er sich dem Zahlenteil zu. Hier sind Banker in ihrem Element, denn sie haben Tag für Tag mit Rentabilitätsberechnungen sowie Investitions- und Liquiditätsplanungen zu tun. Sollten sich im Zahlenteil grobe Mängel zeigen, wird es problematisch. Wenn Gründer noch niemals ein vergleichbares Zahlenwerk aufgestellt haben, sollten Sie dazu unbedingt einen versierten Profi engagieren, um ihre Chancen bei der Bank zu wahren.

Beratung über FinanzierungEinen Berater finden sie zum Beispiel unter beraterboerse.kfw.de über die Kfw-Beraterbörse. Dort sind über 4.000 Berater gelistet, die in ganz Deutschland sowie im angrenzenden Ausland zu unterschiedlichen Themen beraten. Der Vorteil dieser Berater ist, dass ihre Beratungsleistungen in der Regel zuschussfähig sind. Das bedeutet, dass Antragsteller nach abgeschlossener Beratung einen Teil der Kosten aus einem speziellen Fördertopf erstattet bekommen. Das Programm heißt „Förderung unternehmerischen Know-hows“. Informationen zu diesem Beratungszuschuss stehen unter bafa.de zur Verfügung.

Falls die Hausbank nach Prüfung des kompletten Businessplans bereit ist, einen Kredit zu vergeben, sollten Gründer das erste Angebot nicht einfach akzeptieren. Es empfiehlt sich, Vergleichsangebote einzuholen, um sich eine günstige Verhandlungsposition zu verschaffen. Online listet finanzcheck.de Kredite für Selbstständige auf. Um passende Angebote zu finden, die sich tatsächlich miteinander vergleichen lassen, müssen diese dieselben Eckdaten haben. Sie müssen über den gleichen Darlehensbetrag laufen, dieselbe Laufzeit aufweisen und im Bestfall über vergleichbare Zusatzkonditionen wie Sondertilgungsrecht oder Zahlpausen verfügen. Zum direkten Vergleich dient der effektive Jahreszins, der auf den Angeboten ausweisbar ist. Wenn sich bei der Online-Recherche herausstellt, dass andere Anbieter deutlich günstigere Finanzierungen anbieten, können Antragsteller ihre Bank damit konfrontieren. Das sollten sie aber nur tun, wenn sie vorher mit der Bank, die die besseren Konditionen bietet, persönlich in Kontakt getreten sind. Dabei wird sich herausstellen, ob die Bank das unverbindliche Online-Angebot aufrechterhalten oder sogar noch verbessern kann.

Investieren über Crowdinvest-Plattformen

Crowdinvest bedeutet, dass eine Vielzahl von Personen – die Crowd – einzelne kleinere Beträge in ein Vorhaben investieren. Die kleinen Beträge summieren sich und ergeben schließlich eine hohe Gesamtsumme. Crowdinvest-Plattformen funktionieren nach dem Schwarmprinzip. Allerdings ist es nötig, dass Kreditsuchende dem „Schwarm von Investoren“ ihr Vorhaben auf der Plattform entsprechend präsentieren. Mitunter kann es ratsam sein, einen detaillierten Businessplan bereitzustellen. Wie intensiv die Investoren informiert werden wollen, hängt von der Plattform und den dort herrschenden Regeln ab. Als Hinweis kann gelten: Je höher die Gesamtsumme, desto erklärungsbedürftiger für Investoren. Gründer sollten berücksichtigen, dass die Investoren auf einer Crowdinvest-Plattform oftmals Laien sind. Sie haben im Prinzip noch nie etwas von dem Geschäftsmodell gehört, das finanziert werden soll. Auch dürfen Kreditsuchende betriebswirtschaftliche Zusammenhänge nicht als bekannt voraussetzen. Die Aufbereitung der Geschäftsidee muss der Zielgruppe entsprechen, damit die möglichen Investoren „anbeißen“ und zu einem Investment bereit sind.

Investieren nur aus eigenen Mitteln: Bootstrapping

Manchmal bleibt nichts anderes übrig, als die Existenzgründung aus eigener Tasche zu finanzieren. Langsam wachsen, statt schnell zu scheitern – so ließe sich der Nebeneffekt dieser Finanzierungsmethode auf den Punkt bringen. Der Begriff Bootstrapping stammt aus der Startup-Szene und er beschreibt eine bestimmte Finanzierungsstrategie. Dabei setzen Gründer ihr Vorhaben mit einem sehr engen Budget und knappen Ressourcen um. „Bootstrap“ ist der amerikanische Ausdruck für Schnürsenkel. Bootstrapping bezieht sich auf den eng angepassten Finanzierungsschuh, den der Gründer in der ersten Phase trägt. Unter anderem herrschen die folgenden Grundsätze beim Bootstrapping:

  • Gründer beginnen schnellstmöglich mit dem operativen Geschäft.
  • Die Gewinnschwelle soll schnellstmöglich erreicht und der Cashflow schnellstmöglich gesichert werden.
  • Gegenstand einer Gründung mit Bootstrapping-Strategie sind idealerweise hochwertige Produkte oder Dienstleistungen, damit die Gründer mehr Spielraum für den Vertrieb haben.
  • Gründer arbeiten mit Personen zusammen, die sich ebenfalls der Bootstrapping-Idee verschreiben. Das bedeutet auch, dass Mitarbeiter und Geschäftspartner vergleichsweise geringe Vergütungen erhalten.

Wenn es gelingt, die Geschäftsidee innerhalb kürzester Zeit mit stark begrenzten finanziellen Mitteln und Ressourcen erfolgreich am Markt zu platzieren, stellt sich schon bald eine komfortablere Finanzsituation dar. Oft halten Gründer dieser Sparte prinzipiell an den Grundsätzen des Bootstrappings fest und weiten diese auf jeden Unternehmensbereich aus. Doch manche Gründer schalten nach erfolgreichen Anfangsanstrengungen in eine ruhigere Gangart um und führen ihr Unternehmen später nach weniger engen Vorgaben.

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